Geräusche der Mayapyramiden enträtselt

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Gent (Belgien), 16.12.2004 – Mithilfe akustischer ComputerSimulation gelang es Nico Declercq und seinen Kollegen von der Universität von Gent in Belgien nachzuweisen, dass die merkwürdigen Echogeräusche der Pyramiden der Maya, von denen einige wie Vogelzwitschern und fallender Regen klingen, durch Resonanzeffekte an den an allen vier Seiten aufragenden mit einer seitlichen Mauer versehenen Treppen erzeugt werden und eventuell früher von Mayapriestern gezielt für kultische Handlungen eingesetzt wurden.

Mayaruine in Mexico

Auf dieses akustische Phänomen wurde erstmalig im Jahr 1998 der kalifornische Akustikfachmann David Lubman aufmerksam, als er am Fuß der Treppe einer Mayapyramide stehend in die Hände klatschte und ein nach Vogelzwitschern klingendes Echo zurückkam. Declercq wiederum erfuhr 2002 auf einer Akustikkonferenz in Cancún von diesem Geräusch und war davon so sehr fasziniert, dass er sich direkt im Anschluss an die Konferenz zusammen mit Lubman und anderen zur Mayapyramide El Castillo in Chichén Itzá begab, um dieses selbst zu erleben.

Zunächst wurde die Theorie aufgestellt, dass die Baumeister der Maya gezielt die Treppenstufen so konstruiert hatten, dass das Vogelzwitschern im Echo entstand, da der Qetzal, eine mittelamerikanische Vogelart, in der Mayareligion ein heiliges Tier war. Declerq wies nun mithilfe von Computersimulationen nach, dass die Maya den genauen Klang des Geräusches nicht vorhersehen konnten, wohl aber eventuell ihre Pyramidentreppen absichtlich so konstruieren konnten, dass ein verfremdetes Echo auftrat. Außerdem hängt der Klang des Echos vom Quellgeräusch ab. So stellte Declercq beim Besuch von El Castillo im Jahr 2002 fest, dass das Echo der Schrittgeräusche von Menschen, die die Treppenstufen hinunterlaufen, an den Klang von in einen Eimer fallenden Regentropfen erinnert. Regen spielte in der Religion der Maya ebenfalls eine zentrale Rolle, weswegen dieses Regengeräusch laut Declercq genausogut das ursprüngliche Ziel der Mayaarchitekten gewesen sein könnte. Declercq und seine Kollegen vermuten daher, dass andere Quellen wie Trommeln wieder andere Echos erzeugen und regen an, dieses Phänomen mit weiteren gezielten Messungen vor Ort an El Castillo zu untersuchen.

Der Effekt des verfremdeten Echos konnte in den Computersimulationen auf die Art der Gestaltung der Treppenstufen zurückgeführt werden. Die Höhe und Tiefe der einzelnen Stufen bewirkt, dass einzelne Frequenzen des Quellgeräuschs gezielt verstärkt und andere gedämpft werden. Ein analoger Effekt gibt Musikinstrumenten ihren speziellen Klang: Neben anderen Ursachen bewirkt die Form des Resonanzkörpers, dass bestimmte Frequenzen verstärkt und andere gedämpft werden und somit das Instrument seinen charakteristischen Klang bekommt. Bei den Simulationen stellte man zudem fest, wie es auch schon anhand der beiden verschiedenen beobachteten Echogeräusche zuvor vermutet wurde, dass aber auch die Frequenzmischung (also der Klang) des Ausgangsgeräuschs für den Klang des Echogeräuschs wichtig ist. Aufgrund dieser zusätzlichen Schwierigkeit sind daher wohl derartige Vermutungen abwegig, ob die Echos gezielt beabsichtigt waren und ob diese tatsächlich mit religiösen Symbolen interpretiert werden können, zumal man auch in anderen Kulturkreisen an Treppen diesen Echoeffekt fand. So erzeugt das Klatschen an einer Treppe in Kataragama in Sri Lanka, die zum Menik-Ganga-Fluss hinabführt, als Echo das Geräusch quakender Enten.

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Quellen