In Deutschland sind 13 Prozent der Bevölkerung armutsgefährdet
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Wiesbaden (Deutschland), 05.12.2006 – In Deutschland verfügen nach Aussagen des Statistischen Bundesamtes 13 Prozent der Bevölkerung über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens. Diese Grenze liegt in Deutschland zurzeit bei 1.798 Euro für einen Vier-Personen-Haushalt mit zwei Kindern. Dieses Kriterium ist Grundlage der Einschätzung bei einer 10,6 Millionen Menschen umfassenden Bevölkerungsgruppe, von einer „Armutsgefährdung“ zu sprechen. In dieser Zahl sind 1,7 Millionen Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren enthalten. Diese Ergebnisse stellte der Vizepräsident des Amtes, Walter Radermacher, am Dienstag in Berlin vor. Die Daten beziehen sich auf das Jahr 2004.
Anhand der statistischen Daten können auch Aussagen zu den Lebensumständen dieser Haushalte gemacht werden. Bestimmte Ausgaben sind aufgrund des engen finanziellen Spielraums der betroffenen Familien nicht möglich. Dazu gehört beispielsweise die Möglichkeit, Urlaub zu machen. Bei den Heizkosten muss im Winter ebenso gespart werden wie bei notwendigen Haushaltsreparaturen. Plötzlich auftretende Mehrbelastungen können nicht bewältigt werden. Unter dem Zwang, Kosten zu sparen, leidet oft auch die gesundheitliche Versorgung, weil jeder fünfte dieser Bevölkerungsgruppe wegen der gestiegenen Kosten (Praxisgebühr, gestiegene Rezeptgebühren) schon einmal auf Arztbesuche verzichtet. Auch so genannte langlebige Konsumgüter weisen auf Unterschiede in den Lebensverhältnissen hin. Telefon, Fernseher oder Waschmaschine fehlen nur in zwei bis drei Prozent der Haushalte. Dagegen muss rund ein Fünftel (21 Prozent) der armutsgefährdeten Haushalte auf einen Computer verzichten, in den übrigen nicht-armutsgefährdeten Haushalten müssen nur vier Prozent darauf verzichten. Die Verteilung von Computern auf die Haushalte kann möglicherweise jedoch auch vom erworbenen Bildungsgrad abhängig sein.
Die so definierte Armutsgefährdung trifft vor allem Erwerbslose und Menschen mit fehlenden oder geringen Schulabschlüssen. Ein weiterer Faktor sind fehlende Einspareffekte bei Alleinlebenden. Bei 16- bis 24-jährigen Alleinlebenden liegt die Armutsgefährdungsquote bei 53 Prozent. Umgekehrt sind Haushalte mit zwei erwerbstätigen Erwachsenen ohne Kinder am wenigsten gefährdet.
Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes weisen auch regionale Unterschiede aus. So gibt es ein deutliches Ost-West-Gefälle. In den alten Bundesländern sind zwölf Prozent armutsgefährdet, während es in den neuen Bundesländern 17 Prozent sind.