Carl Friedrich von Weizsäcker ist tot

Artikelstatus: Fertig 15:49, 29. Apr. 2007 (CEST)
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Starnberg (Deutschland), 29.04.2007 – Der Physiker, Philosoph und Friedensforscher Carl Friedrich von Weizsäcker ist tot. Er starb gestern im Alter von 94 Jahren in Starnberg in Bayern. Das gab die Deutsche Presse-Agentur unter Berufung auf eine seiner Töchter bekannt. Der Bruder des ehemaligen Bundespäsidenten Richard von Weizsäcker galt unter Forschern als der letzte deutsche Universalgelehrte.

Carl Friedrich von Weizsäcker, 1993

Nach seinem Studium der Physik, zu dem ihn der spätere Nobelpreisträger Werner Heisenberg angeregt hatte, und der intensiven Beschäftigung mit der Kernphysik wurde er während des Zweiten Weltkriegs zusammen mit Heisenberg und Otto Hahn, dem Entdecker der Kernspaltung, Mitglied einer Wissenschaftlergruppe, die für Hitler-Deutschland die Kernspaltung technisch nutzbar machen sollte. In einem Spiegel-Interview aus dem Jahr 1991 erklärte er dazu, seine Motivation sei der Glaube gewesen, als Wissenschaftler Einfluss auf Hitlers Politik nehmen zu können, und bezeichnete seine damalige Einstellung als naiv.

Seine Auseinandersetzung mit den Ereignissen von Hiroshima und Nagasaki, wo die ersten Atombomben eingesetzt worden waren, waren für ihn schließlich der entscheidende Beweggrund, sich der Politik als einer „bitteren Pflicht“ anzunehmen. 1957 setzte er sich als Initiator der „Göttinger Erklärung“ und des „Tübinger Memorandums“ 1962 gegen die weltweite nukleare Aufrüstung und die Bewaffnung der Bundeswehr mit Atomwaffen ein. In den Zeiten des Kalten Krieges engagierte er sich für die Erhaltung des Friedens. 1970 übernahm er die Leitung des Max-Planck-Instituts in Starnberg. Seine Arbeit hier begründete seinen Ruf als international anerkannter Friedensforscher. Er trat für die Verantwortung der Wissenschaftler ein und prägte den Begriff einer „Weltinnenpolitik“. In den letzten Jahrzehnten wendete er sich verstärkt ethischen und religiösen Fragen zu. Von Weizsäcker erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen.

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Quellen