Artikelstatus: Fertig 16:39, 9. Mai 2007 (CEST)
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Jerusalem (Israel), 09.05.2007 – Nach 35 Jahren ist Ehud Netzer am Ziel. Der israelische Archäologe und Professor an der Hebräischen Universität Jerusalem beschäftigt sich schon seit Jahrzehnten mit Herodes I., der auch als „Herodes der Große“ bekannt ist. Heute bestätigte Netzer offiziell in einer nächtlichen Pressemitteilung, dass er das Grab des Herodes gefunden habe. Die israelische Zeitung „Haaretz“ hatte zuvor schon die Meldung verbreitet, dass das Grab gefunden worden sei.

Das Herodion aus der Luft (Fotograf Asaf T., aus der hebräischen Wikipedia) - zum Vergößern auf das Bild klicken

Seit 1972 gruben Netzer und sein Team im Herodion, einem künstlich aufgeschütteten Festungsberg in Palästina, zirka zwölf Kilometer südlich von Jerusalem. Schon der jüdisch-römische Geschichtsschreiber Flavius Josephus erwähnte, dass König Herodes dort bestattet worden sei, doch zunächst verliefen die Ausgraben über Jahre hinweg erfolglos. So konnte erst im April dieses Jahres die Lage des Grabes ausgemacht werden. Ein wahrer Wissenschaftskrimi wurde durch akribische Arbeit und jahrzehntelange Ausdauer gelöst.

Der Fund dürfte sicher nicht nur für die Historikergemeinde bedeutend sein, sondern auch für viele Gläubige in aller Welt. Handelt es sich doch bei eben jenem Herodes um den König, der aus dem Neuen Testament der Bibel bekannt ist.

Denn zu seinen Lebzeiten wurde Jesus geboren, und wegen jenes Kindes soll er laut den Evangelien ein Massaker unter den männlichen Neugeborenen und Säuglingen veranstaltet haben (Kindermord in Betlehem). Nach der Überlieferung tat er es aus Angst, dass dieses Kind der neue König der Juden werden und ihn somit vom Thron stürzen könnte. Seine Angst war nicht ganz unbegründet, da Herodes kein Jude, sondern ein Idumäer war und das Kommen eines Messisas im Buch des Propheten Micha angekündigt wurde.

Doch nicht nur dadurch wurde Herodes bekannt. Seinen Beinamen „der Große“ verdiente er sich vor allem durch sein enormes Bauprogramm. Zu seinen bekanntesten Bauten zählen der Neubau des Palastes in Jerusalem, die Gründung der Stadt Caesarea Maritima und mehrere fast uneinnehmbare Festungen mitten in der Wüste, so auch der Ausbau der Festung Masada, die im jüdischen Aufstand gegen die Römer 71 traurige Berühmtheit erlangte, und seine riesige Palastburg, das Herodion, wofür er einen künstlichen Hügel aufschütten ließ. Noch heute von großer Bedeutung ist sein Umbau des Tempels in Jerusalem, den er praktisch nicht nur umbaute, sondern komplett neu errichtete. Heute befinden sich auf dem Plateau des ehemaligen Tempels zwei islamische Moscheen, die al-Aqsa-Moschee und der Felsendom, die als zweitwichtigste Stätten des Islam gelten. Doch auch die Juden beten noch heute am Fuße ihres einstigen Tempels, an einer seiner ehemaligen Mauern, die als „Klagemauer“ bekannt ist. Durch seine Bedeutung für zwei Religionen und Völker geriet der Tempelberg immer wieder ins Zentrum politisch-religiöser Auseinandersetzungen, die nicht selten blutig verliefen (siehe auch Nahostkonflikt).

Doch Herodes zeichnete sich nicht nur durch seine Bautätigkeit aus. Er galt als machtbesessener Tyrann, und ihm wurden zahlreiche Morde an seinen eigenen Familienangehörigen nachgesagt. Er wurde von den Römern zuerst zum Gouverneur von Galiläa ernannt und im Jahre 40 vor Christus zum König über Judäa gemacht.

Zeit seines Lebens litt er unter Verfolgungswahn, was auch die Größe und Stärke seiner Festungen erklären könnte.

In seiner Hauptfestung, dem Herodion, ließ er sich bestatten, was aber erst jetzt nachgewiesen werden konnte. E. Netzer sagte: „Die Lage und die einzigartige Beschaffenheit des Fundorts, genauso wie die geschichtliche Überlieferung, lassen nicht daran zweifeln, dass es sich um die Grabstätte des Herodes handelt.“[1] Seinen Aussagen zufolge fand das Team einen außergewöhnlichen Sarkophag aus Kalkstein, bei dem es sich um den Sarkophag Herodes des Großen handeln soll. Darin befanden sich aber laut Aussage Netzers keine Gebeine. Das Grab selbst befindet sich am nordöstlichen Anstieg des Festungsberges. Es war in der Vergangenheit offensichtlich schon einmal aufgebrochen worden, da sich diverse Beschädigungsspuren darin fanden[2]. Vielleicht wollte sich jemand während des Aufstands der Jahre 66 bis 72 an Herodes rächen. Dennoch bezeichnet Netzer den Fund als einen Höhepunkt in der archäologischen Arbeit an dieser Stätte. Dadurch scheint nun bewiesen, dass Herodes seinen Palast wirklich als Mausoleum nutzte. Denn schon bei der Konstruktion muss die Grabanlage eingeplant worden sein, da man 6,5 Meter breite Treppenstufen fand, die offensichtlich für die Beerdigungsprozession genutzt wurden. Die Grabanlage befindet sich am Fuße des Hügels zwischen dem Herodion und einem zweiten Palast, den Herodes anlegen ließ.

Das Herodion selbst war eine gewaltige Anlage. Am Fuße des Hügels befand sich ein Areal von der Größe einer kleinen Stadt. Dort ließ Herodes Gärten, Teiche, Ställe und Lager errichten. Der Palasthügel war mit Wehrtürmen befestigt. Die gesamte Anlage diente als Verwaltungssitz, Herrscherpalast, Kultplatz und Mausoleum und gilt als eine der größten monarchistischen Anlagen der Römerzeit.

Nach allgemeiner Übereinkunft gibt man das Jahr 4 vor Christus als das Todesjahr des Herodes an. Er starb im Alter von etwa 70 Jahren nach langer Krankheit in Jericho.

In der Wikipedia gibt es den weiterführenden Artikel „Herodes der Große“.

Quellen

  1. bible-earth.net: „Grab des Herodes gefunden!“ (08.05.2007)
  2. haaretz.com: „Archeologist: King Herod's tomb desecrated, but discovery 'high point'“ ( ) (08.05.2007, 16:11 Uhr)