Emnid-Studie: Korruption in deutschen Amtsstuben verursacht Milliardenschäden
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In der Bevölkerung besteht die Wahrnehmung, dass Bestechung und Unterschlagung in öffentlichen Verwaltungen üblich sind. | ||
– Steffen Salvenmoser (PwC) |
Frankfurt am Main (Deutschland), 10.11.2010 – Korruption, Unterschlagung, Subventionsbetrug, Urkundenfälschung und andere Delikte kommen in deutschen Behörden vor. Von jährlich rund 20.000 Vorkommnissen in deutschen Verwaltungen allein im Bereich von Bestechlichkeit und Vorteilsannahme geht eine Emnid-Studie der Universität Halle Wittenberg und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PriceWaterhouseCoopers (PwC) aus, die am Dienstag in Frankfurt vorgestellt wurde. Der wirtschaftliche Schaden, der mit diesen Straftaten verbunden ist, wird auf rund zwei Milliarden Euro beziffert.
Bei der Studie handelt es sich nach Angaben der Autoren um die erste repräsentative Erhebung über Straftaten in der deutschen öffentlichen Verwaltung. Im Rahmen der Studie wurden 500 Behördenvertreter sowie 1000 Bürger befragt. Demnach gab es seit dem Jahr 2008 in jeder zweiten Behörde eine nachgewiesene Straftat oder einen konkreten Verdacht von Amtsmissbrauch. In 22 Prozent der Behörden konnten Straftaten konkret nachgewiesen werden. Diese Situation in den deutschen Behörden spiegelt sich auch in ihrer Wahrnehmung im öffentlichen Bewusstsein wider. Fast jeder zweite Bundesbürger ist der Meinung, dass Bestechlichkeit bei deutschen Behörden eine Rolle spielt. Einer der Autoren der Studie, Steffen Salvenmoser, erklärte: „In der Bevölkerung besteht die Wahrnehmung, dass Bestechung und Unterschlagung in öffentlichen Verwaltungen üblich sind.“
Frank Weise von PwC kritisiert insbesondere, dass lediglich die Hälfte der Verwaltungen in Deutschland einen Korruptionsbeauftragten habe. 70 Prozent der Straftaten würden nur durch Zufall entdeckt.
Damit schneiden die Behörden allerdings noch etwas besser ab als die Privatwirtschaft in Deutschland. In Privatunternehmen wurden laut einer anderen PwC-Studie bei 48 Prozent der befragten Unternehmen Korruptionsfälle nachgewiesen.
Im Korruptionsindex von Transparency International, der jährlich veröffentlicht wird, rangiert Deutschland auf Platz 15. Dieser Index erfasst die Wahrnehmung der Gesamtsituation in einem Land in Bezug auf das Thema Korruption. Dieser Index war zuletzt am 26. Oktober veröffentlicht worden. Im Vergleich zum Vorjahr verschlechterte sich Deutschland sogar noch um einen Platz in dieser Hitliste. Dänemark, Neuseeland und Singapur belegen in der Liste die Spitzenplätze, sind also die Länder mit der niedrigsten Korruptionsrate.
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Quellen
- www.finanznachrichten.de: „Milliardenschäden durch Korruption in Behörden“ (09.11.2010)
- www.rp-online.de: „Straftaten in Behörden kosten Milliarden“ (09.11.2010)
- de.reuters.com: „Transparency: Keine Besserung im Korruptionskampf in Deutschland“ (26.10.2010)
- www.welt.de: „Korruption verursacht in Behörden Milliardenschäden“ (09.11.2010)