Kino-Kritik: "Hotel Lux"
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Originaltitel: Hotel Lux
Produktionsland: Deutschland
Originalsprache: Deutsch
Länge: 110 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12
Regie: Leander Haußmann
Drehbuch: Hamish McColl, William Davies
Produktion: Corinna Eich, Günter Rohrbach
Musik: Ralf Wengenmayr
Kamera: Hagen Bogdanski
Schnitt: Hansjörg Weißbrich02.11.2011 – Mit „Hotel Lux“ kam Ende Oktober eine Tragikomödie des deutschen Regisseurs Leander Haußmann (Sonnenallee, Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken) in die Kinos. Im Mittelpunkt steht das namensgebende Hotel in Moskau. Es diente tatsächlich während des Zweiten Weltkrieges als Zufluchts- und Sammelort für politische Flüchtlinge aus dem Dritten Reich.
Einer von ihnen ist der Schauspieler Hans Zeisig (Michael „Bully“ Herbig). Gemeinsam mit seinem jüdischen Freund Siegfried Meyer (Jürgen Vogel) ahmt er in einem Berliner Varietétheater die Diktatoren Stalin und Hitler nach. Die Posse wird zunehmend gefährlicher, als die Nazis die Macht ergreifen. Schließlich muss sich auch Zeisig absetzen: Er reist mit gefälschtem Pass in die Sowjetunion und landet im Hotel Lux. Doch was als Zwischenstation in die USA gedacht war, wird zu einem längeren Aufenthalt; die falschen Papiere sind ausgerechnet für Hitlers Leibastrologen vorgesehen, der ebenfalls auf der Flucht ist. Und so landet der Komiker unfreiwillig an der Seite jenes Tyrannen, den er in seinen Stücken parodiert hat: Josef Stalin.
Schnell schlüpft Zeisig in die neue Rolle und steht dem Diktator beratend zur Seite. Im Hotel Lux begegnet er der „Gruppe Ulbricht“ rund um den späteren Staatsratsvorsitzenden der DDR, Walter Ulbricht. Es dauert nicht lange, bis Zeisig merkt, dass der russische Terror dem deutschen in nichts nachsteht. Immer wieder werden Bewohner des Hotels festgenommen, das Abholen wird für ihn ein alltäglicher Anblick. Er ist gefangen; genießt zwar Stalins Schutz, kann das Hotel Lux aber nicht verlassen. Es ist die Zeit des "Großen Terrors", durch den sich Stalin jeglicher Opposition entledigen wollte. Mehr als eine Million Menschen wurden damals in Gulags deportiert oder erschossen.
Der falsche Wahrsager bestärkt den paranoiden Stalin, der seinen eigenen Gefolgsleuten nicht traut. Es kommt zu weiteren Massenverhaftungen und Deportationen. Erneut flieht Zeisig und kann durch aberwitziges Glück und die Hilfe seiner Freunde endlich entkommen; nicht aber, ohne zuvor den Verwechslungen die Krone aufgesetzt zu haben.
Michael Herbig, der sonst für Klamauk wie den „Schuh des Manitu“ und „Hui Buh – Das Schlossgespenst“ bekannt ist, kann in dieser eigentlich so ernsten Rolle viel von seinem eigenen Witz zeigen. Die Figur des naiven Hans Zeisig trotzt den Abgründen des Lebens mit Humor und überspielt den Ernst der Lage einfach. So spielt „Bully“ auch in der Tragikomödie einen komischen Helden. Ihm zur Seite stehen Jürgen Vogel als lustiger Hitler-Verschnitt und die Niederländerin Thekla Reuten als überzeugte Genossin Frida van Oorten. Das Trio gestaltet die mitunter sehr ernsten Szenen mit vielen Gags; trotzdem kann der Film die brutale Zeit im Hotel gut darstellen. Der Mittelteil, in dem in das kommunistische Hotelleben eingeführt wird, gestaltet sich zwar etwas zäh, doch der komödienhafte Anfang und das überraschende Ende machen dies durchaus wett. „Hotel Lux“ ist mehr als eine Geschichtsstunde und reizt sowohl zum Nachdenken als auch zum Lachen.
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