Israel bangt um seinen Ministerpräsidenten

Artikelstatus: Fertig 14:23, 10. Jan. 2006 (CET)
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Jerusalem (Israel), 09.01.2006 – Der Zustand des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon hat Israel in einen Zustand politischer Lähmung versetzt. Es gilt als ausgeschlossen, dass Scharon jemals wieder die Regierungsgeschäfte aufnehmen kann.

Ariel Scharon
Ehud Olmert bei einer Rede in São Paulo, 2005 (Antônio Milena/ABr)

Die Ärzte gaben heute bekannt, dass sie heute damit begonnen hätten, Scharon wieder aus dem künstlichen Koma herauszuholen. Er atme jetzt wieder selbstständig, teilten sie mit. Er sei jedoch noch an eine Herz-Lungen-Maschine zur Unterstützung seiner Atmung angeschlossen. Die Wiederaufnahme der Atmung sowie erste kleine Bewegungen wurden als Hinweise darauf gedeutet, dass Scharons Gehirn wieder arbeite. Chefchirurg Felix Umansky sagte jedoch, man könne nicht behaupten, Scharon sei außer Gefahr.

Der Prozess der langsamen Rücknahme der Betäubung werde noch Tage in Anspruch nehmen. Erst danach könnten Aussagen darüber getroffen werden, wie stark das Gehirn des Ministerpräsidenten geschädigt sei. Wenn die Ärzte eine dauernde Geschäftsunfähigkeit mit Sicherheit diagnostizieren können, müssen sie dies dem israelischen Generalstaatsanwalt Meni Masus mitteilen. Erst dann kann das amtierende Regierungskabinett, das zurzeit von Ehud Olmert kommissarisch geleitet wird, einen neuen Ministerpräsidenten bestimmen.

In Israel hat die schwere Erkrankung Scharons zu einem politischen Stillstand geführt. Wahlkampfauftritte finden nicht statt, die politische Auseinandersetzung um den weiteren Kurs Israels pausiert. Viele Israelis hatten ihre Hoffnungen auf den 77-jährigen Scharon nach dessen Kurswechsel und Ausscheiden aus dem Likud-Block gesetzt. Der konservative Politiker gilt vielen als Wegbereiter zu einer friedlicheren Zukunft Israels auf der Basis eines Kompromisses mit den Palästinensern. Die von Scharon neu gegründete Kadima-Partei hatte in den Umfragen bisher vorne gelegen.

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Quellen