In Japan werden alle Atomkraftwerke abgeschaltet

Veröffentlicht: 02:37, 6. Mai 2012 (CEST)
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Tokio (Japan), 06.05.2012 – Am 7. Mai 2012 wird in Japan der letzte Atomreaktor außer Betrieb genommen. Die insgesamt 54 Reaktoren des Landes werden dann zum ersten Mal seit 1970 alle abgeschaltet sein – teils aufgrund der Beschädigungen infolge des Tsunami im Frühling 2011, teils zu Wartungsarbeiten. Der letzte noch abzuschaltende Reaktor befindet sich im Atomkraftwerk Tomari auf der Insel Hokkaido im Norden des Landes.

Atomkraftwerk Tomari

Ob und wann überhaupt wieder ein Reaktor hochgefahren wird, ist derzeit noch unklar, da seit dem Reaktorunfall bei Fukushima die lokalen Behörden dem Wiederanfahren zustimmen müssen. Diese Zustimmung wurde seitdem aber in keinem Fall mehr erteilt.

In Japan wurden vor den Ereignissen im März 2011 über 30 Prozent des Strombedarfs durch Atomstrom gedeckt. Mit drei Atomkonzernen gilt Japan als eine der führenden Nationen im Bereich der Atomstromerzeugung.

In Tokio haben Atomkraftgegner die Abschaltung gefeiert und sich zuversichtlich gezeigt, dass Engpässe in der Stromversorgung, vor denen die Regierung warnt, nicht eintreten würden. Insbesondere an heißen Sommertagen steigt der Stromverbrauch in Japan wegen der zahlreichen Klimaanlagen deutlich an. Industrievertreter warnten davor, dass Stromausfälle für die Industrie fatale Folgen haben könnten, und raten dazu, einzelne Reaktoren wieder hochzufahren. Ob es im Sommer zu Engpässen kommen wird, muss sich aber erst noch zeigen. Gyoshu Otso (56), ein buddhistischer Mönch, erklärte: „Ein neues japanisches Zeitalter ohne Atomkraft bricht an. Die Erzeugung von Atomkraft ist einem Verbrechen vergleichbar, denn viele Menschen leiden noch immer.“ Masao Kimura, ein Mitorganisator der Proteste, sagte: „Dies ist ein symbolträchtiger Tag. Jetzt können wir beweisen, dass ein Leben ohne Atomkraft möglich ist.“ Obwohl die Regierung Stresstests angeordnet hat, um die Sicherheit der Kraftwerke zu prüfen, bemängeln viele, dass diese nicht vor einer erneuten Katastrophe schützen können. Masashi Goto, ein ehemaliger japanischer AKW-Ingenieur und heutiger Atomkritiker, bekräftigt dies: „Diese Stresstests sagen doch gar nichts über die Sicherheit der Kraftwerke aus. Da wurden am grünen Tisch die Unterlagen geprüft, in einigen Fällen höhere Tsunamiwälle und mehr Feuerwehr vorgeschrieben. Aber an den Anlagen, an den Reaktoren selbst, an ihrer Gefährdung durch Erdbeben hat sich nichts geändert. Deshalb ist es nach wie vor sehr wahrscheinlich, dass sich ein Unglück wie in Fukushima wiederholt.“

Nach dem fatalen Erdbeben im März 2011 wurde das Atomkraftwerk in Fukushima durch einen darauf folgenden Tsunami überflutet und schwer beschädigt. Zwar wurden die Reaktoren nach dem Erdbeben sofort abgeschaltet, aber durch die Tsunamischäden konnte die Nachzerfallswärme nicht abgeführt werden. Trotz improvisierter Kühlmaßnahmen kam es zu einer partiellen Kernschmelze in den Blöcken 1 bis 3. Bei dem Unglück wurden auch größere Mengen radioaktiver Stoffe freigesetzt, woraufhin die gesamte Umgebung evakuiert werden musste. Zehntausende Anwohner wurden aus der Region evakuiert.

Die Katastrophe führte zu einem Wandel in der öffentlichen Meinung. Nach den Ereignissen demonstrierten immer mehr Menschen für einen Atomausstieg. Bis heute können die Menschen in einige Regionen um das Kraftwerk nicht zurückkehren. Ob die Gegend langfristig wieder bewohnbar sein wird, ist zweifelhaft.



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  In der Wikipedia gibt es den weiterführenden Artikel „Nuklearkatastrophe von Fukushima“.