IHK Bremerhaven fordert Geheimhaltung bei Forschung und Wissenschaft
Veröffentlicht: 12:40, 19. Feb. 2015 (CET) Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen. |
Bremerhaven (Deutschland), 19.02.2015 – Seit zwei Jahren betreiben Transparency International Deutschland e.V, die taz und der Zusammenschluss von Studentenschaften die Internetseite Hochschulwatch, auf der Stiftungsprofessuren, Forschungskooperationen und Sponsoring an den deutschen Hochschulen vorgestellt werden. Diese finanziellen Mittel, die aus Projekten der EU, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Unternehmen oder Stiftungen, aber auch aus staatlichen Forschungsaufträgen stammen, beliefen sich 2012 in Deutschland auf 6,7 Milliarden Euro und tragen damit erheblich zu Wissenschaft und Forschung bei. Ziel von Hochschulwatch ist neben der Information für die Öffentlichkeit auch die Offenlegung möglichen Einflusses der Industrie. Für die Bildungsminister der Länder sind Drittmittel wichtig, wenn es um die Finanzierung der Hochschulen geht. Aufgrund der Staatsverschuldung richtet sich das Augenmerk in einigen Bundesländern auf das Sparpotential an Hochschulen und Universitäten, so dass gerade diese Drittmittel zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Kritiker sehen die Gefahr, dass aus der Veröffentlichung von Informationen über die Drittmittel Rückschlüsse auf den Inhalt von Forschungsvorhaben möglich und damit Betriebsgeheimnisse offengelegt werden. In einer aktuell entfachten Diskussion erklärte Hans-Christoph Seewald, Präsident der Industrie- und Handelskammer Bremerhaven, dazu: „Die Drittmitteleinwerbung wird nicht mehr funktionieren, wenn nicht sichergestellt wird, dass Forschung im Geheimen abgewickelt wird.“
Die Geheimniskrämerei der IHK Bremerhaven hat Tradition: Schon 1882 weigerte sie sich als einzige Kammer im damaligen Preußen, ihre Sitzungsprotokolle dem Staat vorzulegen. Der Anteil der gewerblichen Wirtschaft an den Drittmitteln der Hochschule Bremerhaven ist allerdings gering: 2012 erhielt die Hochschule rund 6,4 Millionen Euro, davon stammten nur knapp 236.000 Euro aus der Wirtschaft, das sind rund vier Prozent. Etwas anders sieht es an der Universität Bremen aus: Hier erreichte der Anteil der Wirtschaft etwa 13 Prozent der im Jahre 2012 eingeworbenen Drittmittel von rund 89 Millionen Euro. Der Bundesdurchschnitt liegt laut Hochschulwatch bei 20 Prozent.
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Quellen
- www.hochschulwatch.de: „Hochschule Bremerhaven: Anteil der gewerblichen Wirtschaft an den Drittmitteln“ (01.03.2014)
- www.weser-kurier.de: „Verflechtung von Wissenschaft und Wirtschaft - Disput über Drittmittel der Unis“ (18.02.2015)