Europäisches Navigationssystem „Galileo“ geht im Raum Berchtesgaden in den Testbetrieb
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Berchtesgaden (Deutschland), 04.02.2011 – Als erste Testregion für das europäische Satellitennavigationssystem Galileo wurde heute durch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) ein Gebiet im Berchtesgadener Land offiziell in Betrieb genommen. Galileo wurde als Alternative zu dem US-Navigationssystem GPS entwickelt, das trotz ziviler Nutzungsmöglichkeiten prinzipiell unter Kontrolle des US-Militärs steht. Im Kriegsfall würde es nicht zur Verfügung stehen.
Das vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) beauftragte System soll ab 2014 nutzbar sein. Der ursprüngliche Starttermin war das Jahr 2008. Der Zeitplan wurde mehrfach umgestoßen, vor allem wegen der Verhandlungen mit einem Industriekonsortium um den Luft- und Raumfahrtkonzern EADS. Schließlich wurde der Auftrag im Januar 2010 an das Bremer Raumfahrtunternehmen OHB Technology vergeben.
Das Testsystem soll eine realistische Erprobung der komplexen Technologie ermöglichen. Dazu werden auf mehreren Berggipfeln im Berchtesgadener Land Galileo-Sendeeinheiten installiert, die Signale aussenden, die von echten Satellitensignalen nicht zu unterscheiden sind. Insgesamt acht Sendestationen wurden auf den Berggipfeln des Grünstein, Hirschkaser, Rauhenkopf, Hochthron, Kneifelspitze, Kehlstein, Brettgabel und Jenner installiert. Sie simulieren die Signale, die ab 2014 aus dem Erdorbit kommen würden. Von den Empfangsgeräten und Anwendungen im Testgebiet sollen diese Signale ausgewertet werden, um die Funktion des Systems zu testen.
Das System wurde vor allem wegen der hohen Kosten kritisiert. Laut EU-Kommission ist Galileo „fortschrittlicher, effizienter und verlässlicher als das bestehende US-amerikanische System GPS“. Das lässt sich die EU 5,3 Milliarden Euro kosten. Der Vorstandsvorsitzende von OHB, Berry Smutny, hatte das System in einem vertraulichen Gespräch mit US-Diplomaten als „dumm“ und „Steuergeld-Verschwendung“ kritisiert. Außerdem sei es nur für Frankreich vorteilhaft, weil damit die Raketenlenksysteme der französischen „force de frappe“ besser gesteuert werden können. Die Enthüllungsplattform WikiLeaks hatte ein Protokoll dieses Gesprächs im Internet zugänglich gemacht. Die Veröffentlichung führte zur Entlassung Smutnys. Die OHB-Gruppe distanzierte sich von den Aussagen ihres damaligen Vorstandsvorsitzenden.