Die Ehrung von Talaat Pasha durch nationalistische Türken endete als Flop

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Berlin (Deutschland), 18.03.2006 – Eine kleine Gruppe türkischer Nationalisten hat am Mittwoch, den 15. März mit ihrem Vorhaben, den türkischen Innenminister Talaat Pascha, der als einer der Hauptverantwortlichen für den Völkermord an den Armeniern 1915 gilt, in Berlin zu ehren, nach Aussagen ihrer Gegner und gemessen an ihren eigenen Erwartungen eine Niederlage erlitten. Eine gegnerische Gruppe bestehend aus Armeniern, Griechen, Pontiern, Assyrern, Aramäern und Deutschen traf sich noch vor der türkischen Gruppe am Mahnmal für die Opfer der NS-Zeit am Steinplatz und nahmen den Einsatzort für sich in Anspruch.

Protest gegen Völkermörder-Ehrung in Deutschland
Einstimmig gegen türkische Leugnung
Reges Interesse seitens der Medien

Somit waren die türkischen Teilnehmer gezwungen, sich einen anderen Platz auszusuchen. Später gab es einen heftigen Streit in den eigenen Reihen. Die Anhänger des „Verein des atatürkistischen Denkens“ warfen den türkischen Arbeiterparteilern Missorganisation vor und kritisierten die dadurch resultierende geringe Anzahl der Teilnehmer an der Zeremonie.

Die Türken hatten geplant, des türkischen Innenministers Talaat Pascha zu gedenken, der 1921 von einem armenischen Studenten am Steinplatz im Bezirk Charlottenburg in Berlin erschossen wurde. Während der Aktion forderten sie vom Bundestag sowohl, den Beschluss zum Völkermord an Armeniern aufzuheben, als auch die Tilgung des Völkermords an den Armeniern aus deutschen Schulbüchern.

Später beschwerten sich einige Türken bei den vor Ort anwesenden Journalisten über die Besetzung ihres Gedenkorts durch die Armenier und baten sie, an ihrer 150 Meter vom eigentlichen Geschehen entfernt stattfindenden Pressekonferenz teilzunehmen. Eine kleine Gruppe türkischer Nationalisten mit zwei türkischen Fahnen sammelte sich schräg hinter der armenischen Gruppe am anderen Ende des Platzes. Als dann eine Schweigeminute für Talaat Pascha gehalten wurde, sprach der Vizepräsident der türkischen Arbeiterpartei und Koordinator der „Talat-Pascha-Bewegung“, Mehmet Bedri Gültekin, im Namen der Teilnehmer. Er versuchte, in seiner Rede unter Berücksichtigung der Begriffe wie „Talaat Pascha“, „Jungtürken“ und „Sozialismus“, einen gemeinsamen Nenner zu finden.

Die von nationalistischen Türken in Berlin mit dem Namen „Großes Projekt 2006 – Talat Pascha Bewegung“ auf die Beine gestellte Aktion endete letztendlich als ein Riesenflop. Die Aktion wurde am Anfang noch von vielen türkischen gesellschaftlichen Organisationen unterstützt – sowohl in Deutschland als auch in der Türkei. Als dann immer mehr der Eindruck entstand, dass Dogu Perincek, der Vorsitzende der Arbeiterpartei in der Türkei, die ganze Aktion als Mittel für sein Comeback missbrauchen wolle, zogen viele Organisationen ihre Unterstützung unter Protest zurück.

Die armenische Gruppe hingegen besetzte den Ort des Mahnmals rechtzeitig und verhinderte dadurch die Kranzniederlegung der nationalistischen Türken. Sie zeigte Transparente, in denen sie gegen jedwede Art und Form der Ehrung von Völkermördern protestierte. Auf einem weiteren Transparent war zu lesen, Armenier, Aramäer, Assyrer und Griechen sprächen einstimmig gegen den türkischen Völkermord. Einige Teilnehmer der armenischen Gruppe trugen neben deutschen auch britische und griechische Flaggen. Der kurdischstämmige Berliner PDS-Abgeordnete Giyasettin Sayan war unter den armenischen Gegendemonstranten.

Quellen