Felicitas Hoppe erhält den Georg-Büchner-Preis 2012

Veröffentlicht: 20:07, 16. Mai 2012 (CEST)
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Darmstadt (Deutschland), 15.05.2012 – Die Schriftstellerin Felicitas Hoppe wird in diesem Jahr mit dem renommierten Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. In der Begründung der Jury heißt es: „In einer Zeit, in der das Reden in eigener Sache die Literatur immer mehr dominiert, umkreist Felicitas Hoppes sensible und bei allem Sinn für Komik melancholische Erzählkunst das Geheimnis der Identität.“ Hoppe erkunde seit 1991 in ihrer Prosa „die Welt der Abenteurer und der Hochstapler, der Entdecker und Taugenichtse“. Sie habe in einer lakonischen und lyrischen, eigensinnigen und uneitlen Prosa ein erzählerisches Universum erfunden, „in dem Grundfragen eines ,postmodernen‘ Daseins mit freier und befreiender Phantasie durchgespielt werden“. Die Preisverleihung soll am 27. Oktober 2012 in Darmstadt erfolgen.

Felicitas Hoppe (2012)

Hoppe reagierte dankbar, wies aber auch auf die Ambivalenz der Preisverleihung hin: „Das ist wirklich eine sehr große Freude und Ehre. Aber es ist auch eine Last“, sagte sie mit Blick auf die bedeutenden Autoren, die vor ihr ausgezeichnet wurden. „Es gibt ja inzwischen Preise wie Sand am Meer, aber dieser ist doch der schönste und renommierteste Literaturpreis in Deutschland.“ Sie sei „absolut überrascht und überwältigt“.

Die Preisvergabe wurde in den Feuilletons allgemein begrüßt. Felicitas von Lovenberg schreibt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „… so vielseitig und beweglich ihr Werk anmutet, so geschlossen und vor allem eigenständig ist es, bemerkenswert unbeeindruckt von geistigen Moden.“ In ihren Büchern gehe es „um das Ur-Abenteuer der Identität: Wer bin ich, wer war ich und wer könnte ich noch sein?“, die taz meint, Hoppe werde „mit Recht als eine der klügsten und einfallsreichsten der Gegenwart gelobt“. Der Spiegel lobt die „glänzende Entscheidung“ der Akademie und den „frühen Zeitpunkt“ der Auszeichnung im Lebensalter von 51 Jahren.

Hoppe neigt zum Unkonventionellen. Zu Beginn ihres neuen Buchs „Hoppe“, in dem sie eine fiktive und erlogene Autobiographie entwirft, zitiert sie den Anfang ihres Wikipedia-Artikels: „Felicitas Hoppe, *22. Dezember 1960 in Hameln, ist eine deutsche Schriftstellerin.“ Das Preisgeld, das sie 1996 für den Ernst-Willner-Preis erhielt, der im Rahmen des Ingeborg-Bachmann-Preises vergeben wird, verwendete sie für eine Weltreise in einem Containerschiff, die sie in ihrem Roman Pigafetta verarbeitete, der 1999 erschien. Während der Reise verfasste sie sieben Texte, die in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlicht wurden. Damals gab es noch kein Internet auf See, deshalb wurden die Berichte von Bord des Schiffes an die Redaktion in Frankfurt gefaxt, erinnert sich der Journalist Hubert Spiegel im Deutschlandfunk: „Reisen und Schreiben gehört für sie zusammen.“ Der Romanautor, so Hubert Spiegel, sei für Felicitas Hoppe einerseits ein Eroberer, aber er sende mit seinen Texten auch ein Päckchen auf die Reise, von dem er weder den Absender noch den Empfänger noch den Inhalt noch den Zielort kenne.

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