Hochwasser in West- und Zentralafrika fordert viele Opfer

Veröffentlicht: 14:09, 5. Nov. 2010 (CET)
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Genf (Schweiz) / Cotonou (Benin) / N’Djamena (Tschad), 05.11.2010 – Wie die Vereinten Nationen und mehrere Hilfsorganisationen mitteilten, haben durch Hochwasser in einigen Staaten West- und Zentralafrikas mindestens 397 Menschen ihr Leben verloren. Zu den am stärksten betroffenen Staaten gehört Benin, Burkina Faso, Kamerun, Niger, Nigeria und Tschad. Rund 1,8 Millionen Menschen sind von den Fluten betroffen.

In Zentralafrika sind 230.000 Menschen vom Hochwasser betroffen, 90 Personen verloren ihr Leben. Schlimmer ist die Lage in den Staaten Westafrikas. Dort sind 1.600.000 Bewohner direkt vom Hochwasser betroffen und 307 Menschen sind gestorben, teilte Elisabeth Byrs, eine Sprecherin des UN-Nothilfekoordinators (OCHA) der Presse in Genf mit. In Benin seien rund 700.000 Einwohner in 55 der insgesamt 77 Gemeinden des Landes vom Hochwasser betroffen. Hier starben bis Mitte Oktober mindestens 43 Menschen, mehr als 90.000 weitere wurden obdachlos. In Nigeria wurden im gleichen Zeitraum mindestens 118 Personen getötet, über 300.000 Bewohner sind obdachlos. Niger und Tschad melden 227.000 bzw. fast 145.000 Obdachlose, in Burkina Faso sind es mehr als 105.000.

Ein erhebliches Risiko geht für die betroffene Bevölkerung von Seuchen aus; im Tschad und im Norden Kameruns sowie in Niger und Nigeria ist gebietsweise Cholera ausgebrochen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden seit Juni über 52.000 Fälle der Krankheit registriert.

Im Tschad sind 19 des 22 Regionen von den Fluten betroffen, in sechs dieser Regionen ist die Cholera ausgebrochen, stellte das Büro des UN-Nothilfekoordinators (OCHA) fest. Zum 7. Oktober hatte OCHA die Zahl der infizierten Personen mit 3338 angegeben, gegenüber 735 Fällen einen Monat zuvor. Doch die Quote der tödlich verlaufenden Infektionen sei rückläufig. Sie betrug Anfang Oktober 3,8 %, gegenüber 6 % im September, teilte OCHA mit. Die Epidemie war im Tschad im August ausgebrochen, nachdem sie bereits in den angrenzenden Gebieten Kameruns und Nigeria wütete.

Mitten in dieser Epidemie sorgen steigende Wasserstände des Flusses Schari für weitere Besorgnis. Das Hochwasser ist in Brunnen und Toiletten eingedrungen und erhöht somit die Infektionsgefahr, sodass tausende von Bewohnern niedrig gelegener Stadtteile der Landeshauptstadt N’Djamena fliehen mussten. Für viele Menschen gibt es kein sauberes Trinkwasser. Der Fluss war Ende September über die Ufer getreten und ist immer noch am Steigen. Rund 1500 Familien wurden im Stadtbezirk Walia obdachlos. Viele der Betroffen kamen bei Verwandten in anderen Stadtteilen unter.

Mitarbeiter von Hilfsorganisationen sagten, dass der Aufenthalt dieser Menschen wenig kontrollierbar sei und es dadurch erschwert werde, den Ausbruch der Epidemie unter Kontrolle zu bekommen. Mahamat Bafoundou, ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes, sagte der UN-eigenen Presseagentur IRIN, dass viele Familien derzeit im Freien lebten. Doch auch in anderen Stadtteilen sorgt der hohe Wasserstand zunehmend für Gefahr. Um ein Überfluten dieser Stadtteile zu verhindern, mussten Abwasserkanäle versperrt werden, aber diese Maßnahme erhöht die Seuchengefahr weiter.

Die Hilfsorganisation CARE hat das Hochwasser in Benin als die schlimmste Naturkatastrophe in dem Land seit 1963 bezeichnet. Dort waren nach UN-Angaben 76.000 Quadratkilometer des Landes überschwemmt. Rotimy Djossaya, der Direktor von CARE Benin erklärte, „Alle Älteren stimmen darin überein, dass sie nie eine solche Flut erlebt haben“. Von dem Hochwasser weggespült worden seien auch Siedlungen, die eigentlich als hochwassersicher galten, wie beispielsweise das Dorf Kopto in der Gemeinde Zangnanado in der Mitte des Landes. Viele Ortschaften stehen unter Wasser und die Bevölkerung hat in Einrichtungen der Gesundheitsvorsorge Zuflucht gesucht, was die medizinische Versorgung erschwert.

Zwar geht das Hochwasser in Benin inzwischen zurück, doch droht nun die Ausbreitung von Malaria, da vielerorts noch Wasser steht. Auch Cholera ist in Benin ein Thema. Bereits vor Einsetzen des Hochwassers wurden zahlreiche Erkrankungen gemeldet. CARE gab die Zahl der Cholerafälle in Benin am 26. Oktober mit 846 an, davon entfielen über 500 auf Cotonou. Sieben Menschen sind an der Infektionskrankheit, die vor allem durch verschmutztes Trinkwasser ausgelöst wird, gestorben. Erschwert wird die Lage auch dadurch, dass viele der Gesundheitszentren überflutet oder wegen Hochwasser unerreichbar sind.

Durch eine überdurchschnittliche Regenzeit führen der Niger und zahlreiche andere Flüsse Hochwasser.

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Quellen