EADS verliert Milliardenauftrag für US-Luftwaffe

Veröffentlicht: 23:00, 9. Mär. 2010 (CET)
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Paris (Frankreich), 09.03.2010 – Der europäische Rüstungs- und Raumfahrtkonzern EADS und sein US-Partner Northrop Grumman zogen am Donnerstag ihr Angebot für den Bau von Tankflugzeugen für das US-Verteidigungsministerium zurück.

In den Medien war der Großauftrag aus dem Pentagon überschwenglich schon als „Geschäft des Jahrhunderts“ bezeichnet worden. Es ging um den Bau von 179 Tankflugzeugen mit einem Gesamtvolumen von rund 35 Milliarden US-Dollar. Vor fast genau zwei Jahren schien EADS den Deal schon in der Tasche zu haben (Wikinews berichtete). Doch dann kam alles anders. Der US-Flugzeugbauer Boeing betrieb intensive Lobbyarbeit. Der Rechnungshof des US-Kongresses erklärte die Ausschreibung daraufhin für fehlerhaft, der Auftrag wurde neu ausgeschrieben. Das Rennen schien wieder offen. Nach Einschätzung des Airbus-Vorstandsvorsitzenden Thomas Enders wurden die Bedingungen nun jedoch so geändert, dass sie genau auf das Angebot des US-Konkurrenten Boeing zugeschnitten waren. Nach bisher unbestätigten Berichten wurde der Firma Boeing außerdem Einsicht in das Angebot von EADS und seines US-Partners Northrop Grumman gewährt und konnte sein Angebot darauf abstimmen.

Am Dienstag zog der US-Partner von EADS, Northrop Grumman, der als Generalunternehmer fungierte, das Angebot beim Pentagon mit der Begründung zurück, dieses habe die Ausschreibung voll auf Boeing zugeschnitten. Der Airbus-Vorstandsvorsitzende Enders schloss sich dieser Einschätzung mit den Worten an: „Wenn unser Partner Northrop Grumman überzeugt ist, dass wir in dem derzeitigen Umfeld keine Chance haben zu gewinnen - egal wie gut unser Angebot ist -, dann kann ich mich dieser Einschätzung nur anschließen.“

Für EADS bedeutet der Verlust dieses Großauftrages nach Einschätzung von Marktbeobachtern einen Tiefschlag. EADS-Vorstandsvorsitzender Louis Gallois kommentierte das Ende des Tankflugzeugprojekts mit den Worten: „Fest steht nur, dass die Amerikaner nun zum ersten Mal seit Jahrzehnten nicht das beste Verteidigungsmaterial haben werden, denn alle wissen, dass der A330 das modernere und leistungsfähigere Flugzeug ist.“

Die Börsianer zeigten sich enttäuscht. Die EADS-Aktie verlor in Paris und Frankfurt um rund fünf Prozent. Im Gegenzug profitierte Boeing von der neuen Situation, die Boeing-Aktie gewann ein Prozent.

Den Großauftrag aus den USA hätte der Konzern EADS gut gebrauchen können. Unter anderem wegen der Finanzierungsprobleme beim Militärtransporter A400M verbuchte der Konzern für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Nettoverlust von 763 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor konnte EADS noch einen Gewinn von 1,572 Milliarden Euro verbuchen. Aber auch die Mehrkosten beim Bau des Großraumflugzeugs A380 machten dem Konzern zu schaffen.

EU-Kommission und Bundesregierung äußerten indessen Zweifel, ob bei der Vergabe von Aufträgen im Rüstungsbereich der Vereinigten Staaten alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Der deutsche Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) warf den USA vor, den Konkurrenten Boeing bevorzugt zu haben. Brüderle sieht die Gefahr der Einschränkung des freien Wettbewerbs.

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