Der ehemalige ÖTV-Chef, Heinz Kluncker, ist tot

Artikelstatus: Fertig
Bitte keine weiteren inhaltlichen Veränderungen vornehmen, sondern einen Folgeartikel schreiben.

Stuttgart (Deutschland), 22.04.2005 – Der ehemalige Chef der Gewerkschaft „Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr“ (ÖTV), Heinz Kluncker, ist tot. Er starb gestern nach schwerer Krankheit in Stuttgart. Erst vor wenigen Wochen wurde Kluncker 80 Jahre alt.

Kluncker stammte aus einer Handwerkerfamilie in Wuppertal. Seine fast zwanzigjährige Amtszeit als ÖTV-Chef von 1964 bis 1982 war geprägt von heftigen Auseinandersetzungen und harten Tarifkämpfen. Er war mit 39 Jahren damals der jüngste Chef einer DGB-Gewerkschaft. Von guten Freunden und Kritikern gleichermaßen aufgrund seines Umfangs stets „der Dicke” genannt, galt er als der mächtigste Gewerkschaftsführer Deutschlands. Für viele Wirtschaftsbosse war er oftmals „der Buhmann der Nation”.

Der Gewerkschaftsboss setzte wegweisende Änderungen im Tarifwerk durch. Unter anderem setzte er für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst die Reduzierung ihrer Arbeitszeit durch. Mitte der 1960-er Jahre verkürzte er deren Wochenarbeitszeit auf 44 Stunden. 1970 stellte er die Gehaltszahlungen für Arbeiter auf einen Monatslohn um, 1972 hatten ihm die Angestellten die 40-Stunden-Woche zu verdanken und bereits ein Jahr später setzte er ein 13. Monatsgehalt durch.

Kluncker stellte stets das Wohl der Arbeitnehmer über die Interessen seiner Partei, der SPD. Sein damaliger Parteifreund, Willy Brandt, bekam den eisernen Willen Klunckers zu spüren. Im Februar 1974 machte Kluncker Schlagzeilen, als er zu einem dreitägigen Streik aufrief. Der Auswirkungen waren enorm. Der gesamte Müll im Land türmte sich auf, es fuhren keine Busse und keine Bahnen mehr. Kluncker, der genau wusste, dass die Regierung bei einer Lohnsteigerung von unter zehn Prozent bleiben wollte, setzte eine Erhöhung um elf Prozent durch.

Brandt-Kenner glaubten damals, dass dieser unpopuläre Streik Brandts Rücktrittsgedanken verstärkt haben. Kluncker hatte sich den Vorwurf persönlich sehr zu Herzen genommen, er hat aber niemals öffentlich darüber gesprochen.

Bereits während seiner Amtszeit warnte Kluncker vor den „Lohnverzichtstheorien”. Er sagte damals dazu: „Lohnverzicht bringt auch den Arbeitslosen nichts, sondern führt nur zu einer weiteren Konzentration der Vermögen”. Gerade in der heutigen Zeit ist dieses Thema wieder top-aktuell.

Ohne jegliche Vorwarnung und völlig überraschend trat Kluncker am 2. Juni 1982 von seinem Chefposten zurück. Aufgrund seines Gewichtes und auftretenden Gesundheitsproblemen hatten ihm die Ärzte dringend dazu geraten. Ihm folgte Monika Wulf-Mathies im Amt.

In Rente ging er deswegen noch lange nicht. Er fungierte fortan als Präsident der „Internationale der Öffentlichen Dienste“ (IÖD). Damit stellte er seine Arbeitskraft in den Dienst der internationalen Gewerkschaften und kämpfte in vielen Ländern gegen die Unterdrückung der Gewerkschaftsmitarbeiter. In den letzten Jahren lebte Kluncker zurückgezogen in Stuttgart.

Der Vorsitzender der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Nachfolgeorganisation der ÖTV, Frank Bsirske, würdigte Kluncker in einer Presseveröffentlichung heute als „eine bedeutende Persönlichkeit und einen großen Gewerkschafter“.

Themenverwandte Artikel

Quellen