EKD: Armut in Deutschland – ein Skandal

Artikelstatus: Fertig 23:37, 11. Jul. 2006 (CEST)
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Berlin (Deutschland), 11.07.2006 – „Armut in einem reichen Land ist mehr als nur eine Herausforderung, sie ist ein Skandal“, so fasste der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, die zentrale Botschaft der heute in Berlin vorgestellten EKD-Denkschrift zur Armut in Deutschland zusammen.

Der volle Titel der Denkschrift lautet „Gerechte Teilhabe. Befähigung zu Eigenverantwortung und Solidarität. Eine Denkschrift des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Armut in Deutschland“. Die Denkschrift richtet sich an kirchliche und außerkirchliche Institutionen in Deutschland und ist als Anstoß zur Diskussion gemeint.

Bischof Huber wies bei der Vorstellung der Denkschrift darauf hin, dass in Deutschland ein tiefer Widerspruch zwischen den gestiegenen gesellschaftlichen Möglichkeiten zur Beseitigung der Armut und der weiter steigenden Zahl von Armen in der deutschen Gesellschaft existiere. Mit Besorgnis beobachte die Evangelische Kirche die verschiedenen Formen „versteckter Armut“ in Deutschland. Huber erläuterte in diesem Zusammenhang einen erweiterten Armutsbegriff, der nicht nur die offensichtlichen Formen von materieller Not umfasse, sondern auch die verschiedenen Formen der Vereinsamung, die durch Arbeitslosigkeit und gesellschaftliche Anonymität eine Armut definierten, die sich durch Ausgrenzung von gesellschaftlicher Teilhabe äußere. „Gerechte Teilhabe“ formuliert die Armutsdenkschrift daher als Ziel, das als „umfassende Beteiligung aller an Bildung und Ausbildung sowie an den wirtschaftlichen, sozialen und solidarischen Prozessen der Gesellschaft“ verstanden werde.

Besondere Bedeutung komme daher aus der Sicht der EKD dem staatlichen Handeln im Bereich der Bildungspolitik zu, deren Ziel es sein müsse, „ungleiche Entwicklungschancen“ durch die geltende Zuweisungspraxis zur Bildung zu beseitigen.

Die Denkschrift beschäftigt sich ebenfalls mit der Familienpolitik, die stärker als bisher an der „Situation der Armen“ ausgerichtet werden müsse. Es schließen sich Überlegungen zu weiteren Bereichen der staatlichen Sozial- und Steuerpolitik an. In allen diesen Bereichen stellt die EKD Anforderungen an die Ausrichtung staatlichen Handelns.

Quellen