Die zwölfte Nacht in Frankreich – Weniger Gewalt – Regierung verhängt Ausnahmezustand

Paris (Frankreich), 08.11.2005 – In der zwölften Nacht gab es im Vergleich zur vergangenen Nacht einen Rückgang der Gewalt. So gab es „nur“ 1173 abgebrannte Autos. 330 Menschen wurden festgenommen. In 226 Gemeinden kam es zu Ausschreitungen. Die Mäßigung war jedoch nur in den westfranzösischen Gebieten und im Großraum Paris spürbar. In Flandern und bei Lyon war die Lage weiterhin heikel. Außerdem wurden in Straßburg deutsche und in Clichy bei Paris italienische Journalisten durch Jugendgruppen angegriffen.

Die Gewalt richtete sich auch weiterhin gegen öffentliche Gebäude. So wurde in Sevran bei Paris eine Schule in Brand gesetzt. In Vitry-sur-Seine wurden sogar Brandsätze gegen ein Krankenhaus geworfen. In Chenove wurde eine Polizeistation und in Lille-Fives ein Kindergarten in Brand gesetzt. In Stains ging ein Bus in Flammen auf, wobei jugendliche Randalierer in Toulouse sogar Passagiere aus einem Bus zwangen und diesen dann in Brand setzten.

Die französischen Behörden gingen nun auch erstmals gegen Gewaltaufrufe im Internet vor. Im Großraum Paris und in Marseille wurden Jugendliche festgenommen, die auf einer Internetseite eines Radiosenders zur Rebellion aufriefen.

Auf Grundlage der Notstandsgesetze von 1955 hat die französische Regierung den Ausnahmezustand für Frankreich ausgerufen. Damit können Kommunen eine Ausgangssperre ausrufen und Wohnungsdurchsuchungen durchführen, wenn nur der Verdacht auf Waffenbesitz besteht. Der Ministerrat kann die Notstandsgesetze für 12 Tage in Kraft setzen. Eine Verlängerung muss vom Parlament gebilligt werden.

Nach der australischen Regierung warnt nun auch das Auswärtige Amt in Deutschland vor Reisen nach Frankreich. Gleichzeitig steigt die Angst in den Nachbarländern Frankreichs vor Nachahmungstätern. In Deutschland und Belgien gingen bereits erste Autos in Flammen auf, wobei noch geprüft wird, was die Ursache der Anschläge war.

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Quellen