Karlspreis an Pinchas Goldschmidt und jüdische Gemeinschaften in Europa verliehen
Veröffentlicht: 22:23, 9. Mai 2024 (CEST) Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen. |
Aachen (Nordrhein-Westfalen), 09.05.2024 – Der Karlspreis ist in diesem Jahr an Pinchas Goldschmidt verliehen worden. Der Präsident der Konferenz der europäischen Rabbiner nahm die Auszeichnung am heutigen Donnerstag im Aachener Rathaus stellvertretend für alle jüdischen Gemeinden in Europa entgegen.
Das Direktorium des seit 1950 üblicherweise jährlich für Verdienste um Europa und die Europäische Union verliehenen Preises erklärte, mit der Entscheidung ein Zeichen setzen zu wollen, „dass jüdisches Leben selbstverständlich zu Europa gehört und in Europa kein Platz für Antisemitismus sein darf“. „Jede Form von Antisemitismus, jeder Angriff, jede Herabwürdigung, erst recht jede Gewalttat sei ein Angriff auf uns alle“ und auf das demokratische System. Man wolle darauf hinweisen, dass alle Menschen „in sicheren Grenzen und einer freien, friedlichen und demokratischen Gesellschaft“ leben dürften. Der Preis zeichne auch Goldschmidts Engagement im interreligiösen Dialog aus.
Sie versuchen, den jüdischen Menschen Sicherheit zu geben. Und ich bin dankbar dafür. Aber so leid es mir tut, das sagen zu müssen: Was getan wird – es reicht nicht. | ||
– Pinchas Goldschmidt, Dankesrede zum Karlspreis 2024 |
Vizekanzler Robert Habeck rief in seiner Festrede zum Widerstand gegen Antisemitismus auf. Wer das jüdische Leben in Europa würdige, könne diesen nicht ignorieren. Aachens Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen würdigte Goldschmidt als jemanden, der für den Austausch und die Überwindung von Grenzen zwischen den Religionen stehe. Die Preisverleihung sei eine „Anerkennung seiner Verdienste, sie steht auch für unsere Entschlossenheit, gegen Antisemitismus und jede Form von Ausgrenzung einzustehen“. In seiner Dankesrede sagte Goldschmidt, dieses Zeichen der Solidarität tue ihm gut. Er forderte mehr Solidarität mit jüdischen Gruppen und Gemeinden weltweit.
Der in der Schweiz geborene Goldschmidt siedelte 1989 in die Sowjetunion über und war ab 1993 Oberrabbiner von Moskau. Im Juli 2011 wurde er zum Präsidenten der Konferenz der europäischen Rabbiner gewählt und war 2015 an der Gründung des Muslim-Jewish Leadership Council beteiligt, der sich für eine Vertiefung des Austauschs zwischen Juden und Muslimen einsetzt. Nach dem Überfall auf die Ukraine verließ er Russland im März 2022.
Am Rande der Verleihung fanden einige kleinere Demonstrationen mit bis zu 130 Teilnehmern statt, darunter ein propalästinensischer und ein prorussischer Protest.
Mit dem nach Karl dem Großen benannten Internationalen Karlspreis zu Aachen, wie die Auszeichnung vollständig heißt, werden seit 1950 üblicherweise jährlich Personen geehrt, die sich um Europa und die europäische Einigung verdient gemacht haben. Im vergangenen Jahr war er an den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und das ukrainische Volk verliehen worden, zu den früheren Preisträgern zählen Papst Franziskus, Angela Merkel, Bill Clinton, Konrad Adenauer und Winston Churchill.
Quellen
Bearbeiten- karlspreis.de: „Karlspreis 2024“
- deutschlandfunk.de: „Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt mit Karlspreis geehrt“ (09.05.2024)
- 1wdr.de: „Der Karlspreis als Signal gegen Antisemitismus“ (09.05.2024)
- Zeit Online: „Habeck ruft bei Karlspreisverleihung zu Kampf gegen Antisemitismus auf“ (09.05.2024)
- aachener-zeitung.de: „Aufrüttelnde Appelle aus Aachen gegen den Judenhass“ (09.05.2024)