Generalstreik gegen hohe Lebenshaltungskosten auf Guadeloupe

Veröffentlicht: 22:09, 16. Feb. 2009 (CET)
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Basse-Terre (Stadt) (Frankreich), 16.02.2009 – Aus Protest gegen hohe Lebenshaltungskosten und für höhere Gehälter sind die Einwohner des französischen Überseegebiets Guadeloupe in einen Generalstreik getreten. Da sich die Proteste auf Guadeloupe und der Nachbarinsel Martinique ausweiten, rechnet der französische Staatssekretär für Tourismus, Hervé Novelli, mit einem millionenschweren Verlust für die Reisebranche. Laut französischem Hotelverband sind zurzeit 70 bis 80 Prozent der Hotelbetten auf Guadeloupe nicht belegt. Inzwischen haben Gewerkschaften auch auf Réunion im indischen Ozean zum Streik aufgerufen.

Die Lage von Guadeloupe

Bereits seit vier Wochen organisiert die Dachorganisation „Kollektiv gegen die Ausbeutung“ (LKP) einen Generalstreik auf der französischen Antilleninsel. Auf der Karibikinsel, die hauptsächlich vom Tourismus lebt, haben die Beschäftigten von Schulen, Ämtern, Banken und Geschäften sowie der Müllabfuhr größtenteils ihre Arbeit eingestellt. Laut Nachrichtenagentur „AFP“ geht die KKP davon aus, dass sich die Protestbwegung nicht erschöpft sondern ausweiten wird. Frankreich unterstelle der Organisation, Einwohner der Insel töten zu wollen. Hintergrund dieser Aussage ist die Tatsache, dass am Wochenende Polizisten aus dem französischen Mutterland zur Verstärkung der örtlichen Polizei im Überseedépartement angekommen sind.

In der Nähe der Stadt Pointe-à-Pitre wurden am Montag zwölf Demonstranten festgenommen, 40 weitere wurden von der Polizei eingekreist. Laut Polizei haben die Personen den Verkehr behindert und mit Steinen geworfen. Von einem „gewaltsamen Vorgehen der Polizei“ ist dagegen auf Seiten der Protestierenden die Rede. Wie der Fernsehsender „France 24“ berichtet, stieg die Zahl der Festnahmen damit auf 50.

Außer gegen die hohen Lebenshaltungskosten richten sich die Proteste auch gegen die ungleiche Machtverteilung. So zitiert die Zeitung „Le Figaro“ die Gewerkschaftsführerin Elie Domota mit folgenden Worten: „Wir, die schwarze Mehrheit auf der Insel, leben noch immer wie zu Zeiten der Sklaverei.“ Häufig ist aus den Protesten die Parole „Guadeloupe gehört uns, nicht euch“ zu hören, womit die Arbeitgeber gemeint sind, unter ihnen sind überdurchschnittlich viele Weiße, die entweder Nachkommen früherer Sklavenhändler sind oder vom französischen Festland kommen.

Frankreich lehnt die Forderungen der Protestierenden ab und setzt auf die Verhandlungen der Sozialpartner. Präsident Nicolas Sarkozy hatte Ende vergangener Woche eine Ministerrunde angekündigt, die sich speziell mit der Lage in den Überseegebieten beschäftigen soll.

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Quellen