Jeder dritte Fernzug zu spät: Deutsche Bahn kann Pünktlichkeitsziel für 2024 nicht mehr erreichen

Veröffentlicht: 22:03, 18. Jul. 2024 (CEST)
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Jeder dritte Fernzug zu spät: Deutsche Bahn kann Pünktlichkeitsziel für 2024 nicht mehr erreichen
Baustellen, Streiks und Wetter sorgen für enorme Verspätungen im Fernverkehr


Deutschland, 18.07.2024 – Mehr als 70 Prozent pünktliche Züge im Fernverkehr – das hatte sich die Deutsche Bahn für das Jahr 2024 vorgenommen. Nach sechseinhalb Monaten steht nun fest: Dieses Ziel wird das Unternehmen wahrscheinlich nicht einhalten können. Wie man in einer Pressemitteilung bekanntgab, seien im ersten Halbjahr nur 62,7 Prozent aller Fernzüge pünktlich gewesen. Als „pünktlich” gelten hier auch Verspätungen von bis zu fünf Minuten. Hatte der Wert von Januar bis Mai zwischen etwa 63 und 68 Prozent gelegen, fiel er im Juni auf gerade einmal 52,9 Prozent ab, was für fast die Hälfte aller Züge im Fernverkehr eine Verspätung bedeutet. Dies hatte sich vor allem während der ersten Hälfte der Fußball-Europameisterschaft bemerkbar gemacht; einen vergleichbar schlechten Wert hatte es zuletzt im November letzten Jahres gegeben, viele Jahre zuvor nicht.

Züge im Bahnhof Köln-Deutz
Im Januar sorgten Streiks der Lokführer-Gewerkschaft GDL für zahlreiche Zugausfälle.

Auch die sogenannte Reisendenpünktlichkeit fiel schlecht aus: Hier wird berücksichtigt, ob größere Verzögerungen beim Erreichen des Reiseziels entstanden, daher zählen auch ganze Zugausfälle mit in die Statistik, Verspätungen allerdings erst ab 15 Minuten. Sie wird zwar erst seit Anfang des Jahres berechnet, hatte im Juni mit 55,3 Prozent aber den bisher niedrigsten Wert.

Bei den Ursachen haben unter anderem die „externen Faktoren” zugenommen. Es seien durchschnittlich mehr als 400 Züge am Tag von Extremwetter betroffen gewesen, teilte das Unternehmen mit. So dürfte auch die Klimaerwärmung zu einer höheren Unzuverlässigkeit beitragen, zumal der Wert um ein Drittel höher liegt als während der Flutkatastrophe im Sommer 2021. Doch nicht die gesamte Unpünktlichkeit wird hierdurch verursacht.

Auch das marode und überlastete Streckennetz, das sich Hochgeschwindigkeitszüge wie der ICE mit Regionalbahnen teilen müssen, sorgt für längere Fahrzeiten, wenn ein Zug beispielsweise viele andere auf der selben Trasse vorfahren lassen muss. Und Anfang des Jahres bestimmten massive Streiks der Lokführer den Alltag vieler Zugreisenden.

Zuletzt sorgen seit dieser Woche auch lange Streckensperrungen wie die Großbaustelle der Riedbahn-ICE-Strecke zwischen Frankfurt und Mannheim, die den Beginn eines umfangreichen Streckensanierungsprogramms der Bahn einläutet, und daraus folgende Umleitungen für mehr Verspätungen. Ob die Generalsanierung bis 2030, mit der 40 stark beanspruchte Strecken modernisiert werden sollen, das Schienennetz langfristig erfolgreich entlasten kann, wird sich zeigen. Bis dahin werden sich Bahnreisende aber auf umso mehr Verspätungen, Gleiswechsel und Ausfälle einstellen müssen.