Flugzeugabsturz in Nigeria – über 100 Tote

Artikelstatus: Fertig 18:42, 30. Okt. 2006 (CET)
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Abuja (Nigeria), 30.10.2006 – Eine Maschine der privaten Fluggesellschaft „ADC Airlines Nigeria“ ist gestern kurz nach dem Start in der nigerianischen Hauptstadt Abuja in gebirgigem Gelände, nur vier Kilometer vom Flughafen entfernt, abgestürzt und fing danach sofort Feuer, wie ein Mitarbeiter der Katastrophenschutzbehörde mitteilte.

Karte Nigerias

Nach Angaben des Luftfahrtministeriums kamen 96 Menschen bei dem Absturz ums Leben. Neun Menschen überlebten, darunter zwei Crewmitglieder. Beim Aufprall der Maschine auf einem Feld wurden außerdem sechs Bauern getötet. Wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AP berichtete, waren Trümmer und Leichenteile über eine Fläche von der Größe eines Fußballfeldes verstreut.

Das Flugzeug vom Typ Boeing 737-200 war auf dem Weg nach Sokoto im Norden Nigerias. An Bord befanden sich einige hochrangige Politiker des Landes sowie Sultan Macchido, das geistige Oberhaupt der nigerianischen Muslime, der nach offiziellen Angaben bei dem Unglück ums Leben kam. Der Sultan wurde bereits am gestrigen Sonntag beerdigt.

Ein Radiosender berichtete, nach dem Start sei die Maschine in stürmisches Wetter geraten. Augenzeugen berichteten von heftigem Regen. Der nigerianische Luftfahrtminister, Babalola Borishade, sieht die Unglücksursache in den schlechten Wetterbedingungen in Verbindung mit menschlichem Versagen. „Das Unglück hätte verhindert werden können“, sagte der Minister heute. Die Flugsicherung hatte gestern vor einem Start gewarnt. Die Besatzung war aufgefordert worden, zunächst den Sturm abzuwarten. Weiteren Aufschluss über den Unfallhergang bringt möglicherweise eine „Black Box“ des Flugzeugs, die heute gefunden wurde. Der Fluggesellschaft wurde von der nigerianischen Regierung heute die Betriebserlaubnis entzogen.

Die nigerianische Fluggesellschaft „Aviation Development Company“ (ADC) führt nach eigenen Angaben wöchentlich 120 Flüge durch. Bei dieser Fluggesellschaft gab es bereits in der Vergangenheit mehrfach schwere Flugzwischenfälle. Am 7. November 1996 stürzte eine Boeing 720 zwischen Port Harcourt nach Lagos ab. Damals kamen alle 143 Passagiere ums Leben. Am 29. Juli 1997 gab es einen Unfall bei einer Landung: Eine Maschine des Typs BAC 1-11 schoss nach der missglückten Landung auf dem Flughafen von Calabar über die Landebahn hinaus. Ein Mensch starb dabei.

In Afrika und speziell in Nigeria gilt die Flugsicherheit als besonders gefährdet. 2005 starben weltweit 1.054 Menschen durch Flugunfälle. Ein Drittel der Opfer war in Afrika zu beklagen. In Nigeria und dem Kongo ist die Situation in der Flugsicherheit kritisch: „Korruption und ungenügende Kontrolle der Fluglinien durch den Staat verhindern dort seit Jahren den Aufbau einer zeitgemäßen Sicherheitsstruktur“, heißt es dazu in dem deutschen Fachmagazin „Aero International“.

Die nigerianische Luftverkehrsinfrastruktur sollte im kommenden Monat durch die International Civil Aviation Organization, eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, im Hinblick auf die Erfüllung von Sicherheitsstandards bewertet werden. Von der Einschätzung dieser Organisation wird unter anderem abhängen, ob nigerianische Fluggesellschaften ausländische Flughäfen anfliegen können, unter anderem in den Vereinigten Staaten, schreibt die Financial Times.

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Quellen