Hunderte flüchten in Australien vor Überschwemmungen

Veröffentlicht: 15:25, 3. Mär. 2010 (CET)
Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen.

Sydney / Brisbane (Australien), 03.03.2010 – Der Südwesten des australischen Bundesstaates Queensland leidet derzeit unter starken Niederschlägen. Ein Monsuntief hat innerhalb von 24 Stunden – von Montagmorgen, dem 1. März, 9:00 Uhr (Ortszeit) an gerechnet – mehr als 140 Millimeter Niederschlag in die Gebiete um Quilpie und Charleville gebracht. Die starken Regenfälle beendeten eine Dürreperiode, die in Quilpie 2002, in Charleville 2003 und in Roma 2005 begonnen hatte. Vielerorts ist in den letzten sieben Tagen soviel Regen gefallen wie üblicherweise innerhalb eines ganzen Jahres.

Der Bundesstaat Queensland liegt im Nordosten Australiens.

Ein anderes Tiefdruckgebiet wiederum sorgte an der Sunshine Coast zu mehr als 150 Millimetern Regen. In Southport an der Gold Coast wurden mehr als 100 Millimeter gemessen. Weniger stark war der Regen in Brisbane, wo eine Regenmenge von 50 Litern pro Quadratmeter erreicht wurde.

Durch die starken Regenfälle wurden einige Straßenverbindungen unterbrochen, die Orte Bedourie und Birdsville sind von der Außenwelt abgeschnitten. In Bedourie war die Regenmenge die höchste seit 1938 gemessene Niederschlagsmenge, in Birdsville regnete es vom Sonntag bis Montag mit 200 Millimetern pro Quadratmeter mehr als durchschnittlich im ganzen Jahr. Hier wurden die stärksten Regenfälle seit einem Jahrhundert verzeichnet. „Ich wurde hier geboren und habe hier mein ganzes Leben verbracht und dies war der stärkste Sommerregen seit 1976“, sagte David Edwards, der Bürgermeister des Quilpie Shire. In Eromanga mussten 170 Bewohner ihre Häuser verlassen.

Die Feuerwehr musste einen Mann am überfluteten Bohle River bei Townsville im Norden des Bundesstaates in Sicherheit bringen. Der 54-Jährige konnte sich aus seinem Auto noch auf einen Baum retten, auf dem ihn die Feuerwehr schließlich fand. Er war gerade noch so aus dem Fenster seines Autos geklettert, bevor sein Auto vom Fluss davon getrieben wurde. Aus einer ähnlichen Lage wurden eine Frau mit ihrem Kind bei Charleville gerettet. Dem Unwetter sind bislang drei Personen zum Opfer gefallen. Ein 57 Jahre alter Mann stürzte mit seinem Motorrad und fiel in einen Wasserlauf, zwei weitere starben bei einem Verkehrsunfall auf nasser Fahrbahn.

Auch die Wasserläufe im Einzugsgebiet des Georgina Rivers sind über die Ufer getreten. Nach Angaben Scott Masons, der dem Rat des Diamantina Shires angehört, mussten einige der Bewohner bei Ethabuka Station mit Hubschraubern in Sicherheit gebracht werden. Bradley′s Gully hat im Murweh Shire einen Wasserstand von 150 Zentimetern erreicht, man bereitete dort die Evakuierung für den Fall vor, dass der Wasserstand 190 Zentimeter überschreiten würde. Ihre Häuser bereits verlassen mussten 500 Bewohner von Charleville am gleichen Fluss, weil dort eine Überflutung von zwei Dritteln des Stadtgebietes in einer Höhe von mehr als vier Metern erwartet wurde. Doch inzwischen fiel der Stand des Warrego Rivers wieder und nur 150 Bewohner mussten die Nacht in Notunterkünften verbringen. Die Polizei hatte zwar befürchtet, dass es zu Plünderungen kommen könnte, aber der Polizist Matthew Russell gab an, dass nur eine Person deswegen festgenommen wurde.

Starke Regenfälle sind in der Regenzeit in Queensland nicht ungewöhnlich. Unser Bild zeigt eine überflutete Straße in Townsville am 31. Januar.
Foto: robstephaustralia via Flickr

Sicherheitshalber evakuierten die Behörden auch ein Krankenhaus; 30 Patienten wurden auf dem Luftweg nach Brisbane gebracht. Nach den Worten von Neil Roberts, dem für Notfallmaßnahmen zuständigen Minister, hatte der Fluss mit 3,8 Metern in der Stadt einen Stand, der um 60  Zentimeter über dem Wert von 2008 lag, als das Hinterland Brisbanes bereits von Überschwemmungen geplagt wurde.

In Roma erreichte das Hochwasser am Bungil Creek mit 8,1 Metern den höchsten Stand. Seitdem sinkt der Wasserstand wieder. Ein Reporter der Australian Broadcasting Corporation berichtete, er habe beim Überfliegen der Stadt mit dem Hubschrauber gesehen, dass in vielen Straßen Romas das Wasser noch an die Häuser heranreiche. In Meandarra in den westlichen Darling Downs haben sich die Bewohner bereits an die Aufräumarbeiten gemacht. Kathryn McDonald, eine Bewohnerin des Ortes kommentierte, dass „die Ecke, wo sich das Royal Hotel befindet, immer noch überflutet ist, aber die Stadtbewohner halten zusammen und räumen auf“.

Weiter südlich in St George am Balonne River steht das Schlimmste noch bevor. Am 3. März um 9:00 Uhr Ortszeit (0:00 Uhr Mitteleuropäischer Zeit) hatte der Fluss einen Pegelstand von 7,62 Meter erreicht. Es wird hier erwartet, dass der Fluss ähnliche Werte wie beim Hochwasser vom April 1990 erreichen wird. Damals kulminierte der Fluss bei 12,24 Metern. Die Bürgermeisterin des Balonne Shires Donna Stewart sagte, dass Farmer an den nach St George führenden Wasserläufen telefonisch gemeldet hätten, Zeit ihres Lebens keinen so hohen Wasserstand gesehen zu haben.

Auch am Paroo River warteten die Menschen noch auf den Höhepunkt des Hochwassers mit neuen Rekordwerten.

Der Energieversorger Ergon Energy musste für einen Teil seiner Kunden aus Sicherheitsgründen die Elektrizitätsversorgung abschalten. Durch den Regen wurde auch der Eisenbahnverkehr behindert. „The Westlander“, der Brisbane mit Charleville verbindet, konnte nicht fahren, und ein Busersatzverkehr musste eingerichtet werden. Aber auch viel weiter westlich wirkten sich die starken Regenfälle aus: Weil abfließendes Regenwasser die Gleise der Bahnstrecke von Adelaide nach Darwin unterspült hatte, mussten 150 Passagiere an Bord des Ghan mit Bussen und dem Flugzeug nach Darwin gebracht werden.

Fast drei Viertel der Kommunen Queenslands wurden zum Katastrophengebiet erklärt. Nach den Angaben der Infrastructure Association könnte der Gesamtschaden ähnlich hoch werden wie bei dem tropischen Zyklon Larry, der 2006 mehr als 550 Millionen Australische Dollar Wirtschaftsschäden, weitere 370 Millionen Dollar Versicherungsschäden und 216 Millionen Dollar an ausgezahlten Nothilfen verursachte.

Viele Farmer sind jedoch über den Regen froh, da er die Wasserspeicher wieder auffüllt. Die drei Wasserspeicher, die Brisbane versorgen, haben inzwischen 80 Prozent ihrer Kapazität erreicht – zum ersten Mal seit acht Jahren. Professor Mike Young von der Universität Adelaide erklärte, dass der Regen wohl auch zur Regenerierung des Murray-Darling-Flusssystems beitrage.

Themenverwandte Artikel

Quellen