Frankreich: Bayrou schlägt Einladung Sarkozys zu gemeinsamem Flug zu Havels Beerdigung aus

Veröffentlicht: 15:40, 22. Dez. 2011 (CET)
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Paris (Frankreich), 22.12.2011 – Der Präsidentschaftskandidat François Bayrou vom zentristischen Mouvement Démocrate (MoDem) hat den Präsidenten der Republik, Nicolas Sarkozy, demonstrativ düpiert. Sarkozy hatte Bayrou dazu eingeladen, mit ihm zusammen im Präsidentenflugzeug zur anstehenden Beerdigung des ehemaligen tschechoslowakischen und tschechischen Präsidenten Vaclav Havel nach Prag zu fliegen. Vorher hatte Bayrou seine Teilnahme an der Beerdigung angekündigt. Die Einladung des Präsidenten hat er nun aber zurückgewiesen. Er wird alleine fliegen.

Bürgerlicher Gegner des bürgerlichen Präsidenten: François Bayrou (MoDem)

Der Vorfall kann vor dem Hintergrund der das politische Geschehen in Frankreich nunmehr nahezu vollständig dominierenden Präsidentschaftswahl im nächsten Frühjahr als ein gescheiterter Annäherungs- oder auch Vereinnahmeversuch Sarkozys gedeutet werden. Bayrou ist nach Sarkozy der zweite bürgerliche Kandidat mit nennenswerter Zustimmung. Nach einer aktuellen Meinungsumfrage kann er in der ersten Runde mit ca. 14 Prozent Stimmanteil rechnen. Sarkozy kommt auf 24 Prozent. Insgesamt kann das bürgerliche Lager, einige relativ unbedeutende Kandidaten mitgerechnet, mit ca. 40 Prozent rechnen. Führend ist der Sozialist François Hollande mit 27 Prozent. Zusammen mit den 7,5 Prozent von Jean-Luc Mélenchon vom Linksbündnis Front de Gauche (u.a. Kommunistische Partei), den 4 Prozent der grünen Eva Joly sowie einigen Kleinkandidaturen kommt das Mitte-links-Lager ebenfalls auf ca. 40 Prozent. Die restlichen 20 Prozent teilen sich Marine le Pen vom rechtspopulistischen Front National (16 Prozent) und einige „sonstige“.

In einem zweiten, entscheidenden Wahlgang werden die beiden erfolgreichsten Kandidaten aus der ersten Runde gegeneinander antreten. Bisher würden das Sarkozy und Hollande sein. Während sich Hollande der Unterstützung der anderen Kandidaten bzw. ihrer Anhänger aus dem Mitte-links-Lager relativ sicher sein kann, ist das Verhalten der Bayrou- und der le Pen-Anhänger nicht eindeutig vorhersehbar. Bayrou ist ein entschiedener Gegner Sarkozys. Der ebenfalls bürgerliche Vorgänger Sarkozys, Jaques Chirac, ist ebenfalls alles andere als ein Unterstützer Sarkozys.

Sarkozy hat gegenüber Hollande also den Nachteil, dass das von ihm vertretene Lager weniger geschlossen hinter ihm steht. Die Einladung an Bayrou könnte demnach mit dem Hintergedanken erfolgt sein, bei den Bayrou-Anhängern den Eindruck einer gewissen politischen Nähe zu hinterlassen, um seinen Anteil bei der zweiten Runde zu erhöhen. Dieser Schuss ist mit Bayrous Ablehnung nach hinten losgegangen.

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