Einkaufszentren in Deutschland und der einsame Rufer in der Wüste
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Berlin (Deutschland), 08.10.2016 – Wie aus einer Übersicht in der Wikipedia hervorgeht, ist Dodenhof im Landkreis Verden mit 125.000 m² Mietfläche das größte Einkaufszentrum in Deutschland. Die flächenmäßigen Spitzenreiter sind in Städten unterschiedlicher Größe vertreten. Berlin rangiert mit zwei Standorten auf Platz 10 und 11. Auffällig ist, dass Magdeburg bereits unter den 20 größten mit zwei Standorten (Platz 13 und 17) vertreten ist. In der bundesdeutschen Hauptstadt wurde versucht, an mehreren Standorten den großflächigen Einzelhandel zu beleben oder als Nachfolgenutzung einzubringen - so etwa in den Stadtteilen Spandau und Tempelhof.
Der Flughafen Berlin-Tempelhof wurde 2008 stillgelegt. Für die Zukunft des rund 300 Hektar großen Geländes gab es verschiedene Pläne. In Berlin-Spandau blieb von alter Bausubstanz aufgrund der Kriegsereignisse des Zweiten Weltkriegs und nach einer radikalen Sanierung wenig erhalten; eine der letzten Aktionen war 1987 der Abriss des Kriegsverbrechergefängnisses.
Diskutiert wird vielfach, die Innenstädte wiederzubeleben, was aber auch zu einer Verkehrszunahme führen würde. Eine gegenteilige Entwicklung war die Ausweisung von Fußgängerzonen zur Verkehrsberuhigung und kommerziellen Belebung. Einkaufszentren und Parkhäuser am Stadtrand sollten die Innenstädte vom Individualverkehr entlasten, führten aber zu Leerständen in einzelnen Stadtteilen. Durch die Flüchtlingskrise kommen seit 2015 neue Aspekte in die Diskussion um Stadtentwicklung - nicht nur allein dadurch, dass manches leerstehende Gebäude einer anderen Nutzung zugeführt wird.
In neuerer Zeit gibt es bei Umbaumaßnahmen zahlreiche baugeschichtliche und archäologische Entdeckungen, die aber auch zu Verzögerungen bei der Fertigstellung führen können. Ein anderes Problem sind Fehleinschätzungen der Investoren, wenn die Geschäfte nicht so laufen wie erwartet. Eine spezielle Situation hat sich im Umfeld des wohl größten Einkaufszentrums in Deutschland entwickelt. Die unmittelbar benachbarte Stadt Bremen ringt um eine Lösung für die eigene Innenstadt - das ist eine außerordentliche Herausforderung für das kleinste Bundesland, das hoch verschuldet ist. Die Empfehlung eines „Perspektivkreises“, der ein halbes Jahr lang im Geheimen getagt hat, empfiehlt ein Höchstbieterverfahren. Dabei sollen auch Kriterien festgelegt werden, doch am Ende ist der Preis entscheidend. Dieser Vorschlag stößt auf mehrfache Kritik. Nur der Vertreter der FDP im Stadtteilbeirat begrüßte die Empfehlung. Die überwiegende Mehrheit des Beirats war weiter für Verhandlungen mit möglichen Investoren für ein insgesamt 10.000 m² großes Grundstück. Die FDP stand mit ihrem Antrag als einsamer Rufer in der Wüste da.
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BearbeitenQuellen
Bearbeiten- www.weser-kurier.de: „Grundstücksverkauf in der Diskussion: Beirat will Lloydhof behalten“ (22.01.2015)
- www.tagesspiegel.de: „Neue Arena, neues Einkaufszentrum, neuer Vorplatz“ (22.01.2015)
- jungefreiheit.de: „Berlin: Geheimplan „13. Bezirk““ (11.12.2015)
- www.dnn.de: „Ausgrabungen hinter dem Dresdner Kulturpalast sind auf der Zielgeraden“ (09.09.2015)