Chinesische Pressestimmen zur Gerichtsverhandlung gegen Bo Xilai

Veröffentlicht: 12:11, 28.Aug.2013 (CEST)
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Peking (China), 28.08.2013 – Nach dem Ende des Prozesses gegen den früheren führenden chinesischen Politiker Bo Xilai schreibt die chinesische Presse nun zusammenfassend über die Ereignisse teilweise recht ausführlich noch einmal auch auf Englisch.

Auffällig ist der Beitrag von China Radio International, der sich über neun (Web-)Seiten erstreckt. Der Artikel, der von einem Redakteur der Nachrichtenagentur Xinhua verfasst wurde, fällt durch zwei Dinge besonders auf: seinen Stil und seinen Inhalt. Inhaltlich liefert der Artikel eine Fülle an Details, die bisher so nicht in englischsprachigen Medien bekannt gemacht wurden – zu den Vorwürfen konkret, aber auch aus den Aussagen der Prozessbeteiligten. Xinhua ist die offizielle chinesische Nachrichtenagentur, und dort ist man sich sehr wohl bewusst, dass ein derartiger englischsprachiger Bericht sehr viel mehr an Weltöffentlichkeit erreicht, als es die chinesischen Berichte vermögen. So führt der Beitrag auf der ersten Seite dann auch wörtliche Aussagen Bos an, in denen er sich sehr positiv über den Ablauf des Verfahrens äußert. Der weitere Artikel ist ebenfalls von zahlreichen teilweise langen Zitaten gekennzeichnet, doch verlagert sich dabei der Schwerpunkt von Bo hin zu den Aussagen von Zeugen, die allein von der Anklage benannt wurden. Dementsprechend sind auch die angeführten Passagen im wesentlichen belastende Dinge, z.B. aus Aussagen von Bos Frau Gu Kailai. Bos sehr scharfe Vorwürfe gegen seine Frau und seine generelle Verteidigungslinie werden in dem Artikel hingegen fast vollständig ausgeblendet. In langen Passagen liest sich der Artikel nicht nur deshalb wie ein Auszug aus dem Plädoyer des Anklägers, auch sprachlich ist er nicht um eine neutrale Darstellung bemüht.

China Radio International veröffentlicht dazu dann auch noch einen Kommentar von zwei Redakteuren der Nachrichtenagentur Xinhau, in dem diese betonen, das der Prozess gezeigt habe, dass China ein Rechtsstaat sei, in dem alle Menschen vor dem Gesetz gleich seien. Die englische Webausgabe der Parteizeitung People′s Daily veröffentlicht unter dem gleichen Titel einen Kommentar von zwei anderen Redakteuren, die in etwas anderen Worten und Formulierungen die gleichen Aussagen treffen.

In Chinas zentral gesteuerter Presse ist dabei nichts dem Zufall überlassen, und so gehört ein Beitrag von Xinhua, in dem die erneute Verpflichtung der Kommunistischen Partei zum Kampf gegen die Korruption auf allen Ebenen berichtet wird, ebenfalls in das Bild der Presse kurz nach dem Prozess gegen Bo Xilai. Auch die Presseschau von China Radio International ist dabei einen Blick wert, denn auch sie eröffnet mit zwei Meldungen zum Thema Korruption. Die erste Meldung bezieht sich auf aktuelle Ermittlungen gegen Manager des staatlichen Ölkonzerns China National Petroleum Corporation. Die zweite Meldung berichtet über einen Funktionär aus der Provinz Shaanxi, dessen Fall durch aufmerksame Internetnutzer zuerst an das Licht kam und danach dort auch vielfach diskutiert wurde. Dieser Prozess findet jetzt aber trotzdem wieder ohne die große Internet- oder andere Medienberichterstattung statt, die den Prozess gegen Bo Xilai so bemerkenswert gemacht hat.

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Quellen Bearbeiten