Hilfe für die Helfer in der Antarktis

Veröffentlicht: 12:05, 07. Januar 2014 (MEZ)
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Commonwealth Bucht (Antarktika), 07.01.2014 – Der chinesische Eisbrecher Xue Long (deutsch: Schneedrache) war dem seit kurz vor Weihnachten im Packeis der Antarktis eingeschlossenen russischen Forschungsschiff Akademik Shokalskiy zur Hilfe gekommen, weil er als ein regelrechter Eisbrecher nahe an das eingeschlossene Schiff herankommen konnte und zudem mit dem Bordhubschrauber der Xue Long die Forscher und Touristen ausgeflogen werden konnten. Die Xue Long hatte sich der Akademik Shokalskiy bis auf Sichtweite genähert. Der Hubschrauber übernahm dann die Bergung der Menschen, die auf den vor dem Packeis dafür in Bereitschaft liegenden australischen Eisbrecher Aurora Australis brachte. Die Aurora Australis hatte sich danach noch in Bereitschaft gehalten, hat sich jedoch nach Absprache mit den beiden anderen Schiffen auf den Weg zum Hafen von Hobart auf Tasmanien gemacht, um die Geretteten dort an Land zu bringen.

Der Eisbrecher Polar Star

Die Akademik Shokalskiy war bereits in dem für diese Zeit ungewöhnlich dichten Packeis gefangen, doch nun steckt auch die Xue Long auf 66,65° südlicher Breite, 144,42° östlicher Länge im Packeis fest. Die Besatzung des Schiffs wollte versuchen, am Sonnabendmorgen (04.01. Ortszeit) bei günstiger Gezeitenlage den Weg aus dem Packeis zu finden, doch dieses Vorhaben scheiterte, da sich ein Tafeleisberg genau in die vorgesehene Route des Schiffs geschoben hat. Der etwa 1 km lange Eisberg befindet sich ungefähr 2 km entfernt vom Schiff, stellt aber keine direkte erkennbare Gefahr dar. Die Xue Long selbst kann Eis bis zu einer Stärke von 1,1 m durchbrechen, aber das Eis im Bereich des Schiffs ist bis zu 4 m dick, so dass nur eine etwa 1 km lange „Anlaufbahn“ für die mögliche Befreiung von der Xue Long geschaffen werden konnte. Das Eis stellt auch für die Akademik Shokalskiy keine unmittelbare Gefahr dar, da beide Schiffe so konstruiert sind, dass sie vom sich schließenden Eis emporgehoben und nicht zerdrückt werden. Außerdem sind beide ausreichend mit Lebensmitteln und Treibstoff ausgestattet. Der Kapitän des chinesischen Schiffes sagte dazu, man sei bis Anfang April mit allem Notwendigen versorgt.

Ein aufkommender Sturm, an dessen Rand sich die Schiffe befinden, könnte am Montag oder Dienstag (06.01/07.01, Ortszeit) die Eisschollen soweit auseinander schieben, dass zumindest der Xue Long eine Fahrt in freieres Gewässer möglich ist, denn auch der am Sonnabend störende Eisberg wird sich bis zu jenem Zeitpunkt verschoben haben, wobei ihm ein zweiter in kurzem Abstand folgt. Genaue Vorhersagen über einen Ausweg aus dem Eis sind wegen der komplizierten Strömungsverhältnisse jedoch schwer zu machen. Die Xue Long befindet sich rund 21 km von eisfreiem Wasser entfernt, und das Gebiet mit dem dicksten und für das Schiff damit zu starkem Eis ist ungefähr 3,7 km breit.

Jedoch wurde jetzt auch der Eisbrecher Polar Star der amerikanischen Küstenwache zur Hilfe geschickt, wie die australische Seesicherheitsbehörde AMSA mitteilte, die die gesamte Aktion koordiniert. Die Polar Star, die in der Lage ist, Eis bis zu einer Dicke von 6 m zu brechen, hat den Hafen von Sydney verlassen und wird das Einsatzgebiet in voraussichtlich nach einer Woche Fahrtzeit erreichen. Die Polar Star, ist nach Angaben der US-Küstenwache auf eine gemeinsame Anfrage der australischen genauso wie der russischen und chinesischen Behörden hin, auf den Weg geschickt worden. Das Ziel der Fahrt sei die „Rettung von Menschenleben“ durch Schaffung einer Passage durch das Eis für beide eingeschlossenen Schiffe, sagte der Leiter der US-Küstenwache für den Bereich des Pazifik Vizeadmiral Paul Zukunft

Allein die Rettung der Passagiere von der Akademik Shokalskiy hat umgerechnet 260.000 Euro gekostet, die dem Schiffseigner bzw. dessen Versicherer in Rechnung gestellt werden sollen. Der Vorfall hat darüber hinaus die laufenden Forschungsvorhaben aller beteiligten Nationen im Bereich der Antarktis beeinträchtigt, deren Fortgang nach dem endgültigen Ende der Aktion neu zu bestimmen sind, wie beklagt wurde. Die chinesischen Forscher freuten sich jedoch über einige unerwartete Gelegenheiten zur Vermessung des Erdmagnetfeldes, ließen sie verlauten. Auch die Fahrt der Akademik Shokalskiy wurde inzwischen gegen Vorwürfe verteidigt, sie sei eine „Touristenfahrt“ gewesen. Die Route des Schiffs, die als Australasian Antarctic Expedition 2013 der Route des Polarforschers Douglas Mawson folgte, habe es Wissenschaftlern ermöglicht, wichtige Forschungen durchzuführen, hieß es, und dies würden die später veröffentlichten wissenschaftlichen Beiträge zeigen, wurde erklärt.



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Quellen