Frankreich: Antisemitismusvorwürfe gegen Rot-Grün

Veröffentlicht: 13:05, 19. Nov. 2011 (CET)
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Paris (Frankreich), 19.11.2011 – Nachdem sich Frankreichs Sozialisten (PS) und die Grünen (EELV) darauf geeinigt haben, bei den Parlamentswahlen 2012 mit gemeinsamen Kandidaten in den Wahlkreisen anzutreten, hat der Vorsitzende des Verbandes der jüdischen Institutionen (Conseil représentatif des institutions juives de France, CRIF), Richard Prasquier, vor einer Entfremdung zwischen den französischen Juden und dem rot-grünen politischen Lager gewarnt.

Daniel Goldberg (PS)

Hintergrund ist die Kandidatenaufstellung in der Hauptstadtregion Île-de-France. Vier aktuelle PS-Abgeordnete mit jüdischen Wurzeln sollen nicht mehr antreten. In ihren Wahlkreisen treten 2012 entweder EELV- oder andere PS-Kandidaten an. Es handelt sich um Tony Dreyfus, Daniel Goldberg, Danièle Hoffman-Rispal und Serge Blisko. Alle vier gelten als wichtige Brückenbauer zwischen dem Mitte-links-Lager und der jüdischen Gemeinschaft. Dass sie alle nicht mehr für die Nationalversammlung aufgestellt wurden, kann nach Ansicht des CRIF-Vorsitzenden zu der Versuchung führen, hier eine antisemitische Tendenz auszumachen, wovon er sich persönlich aber distanziere.

Prasquier geht weiterhin davon aus, dass der Anschein erweckt worden sein könnte, dass eine angebliche Abwendung des PS von der jüdischen Gemeinschaft direkt mit der Hinwendung zu EELV begründet sei. „Leider“ und „absurderweise“ hätten die Grünen nämlich die Verachtung Israels zu einem ihrer Aushängeschilder gemacht.

Die betroffenen Abgeordneten haben eine antisemitische Personalpolitik ihrer Partei verneint. Daniel Goldberg sagte, er und seine Kollegen verstünden sich primär als Repräsentanten der sozialistischen Partei, ihrer Heimatwahlkreise sowie der gesamten Republik und nicht als Interessenvertreter der Juden. Serge Blisko hält die Tatsache, dass bei der Kandidatenaufstellung überproportional viele Juden zu den Verlierern gehören, für einen reinen Zufall.



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