Fünfköpfige deutsche Familie im Jemen entführt

Artikelstatus: Fertig 00:00, 29. Dez. 2005 (CET)
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Sanaa (Jemen), 28.12.2005 – Im Jemen wurde eine fünfköpfige Familie aus Deutschland entführt. Dabei handelt es sich um die Familie des ehemaligen Staatssekretärs im Auswärtigen Amt, Jürgen Chrobog.

Lage des Jemen

Die fünf Personen, die sich seit dem 24. Dezember in dem Land aufhalten, waren Teil einer größeren Gruppe, die mit einem Konvoi unterwegs waren. Die Familie war mit einem eigenen Fahrzeug unterwegs und blieb aus bisher unbekannten Gründen hinter der Gruppe zurück. Der Reiseveranstalter informierte am Mittwoch die deutsche Botschaft in Sanaa, die wiederum das Auswärtige Amt informierte, welches daraufhin einen Krisenstab einrichtete. Eine Entführung wurde zu dem Zeitpunkt schon nicht ausgeschlossen, was sich kurze Zeit später bestätigte.

Ein Sprecher der jemenitischen Regierung sagte danach, die fünf Deutschen seien auf der Fahrt von der Hafenstadt Aden in die östliche Provinzhauptstadt Schabwa, rund 460 Kilometer östlich von Sanaa, entführt worden. Nach Angaben jemenitischer Behörden wurde Jürgen Chrobog, zusammen mit seiner Frau und seinen drei Söhnen, am Mittwochmittag (Ortszeit) zusammen mit ihrem jemenitischen Fahrer und dem Reiseleiter aus einem Restaurant verschleppt. Die genauen Umstände der Entführung sind noch unklar. Verschiedene Medien berichten davon, dass die beiden Geländewagen der Familie Chrobog von Soldaten begleitet wurden. Die Soldaten hätten sich im Ort El Aram zum Mittagessen zurückgezogen, wodurch die Entführung möglich wurde.

Die Entführer, vermutlich bewaffnete Stammensangehörige, haben nach Angaben des jemenitischen Regierungssprechers noch keine Forderungen gestellt. Die fünfköpfige Familie hat nach Angaben des Reiseveranstalters „Studiosus“ den Jemen auf Einladung des ersten stellvertretenden jemenitischen Außenministers, der früher Botschafter seines Landes in Deutschland war, bereist.

Jürgen Chrobog (1995)

Einer der Entführer sagte in einem Telefonat mit der Nachrichtenagentur Reuters, dass das Leben der Geiseln nicht gefährdet sei. Der Entführer bezeichnete die Geiseln als „Gäste unseres Stammes“. Offenbar fordern die Entführer die Freilassung von fünf Stammesangehörigen, die wegen verschiedener Verbrechen, darunter auch Mord, eine Haftstrafe verbüßen.

Der letzte Entführungsfall geschah genau heute vor einer Woche: Am 21. Dezember wurden zwei Österreicher in der Provinz Marib verschleppt und kamen am Heiligabend wieder frei. Bereits 1997 und 1999 waren Bundesbürger von Entführungen in Jemen betroffen. Vier Touristen waren 1997 bei einem Abenteuerurlaub östlich der Stadt Maarib verschleppt worden, zehn Tage später wurden sie befreit. 1999 wurden ebenfalls vier Deutsche vier Wochen lang im Jemen festgehalten. Seit 1990 wurden zirka 200 Touristen gekidnappt. In den meisten Fällen hatten die Entführer von der jemenitischen Regierung Gegenleistungen für die Freilassung der Geiseln gefordert.

Das Auswärtige Amt rät in einem Sicherheitshinweis vom 27.12.2005, Reisen im Jemen immer durch eine Reiseagentur organisieren zu lassen und von Einzelreisen durch das Land dringend abzusehen.

Jürgen Chrobog war im Jahr 2003 als Leiter des Krisenstabes an den Verhandlungen über die Freilassung deutscher Touristen beteiligt, die in der Sahara im Süden Algeriens verschleppt worden waren.

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Quellen