Hoya: Vietnamesische Familie flüchtet vor Abschiebung ins Kirchenasyl
Artikelstatus: Fertig 17:58, 29. Aug. 2006 (CEST) Bitte keine weiteren inhaltlichen Veränderungen vornehmen, sondern einen Folgeartikel schreiben. |
Hoya (Deutschland), 29.08.2006 – Am heutigen 29. August sollte die in der niedersächsischen Gemeinde Hoya (Landkreis Nienburg) lebende vietnamesische Familie Nguyen aus Deutschland abgeschoben werden. Dass es nicht dazu kam, liegt daran, dass die Familie Zuflucht in den Räumen der evangelischen Kirchengemeinde in Hoya suchte.
Pastor Ruh berichtete, die Familie sei zurzeit im Kirchenraum untergebracht, wo sie mit Hilfe von Spenden unterhalten werde. Er wies in diesem Zusammenhang auch auf die große Hilfsbereitschaft aus der Gemeinde hin, die die Versorgung der Familie erst ermögliche. Die Kirchengemeinde beruft sich in ihrer Unterstützung für die vietnamesische Familie auf das Kirchenasyl: „Die Gemeinde ist weder willens noch verpflichtet, eine einzelne Person oder Familie, die in ihren Räumen Schutz und Obdach sucht, mit Hilfe staatlicher Behörden aus diesen Räumen zu vertreiben.“ Der Pastor wandte sich an die Landesregierung mit der Forderung nach Aussetzung der Abschiebung. Die rechtliche Lage lässt dies jedoch nach Ansicht des niedersächsischen Innenministeriums nicht zu. Die Familie sei „ausreisepflichtig“, wie sich ein Behördensprecher ausdrückte. Ministeriumssprecher Engelmann wies auch darauf hin, dass der Petitionsausschuss des Landtages bereits vor drei Jahren mit den Stimmen aller Parteien der Auffassung zugestimmt hat, dass die Familie kein Bleiberecht habe. Der Asylantrag der Familie sei schon vor 14 Jahren abgelehnt worden. Der Familie sei es nur deshalb bisher gelungen, der Abschiebung zu entgehen, weil sie nach und nach Asylanträge für ihre Kinder gestellt habe, die ebenfalls alle abgelehnt worden seien.
Die niedersächsische Landesbischöfin Margot Käßmann unterstützt das Anliegen der vietnamesischen Familie, in Deutschland bleiben zu können. Sie könne nicht nachvollziehen, erklärte sie in einem Schreiben an die Gemeinde, „warum sie, die mit ihren Kindern gut integriert sind, brutal aus ihrem Lebensmittelpunkt gerissen und in ein Land abgeschoben werden sollen, das die Kinder überhaupt nicht kennen“. Unterstützung kam auch vom niedersächsischen FDP-Fraktionssitzenden Philipp Rösler, der selbst als vietnamesische Waise von deutschen Eltern adoptiert worden war.
Ein Sprecher des Landkreises Nienburg gab bekannt, die Eltern dieser Familie würden sofort inhaftiert, wenn sie außerhalb der Kirche von der Polizei angetroffen werden sollten. Indes hofft Pastor Ruh auf eine bundesweite Regelung für langfristig Geduldete, die der Familie vielleicht zum Erfolg verhelfen könnte. Das könne aber möglicherweise bis Oktober dauern.
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