Kairo: Zehn sudanesische Flüchtlinge bei der Erstürmung ihres Lagers getötet

Artikelstatus: Fertig 17:55, 30. Dez. 2005 (CET)
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Kairo (Ägypten), 30.12.2005 – Bei der Erstürmung eines Protestcamps sudanesischer Flüchtlinge in Kairo durch die ägyptische Polizei brach eine Massenpanik aus. Mindestens zehn sudanesische Flüchtlinge wurden dabei getötet.

Etwa 3.000 Flüchtlinge hatten mit ihrem Protestcamp in der Nähe des Büros der Vereinten Nationen in der ägyptischen Hauptstadt für bessere Lebensbedingungen in Ägypten und das Recht auf Umsiedelung in ein anderes Land, in dem sie mit besseren Bedingungen rechnen können, demonstriert. Nach Angaben des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) hatten die meisten der Flüchtlinge nicht das Recht zu den Forderungen, die sie erhoben. So sagte ein Pressesprecher des UNHCR, dass Umsiedelung in ein anderes Land kein Recht sei. Die Flüchtlinge hatten im September mit ihren Protesten begonnen, nachdem der UNHCR seine Hilfen für die sudanesischen Flüchtlinge eingestellt hatte, denen zuvor der Flüchtlingsstatus verweigert worden war. Im Januar hatten die sudanesische Regierung und die Rebellenorganisation SPLM/A einen Friedensvertrag unterzeichnet, der einen langen Bürgerkrieg im Südsudan beenden soll. Der UNHCR hatte den Flüchtlingen in Aussicht gestellt, einige ihrer Forderungen zu erfüllen, die meisten der Forderungen seien aber unrealistisch. Der UNHCR müsse sich, so Astrid Stort, eine UNHCR-Sprecherin, vorrangig um Menschen kümmern, die unmittelbar von Verfolgung bedroht seien. Das Problem schlechter Lebensbedingungen in Ägypten, einem Land mit hoher Arbeitslosigkeit, könne der UNHCR nicht lösen. Der UNHCR glaubt, dass die Mehrzahl der betroffenen Flüchtlinge aus Gründen wirtschaftlicher Not geflohen sei und daher nicht das Recht auf den Flüchtlingsstatus habe. Die Flüchtlinge vertreten dagegen die Meinung, dass im Sudan trotz des Friedensabkommens noch keine Sicherheit herrsche. Die ägyptischen Behörden hatten die Flüchtlinge gewarnt, dass ihr Camp nicht für eine unbegrenzte Zeit geduldet werde.

Das Protestcamp wurde am Freitagmorgen von über tausend ägyptischen Bereitschaftspolizisten gestürmt, die mit Wasserwerfern auf Flüchtlinge feuerten, die sich weigerten, das Camp zu verlassen. Die Polizisten waren Berichten zufolge mit Knüppeln und Schutzschildern bewaffnet. In der Folge kam es zu einer Massenpanik unter den Flüchtlingen, bei der mindestens zehn Menschen gestorben sind. Weitere 30 Menschen wurden nach Angaben des ägyptischen Innenministeriums bei der Massenpanik verletzt. Unter den Flüchtlingen befanden sich ältere Menschen und sehr junge Kinder. Der ägyptische Innenminister wirft den Flüchtlingen vor, die Polizisten angegriffen zu haben. 23 Polizisten wurden laut ägptischem Innenministerium bei dem Vorfall verletzt. Die Flüchtlinge wurden mit Bussen in eine Wüstengegend nahe Kairo gebracht.

Unter den derzeit etwa 90.000 in Ägypten lebenden Flüchtlingen befinden sich 20.000 aus dem Sudan oder aus Somalia.

Quellen