Ermittler erheben Vorwürfe gegen Air-France-Piloten

Toronto (Kanada) / Paris (Frankreich), 06.08.2005 – Die kanadischen Ermittler haben nach der spektakulären Bruchlandung eines A 340 schwere Vorwürfe gegen die beiden Piloten des Unglücks-Airbus erhoben.

Inzwischen sind präzise Beschuldigungen an die Öffentlichkeit gelangt. Demnach steht insbesondere der Air-France-Kopilot in der Schusslinie, der bei der Landung am Steuer saß. Er hätte den Jet definitiv zu spät auf die Rollbahn aufgesetzt. Der Airbus sei erst „weit hinter der normalen Aufsetzzone“ zu Boden gebracht worden. Dadurch habe er die sichere Zone der 2.800 Meter langen Landebahn verfehlt. Danach war das Flugzeug mit 309 Insassen über die Bahn hinausgeschossen, zerbrach und brannte aus.

Die Piloten hatten zwar, nachdem sie den Fehler bemerkt hatten, noch eine Notbremsung eingeleitet, trotzdem raste der Jet noch mit etwa 150 Stundenkilometern auf das unbefestigte Terrain hinter der Landebahn. Ein weiterer Umstand kommt erschwerend hinzu: Wie sich aus der Auswertung des Bodenradars durch die Ermittler ergab, hatte der Kopilot versucht, mit der Maschine durchzustarten. Dabei wurde die Geschwindigkeit des schweren Flugzeuges zunächst erhöht anstatt verringert.

Allerdings wurde inzwischen auch bekannt, dass auf dem Flughafen Toronto kein Windradar vorhanden ist. Es soll die Piloten vor plötzlichen Böen warnen. In Kanada ist kein Flughafen mit diesem Radar ausgestattet, in den USA hingegen gehört es zum Standard.

Weitere Schlussfolgerungen sollen nach der Auswertung des Flugschreibers gezogen werden. Es stehen noch Befragungen des Kopiloten und des schwer verletzten Kapitäns aus.

Air-France-Chef Jean-Cyril Spinetta weist mittlerweile die Vorwürfe der kanadischen Ermittler zurück. Seiner Meinung nach hätte die Flughafenaufsicht in dieser widrigen Situation von einer Landung dringend abraten müssen. Die Kanadier hingegen sagen, der Pilot trage die „volle Verantwortung“ für die Entscheidung zur Landung.

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