Frankreich: Globalisierungsgegner Coûteaux denkt über Rückzug aus FN-Kampagne nach

Veröffentlicht: 06:41, 9. Jan. 2012 (CET)
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Paris (Frankreich), 09.01.2012 – Der souverainistische ehemalige Abgeordnete des Europaparlaments Paul-Marie Coûteaux hat bekanntgegeben, dass er mit dem Diskurs innerhalb des Front National (FN) nicht zufrieden sei und deshalb möglicherweise seine bisherige Unterstützung der Präsidentschaftskandidatur von Marine Le Pen aufgeben werde.

Paul-Marie Coûteaux 2007 als Fürsprecher von Philippe de Villiers
Präsidentschaftskandidatin Marine le Pen (FN)

Während der FN eine klar rechtspopulistische Kraft darstellt, ist der französische Souverainismus nicht auf einer Skala von links bis rechts darstellbar. Es gibt im deutschsprachigen Raum nicht nur kein Pendant, sondern auch keine Begrifflichkeit zur Verortung im politischen Diskurs. Es handelt sich um einen mit dem Gaullismus verwandten, aber nicht identischen, politischen Ansatz, der sich in erster Linie durch Etatismus und die Betonung der nationalen Souveränität der französischen Republik auszeichnet. Er versteht sich als Erbe des Jacobinismus und will die Republik als Ausdruck des Willens aller Staatsbürger über alle gesellschaftliche Sphären stellen, darunter auch die Wirtschaft. Die sozioökonomischen Positionen von Souverainisten reichen dabei von quasi kommunistischen Vorstellungen bis hin zu Konzepten von einer paternalistisch verfassten Unternehmerwirtschaft.

Die politische Biographie Coûteaux's spiegelt diese Bandbreite exemplarisch wider. Er hatte sich in der Vergangenheit sowohl für den Linkssouverainisten Jean-Pierre Chevènement stark gemacht, dessen Formation Bestandteil der Linkskoalition unter Premierminister Lionel Jospin war, als auch für den rechtskonservativen Nationalisten Philippe de Villiers. Coûteaux hat zwischenzeitlich auch eine eigene Kleinpartei gegründet, den RIF. Er war darüber hinaus Gründungsmitglied von ATTAC.

Seine Abkehr vom FN begründete Coûteaux mit einem seiner Meinung nach fehlenden Willen der Rechtspopulisten, sich der souverainistischen Sache zu verschreiben. Er sah den FN bisher als die stärkste derjenigen politischen Kräfte, die sich gegen eine Übernahme finanzmarktfreundlicher Politikkonzeptionen wendeten, wie sie vor allem von Deutschland vertreten werden.



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