DTV-Präsident Harald Frahm tritt zurück
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Frankfurt am Main (Deutschland), 15.07.2005 – Der Deutsche Tanzsporverband (DTV) hat den Rücktritt seines Präsidenten Harald Frahm bekannt gegeben. Gegen Frahm ermittelt die Frankfurter Staatsanwaltschaft wegen Korruption.
Bereits am Dienstag hatte Frahm angeboten, sein Amt als DTV-Präsident ruhen zu lassen. Dem voraus ging eine Durchsuchung der DTV-Geschäftsstelle in Frankfurt am Main. Am Dienstag Abend wurde Frahm festgenommen, er sitzt seitdem in Untersuchungshaft.
Gegen Frahm wird im Rahmen der Korruptionsaffäre im Hessischen Rundfunk (hr) ermittelt. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner, dem ehemaligen hr-Sportchef Dr. Jürgen Emig, soll er Veranstaltungen von Randsportarten gegen Bezahlung ins Fernsehprogramm gehievt haben. Die Verträge mit den Vereinen liefen über Frahms Agentur "Sport Marketing & Productions" in Kelkheim. Die Erlöse gingen zur Hälfte an SMP sowie an "Killinger Production", die Agentur von Emigs Ehefrau Atlanta Killinger.
Die Staatsanwaltschaft wirft Frahm u. a. Bestechlichkeit, Beihilfe zum Betrug, Untreue und Steuerhinterziehung vor. Bereits am 29.06.2005 war Frahm verhaftet worden, aufgrund seiner Kooperation wurde der Haftbefehl vorläufig ausgesetzt. Nachdem am Dienstag Jürgen Emig von der Staatsanwaltschaft vernommen wurde, wurde der Haftbefehl wieder in Kraft gesetzt und Frahm wurde noch am selben Abend festgenommen. Ebenso wurde der MDR-Sportchef Wilfried Mohren in Haft genommen, der über Frahms Agentur ebenfalls Geschäfte abgewickelt haben soll.
Kritik an DTV-Führung
Im DTV haben nicht nur die Ermittlungen gegen Frahm zu heftigen Reaktionen geführt. In die Kritik geriet auch die Informationspolitik und das Verhalten des Präsidiums, das kurz nach Frahms erster Verhaftung sich hinter ihn gestellt und ihm das „uneingeschränkte Vertrauen“ ausgesprochen hatte. Diskussionen über Frahm im Forum des DTV wurden auf Anweisung des Präsidiums gelöscht, erst auf Druck der Basis wurden diese gestattet, stets mit dem Hinweis, dass sich die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft auf die Privatperson Harald Frahm beziehen und mit dem Tanzsport nichts zu tun hatten. Mit diesem Argument wurde laut einem Forumsbeitrag von Dr. Rainer Willms, Pressesprecher des Thüringischen Tanzsportverbands (TTSV), auch im TTSV-Präsidium eine Diskussion über Herrn Frahm abgewürgt.
Undurchsichtig ist auch die Berichterstattung des DTV im Zusammenhang mit Frahms Suspendierung als erster Vizepräsident des Internationalen Tanzsportverbands (IDSF). Bereits am Dienstag, dem 05.07.2005, hatte IDSF-Präsident Rudolph P. Baumann Frahm schriftlich gefragt, ob er freiwillig sein Amt als 1. Vizepräsident der IDSF „wegen der bekannt unerfreulichen Situation“ bis auf Weiteres ruhen lassen will. Frahm soll dies nicht nur entschieden abgelehnt, sondern auch – nach DTV-Forumsbeiträgen – der IDSF für den Fall einer Suspendierung mit Klage gedroht haben. Am Freitag, dem 08.07.2005, wurde Frahm von der IDSF suspendiert. Der DTV berichtete auf seiner Homepage, Frahm hätte von sich aus angeboten, sein Amt ruhen zu lassen. Am Tag darauf widersprach die IDSF dieser Darstellung und forderte die Veröffentlichung einer Gegendarstellung. Dieser Forderung ist der DTV bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht nachgekommen, es gab lediglich am Montag, dem 11.07.2005, eine Zusammenfassung dieser Gegendarstellung durch DTV-Pressesprecher Dr. Falko Ritter.
Vorwürfe im Rahmen der GOC-Affäre
Vor dem Hintergrund der strafrechtlichen Ermittlungen bekommen auch Vorwürfe neues Gewicht, die Michel Maugé, Chef der Mannheimer Gesellschaft m:con, bereits 2003 im Rahmen der so genannten „GOC-Affäre“ erhoben hatte. m:con war über Jahre Ausrichter der „German Open Championchips“ (GOC), einem der wichtigsten internationalen Tanzturniere auf deutschem Boden. Frahm habe von m:con Beraterpositionen für sich und befreundete Tanzsportfunktionäre verlangt, die insgesamt mit jeweils 15.000 Euro dotiert waren. Laut Maugé handelte es sich um reine „Pro-Forma-Verträge“. Als sich die m:con nicht mit Frahm einigen konnte, wurde dem Veranstalter die Lizenz für das Turnier entzogen.
Der DTV widerspricht bis heute den von Maugé erhobenen Vorwürfen. Laut DTV-Pressesprecher Dr. Falko Ritter waren es vor allem sportliche Differenzen, die zum Lizenzentzug führten: „Herr Maugé hatte die Einflussmöglichkeiten der Professionals in der GOC-GmbH ständig erweitert; die Vertreter des Amateursports – national und international – hatten immer wieder erfolglos gegen den wachsenden Einfluss der Professionals auf die Belange des Amateursports und deren Beratertätigkeit für Maugé protestiert“.
Die GOC findet seit 2004 in Stuttgart statt.