Kinderporno-Ring nach Überprüfung von 20 Millionen Kreditkarten zerschlagen

Artikelstatus: Fertig 10:56, 11. Jan. 2007 (CET)
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Magdeburg (Deutschland), 11.01.2007 – Nachdem Ermittler im Bundesland Sachsen-Anhalt mehr als 20 Millionen Kreditkarten durch 14 Banken hatten überprüfen lassen, konnten in ganz Deutschland 322 meist geständige Verdächtige ermittelt werden. Diese werden beschuldigt, bei einer illegalen Internetseite mit kinderpornografischen Inhalten angemeldet gewesen zu sein und diese Inhalte heruntergeladen zu haben.

Kreditkarten von VISA und MasterCard

Auf Anfrage der Fahnder stellten die Banken Daten von Kreditkartenbenutzern zur Verfügung, die im Sommer 2006 an ein verdächtiges Konto eine bestimmte Summe gezahlt hatten. Dies berichtete Martin Krems, ein Sprecher des Innenministeriums von Sachsen-Anhalt. Die Beschuldigten haben demnach mit MasterCard- und VISA-Kreditkarten bezahlt. Dabei hatten die Ermittler nur Zugriff auf die von den Banken zur Verfügung gestellten Informationen und konnten nicht selbst Kundendaten einsehen. Die Prüfung selbst erfolgte offensichtlich elektronisch, so Torsten Meyer vom LKA Magdeburg, der die fünfköpfige Sonderermittlungsgruppe leitet. Den Banken wurden fünf Daten übergeben, die sie prüfen sollten, unter anderem die Kontonummer, der Betrag und die Zahlungsfrist.

Das Vorgehen der Behörden sei rechtmäßig, da es konkrete Hinweise auf eine Straftat gegeben habe. Für Besitz, Erwerb und Verteilung kinderpornografischer Schriften sieht das deutsche Strafgesetzbuch eine Freiheitsstrafe von drei Monaten bis fünf Jahren vor. Unzulässig wäre eine Massenprüfung gewesen, die keine konkreten Suchkriterien aufgewiesen hätte, so der stellvertretende Datenschutzbeauftragte Schleswig-Holsteins, Johann Bizar.

Der oder die Betreiber der illegalen Webseite, die 79,99 Dollar (umgerechnet 61,50 Euro) für ein 20-Tage-Abonnement verlangten, sind noch unbekannt. Die Abonnenten waren häufig Männer mit angesehenen Berufen, etwa Lehrer, Arbeiter und Angestellte, ein überwiegender Anteil davon ohne Partnerschaft. Zehn Prozent der Verdächtigen gelten als Wiederholungstäter. Die Opfer stammen aus allen Teilen der Welt, so wurden Medien mit Darstellungen asiatischer, osteuropäischer und lateinamerikanischer Kinder sichergestellt.

Obwohl hauptsächlich die Staatsanwaltschaft Halle und das Landeskriminalamt Magdeburg ermittelten, waren an den Durchsuchungen bei den Wohnungen und Geschäftsräumen der Verdächtigen alle Landeskriminalämter beteiligt. Dabei wurden kistenweise Datenträger mit Bildern und Filmen sichergestellt und mehrere hundert private Computer beschlagnahmt.

Staatsanwaltschaft und Polizei nannten die Zusammenarbeit mit der Kreditwirtschaft „viel versprechend“. Oberstaatsanwalt Peter Vogt teilte mit, dass die Banken „sehr willig“ gewesen seien, bei der Aufklärung zu helfen. Er äußerte den Wunsch, dass auch andere Strafverfolgungsbehörden so vorgingen. Dass beim Datenschutz alles in Ordnung sei, betonte Generalstaatsanwalt Jürgen Konrad. Die Justizministerin Sachsen-Anhalts, Angela Kolb, wies darauf hin, dass es „schockierend und unvorstellbar“ sei, was mit Kindern geschehe, damit solche Bilder geschaffen würden.

Der Präsident des deutschen Anwaltsvereins (DAV), Hartmut Kilger, warnte: „Die freiwillige Herausgabe derartiger Daten ist höchst bedenklich, denn im Grunde wird hier die Rasterfahndung einfach an Privatunternehmen outgesourcet.“ Die juristischen Folgen dieses Vorgehens werde der DAV genau überprüfen.

Die als „Mikado“ bezeichnete Operation erinnert an den Erfolg der Operation „Marcy“. Diese führte im Jahr 2003 auf die Spur von 26.500 Verdächtigen aus 166 Ländern, unter anderem auch im Vatikan und der Antarktis. 530 davon lebten in Deutschland. Der 29-jährige arbeitslose Magdeburger Marcel K. hatte damals Dateien mit kinderpornografischem Inhalt im Internet angeboten und auf seiner Festplatte die Daten seiner Kunden abgespeichert. Er wurde 2005 zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Die Aktion wurde nach seinem Nicknamen benannt. Auch damals ermittelte Oberstaatsanwalt Peter Vogt.

Diesmal führte die Strafanzeige eines Reporters des SAT.1-Magazins „Akte – Reporter decken auf“ zu den Ermittlungen. Diese führten die der Zentralstelle gegen Kinderpornografie in Halle angehörigen Fahnder zur Website. Da damals keine Hintermänner ermittelt werden konnten, konzentrierten sich die Ermittler auf die Abonnenten.

Der Innenminister Sachsen-Anhalts, Holger Hövelmann warnte heimliche Kinderschänder: „Wir kriegen sie alle!“

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Quellen