Gazastreifen: Israel beginnt mit Bodenoffensive

Veröffentlicht: 16:04, 19. Jul. 2014 (CEST)
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Jerusalem (Israel) / Gaza (Stadt), 19.07.2014 – Die israelische Armee hat am späten Donnerstagabend mit einer Bodenoffensive gegen die Hamas im Gazastreifen begonnen. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hatte die Militäraktion befohlen. Es solle erreicht werden, dass die „Bewohner Israels in Sicherheit leben können“ und gleichzeitig „ein bedeutender Schlag“ gegen die Infrastruktur der Hamas geführt werden. Man wolle insbesondere Tunnel zerstören, die von Hamas unter der Grenze gegraben wurden, um in Israel Terroranschläge auszuführen, hieß es. Die „Operation Fels in der Brandung“ begann am zehnten Tag intensiver Gefechte zwischen Israel und Hamas. Der Konflikt war erneut aufgebrochen, nachdem im Westjordanland drei israelische Jugendliche und danach, vermutlich in einer Vergeltungsaktion durch jüdische Extremisten, ein junger Palästinenser in Ost-Jerusalem ermordet wurden.

Seit Beginn der Kämpfe wurden mehr als 260 Palästinenser getötet und mehr als 2000 weitere verletzt, darunter viele Zivilisten. Nach israelischen Angaben haben militante Palästinenser in diesem Zeitraum über 1300 Raketen auf Israel abgefeuert. Die meisten dieser Raketen werden von dem Raketenabwehrsystem Iron Dome abgefangen. Im Gegenzug zu den Raketenangriffen haben israelische Flugzeuge 1500 Ziele im Gazastreifen angegriffen und dabei mehr als 1500 Tonnen Sprengstoff eingesetzt. Israelische Sicherheitsexperten glauben, dass durch die Angriffe nur ein Drittel oder die Hälfte des palästinensischen Raketenarsenals vernichtet wurden, da der größte Teil davon unterirdisch gelagert werde.

Israelische Truppen rückten zu Wasser, zu Land und in der Luft auf Beit Hanun und Beit Lahia vor. Auch im Süden des Gazastreifens rücken die Truppen vor. Die Regierung hat insgesamt 60.000 Reservisten mobilisiert. Die Führung der israelischen Streikräfte glaubt, dass die Hamas gut auf einen israelischen Angriff vorbereitet ist und rechnet mit Sprengfallen und Attacken aus unterirdischen Einrichtungen. Bislang ist ein israelischer Soldat bei den Kämpfen getötet worden.

Start einer Iron Dom Abfangrakete

Hamas drohte Israel damit, es werde „einen hohen Preis“ für den Angriff bezahlen. Ein Sprecher der israelischen Streitkräfte rechtfertigte den Einsatz damit, dass Hamas jedes Mal, wenn Israel den Versuch einer Deeskalation unternommen habe, Raketen auf Israel abgeschossen hat. In der Türkei hat die Militäraktion zu Ausschreitungen geführt. Bei den Demonstrationen, zu denen islamistische Organisationen aufgerufen hatten, wurden Fenster des israelischen Generalkonsulats in Istanbul eingeworfen. In Ankara beteiligten sich bei der Demonstration vor der israelischen Botschaft Angehörige der Regierungspartei AKP. Deren Vorsitzender und Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan hatte zuvor Israel „Staatsterrorismus“ und den „Versuch des systematischen Völkermordes“ vorgeworfen. Außenminister Ahmet Davutoğlu verlangte ein „sofortiges Ende der israelischen Angriffe“ und forderte Sondersitzungen des UN-Sicherheitsrats, des UN-Menschenrechtsrates und der Organisation für Islamische Zusammenarbeit. Das Verhältnis zwischen den einstigen Verbündeten Israel und Türkei ist zerrüttet, seitdem Israel eine Hilfsflottille für Gaza gewaltsam aufgebracht hatte. Bei dem sogenannten Ship-to-Gaza-Zwischenfall wurden im Mai 2010 neun türkische Aktivisten getötet.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel bekräftigte: „Israel hat ein Recht auf Selbstverteidigung“, forderte allerdings ein angemessenes Vorgehen. „Jedes Land muss sich, wenn es so angegriffen wird, wehren“, stellte die Kanzlerin fest. Die Bundesregierung setze sich weiterhin für eine Zweistaatenlösung ein. Der amerikanische Außenminister John Kerry forderte, dass die israelische Militäraktion „zielgerichtet“ auf die Zerstörung der Tunnels durchgeführt und „so schnell wie möglich“ wieder ein Waffenstillstand erreicht werde. Ägyptens Außenminister Samech Schukri kritisierte sowohl die israelische Invasion als auch die Hamas: „Hätte die Hamas die ägyptischen Vorschläge akzeptiert, wäre seitdem das Leben Dutzender Palästinenser verschont geblieben.“ Hamas hatte am Dienstag einen Vermittlungsvorschlag der ägyptischen Regierung abgelehnt. UN-Generalsekretär Ban Ki-mun verlangte das Ende der Kämpfe. „Ich bedaure, dass trotz meines wiederholten Drängens und dem zahlreicher anderer Politiker ein schon gefährlicher Konflikt weiter eskaliert ist“, sagte der UN-Generalsekretär. „Es kann aber keine militärische Lösung dieses Konfliktes geben.“ Doch Premier Netanjahu droht bislang mit einer Ausweitung der Militäraktion.


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