Filmproduzent Artur Brauner stirbt im Alter von 100 Jahren
Veröffentlicht: 20:48, 9. Jul. 2019 (CEST) Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen. |
Berlin (Deutschland), 09.07.2019 – Im Alter von 100 Jahren ist am 7. Juli der Filmproduzent Artur Brauner gestorben. In seiner langen Karriere hat er über 230 Kinofilme produziert, darunter in den 1950er Jahren „Die Halbstarken“, „Mädchen in Uniform“, „Am Tag, als der Regen kam“ oder – mit dem remigrierten Regisseur Fritz Lang – das Remake des Zweiteilers „Das indische Grabmal“ und „Der Tiger von Eschnapur“. Brauner war aber nicht nur als Produzent tätig; bei 29 von ihm produzierten Filmen war er Co-Autor des Drehbuchs.
Er drehte Musikfilme mit Peter Alexander und Caterina Valente, Heimatfilme, er verfilmte Gerhart Hauptmanns „Die Ratten“ und das Widerstandsdrama „Der 20. Juli“. Im Jahr 1958 drehte Brauners CCC neunzehn Spielfilme. Dabei bediente sich Brauner auch an Stoffen der alten Ufa: Etwa „Dr. Mabuse“, „Nibelungen“, „Dschingis Khan“ oder „Kampf um Rom“ wurden von ihm neu verfilmt. Während andere Filmproduzenten im Konkurrenzkampf gegen das stärker werdende Fernsehen auf Billigproduktionen setzten, nahm Brauner unüblich viel Geld in die Hand. Doch auch Brauner konnte nicht gegen die Zeit ankämpfen und musste 1970 seine Filmstudios weitgehend schließen.
In der 1980er Jahren produzierte er Filme, die die Zeit des Nationalsozialismus und die Schoah zum Gegenstand hatten. Insgesamt 21 seiner Filme befinden sich in der Mediathek von Yad Vashem. Er produzierte Michael Verhoevens „Die weiße Rose“ und Agnieszka Hollands „Hitlerjunge Salomon“. Filme wie „Charlotte S.“ über eine in Auschwitz ermordete Malerin oder „Zu Freiwild verdammt“ über eine Flucht durch Polens Wälder sind autobiografisch geprägt. Brauner, der 1918 in Łódź geboren wurde, musste mit seiner Familie durch die Wälder in die Sowjetunion flüchten; 49 seiner engeren Verwandten wurden ermordet. Diese Erlebnisse verarbeitete Brauner auch in seinem Drehbuchentwurf für seine zweite Produktion aus den Jahren 1947/48, „Morituri“. Doch der Film war ein kommerzielles Fiasko, der Verlust „so gravierend, dass ich mich sofort auf den Publikumsgeschmack umstellen und zwei Komödien drehen musste, um die Schulden von Morituri zurückzahlen zu können“, erzählte Brauner 1993 in einem Vortrag.
Seine Autobiografie erschien 1976 unter dem Titel „Mich gibt′s nur einmal“. Doch sein Wirken stellt sich zweigeteilt dar: auf der einen Seite der Produzent von Erfolgs- und Kommerzfilmen und auf der anderen Seite kritische Erzählungen über Krieg und Faschismus. Am 1. August wäre Brauner 101 Jahre alt geworden.
Quellen
Bearbeiten- zeit.de: „Artur Brauner – Der deutsche Filmmogul“ (07.07.2019)
- sueddeutsche.de: „Zum Tod von Artur Brauner – Mann der tausend Augen“ (07.07.2019)