Bundeskartellamt: Deutsche Kaffeeröster Dallmayr, Tchibo und Melitta wegen Preisabsprachen abgestraft
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Bonn (Deutschland), 21.12.2009 – Das Bundeskartellamt hat gegen drei führende deutsche Kaffeeröster und leitende Mitarbeiter dieser Firmen Geldbußen von insgesamt 159,5 Millionen Euro verhängt. Die betroffenen Firmen sind die Tchibo GmbH, Hamburg, die Bremer Kaffeerösterei Melitta Kaffee GmbH und die Alois Dallmayr Kaffee oHG aus München. Die Behörde wirft den drei Firmen vor, zwischen den Jahren 2000 (dem Beginn der Untersuchung durch das Kartellamt) und 2008 „beabsichtigte Preiserhöhungen bei Filterkaffee, Espresso und Kaffeepads abgesprochen“ zu haben.
Mit Ausnahme der Preiserhöhungsrunde im März/April 2008 konnten alle Preiserhöhungen der drei Firmen auf dem Markt durchgesetzt werden. Börsianer wissen, dass der Kaffeepreis „weitgehend unelastisch“ ist. Das heißt, Verbraucher fragen das Produkt auch trotz Preiserhöhungen fast unverändert nach.
Die Weltmarktpreise für Kaffee unterliegen ständigen Schwankungen, die verschiedensten Faktoren geschuldet sind. So spielt das Wetter eine entscheidende Rolle. Wenn ein Land wie Indien – wie zurzeit – wetterbedingte Ernteausfälle hat, wirkt sich das auf den Weltmarktpreis aus, weil Indien drittgrößter Exporteur Asiens für die braune Bohne ist. Der Hamburger Kaffeeimporteur Albert Darboven, der selbst die Marken Idee-Kaffee und Alfredo vertreibt, drückte es so aus: „Der Kaffeemarkt ist stets für Überraschungen gut.“ Die Preisabsprachen der Kaffeeröster in Deutschland sicherten den beteiligten Unternehmen eine effektivere Kontrolle des Marktes. Faktisch konnten Extraprofite erzielt werden. So rechnet das Kartellamt vor, dass die im Dezember 2004 und im April 2005 angekündigten Preiserhöhungen zu einem Anstieg der Endverbraucherpreise für Kaffee in Deutschland von mehr als einem Euro pro 500-Gramm-Packung führten.
Die drei Kaffeeröster Tchibo, Dallmayr und Melitta kontrollieren zusammen einen durchaus nennenswerten Marktanteil des Kaffeemarktes in Deutschland. Dallmayr hat alleine einen Marktanteil von etwa rund zehn Prozent. Tchibo gilt als weltweit viertgrößter Kaffeeproduzent. Zusammen mit seinen Non-Food-Produkten machte Tchibo 2008 einen Umsatz von immerhin 3,2 Milliarden Euro – wie hoch der Anteil des Kaffees am Umsatz tatsächlich ist, darüber macht das Privatunternehmen keine genauen Angaben. Der Marktanteil von Melitta lag 2005 beim Kaffee bei etwa 12 Prozent – rückläufig tendierend.
Im Juli 2008 hatte das Kartellamt Ermittlungen gegen die führenden Kaffeeröster in Deutschland aufgenommen. Neben den genannten waren dies auch Jacobs/Kraft und Aldi. Der Kaffeemarkt ist in Deutschland recht übersichtlich. Offenbar ging die Initiative für die Untersuchung von einem Handelsunternehmen aus, das einen Kaffeeröster wegen des Verdachts auf Kartellabsprachen angezeigt hatte. Vertreter der Branche hielten die erhobenen Vorwürfe damals für nicht haltbar.
Die nun verhängten Geldbußen sind noch nicht rechtskräftig. Über eventuelle Einsprüche gegen die Bußgeldbescheide entscheidet das Oberlandesgericht Düsseldorf. Wie das Bundeskartellamt mitteilte, sind weitere Ermittlungen noch im Gang. Es bestehen Verdachtsmomente wegen Preisabsprachen beim Verkauf von Kaffee an die Gastronomie und Großabnehmer. Außerdem wird noch gegen mehrere Hersteller von Cappuccino wegen des Verdachts von Preisabsprachen ermittelt.
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Quellen
- www.bundeskartellamt.de: „Bundeskartellamt verhängt Geldbußen gegen Kaffeeröster“ (21.12.2009)
- www.abendblatt.de: „Spekulanten treiben Kaffeepreise hoch“ (18.06.2005)
- www.ftd.de: „Deutsches Kaffee-Kartell muss Strafe zahlen“ (21.12.2009)
- www.boerse-go.de: „Kaffee“ (Aufruf der Seite am 21.12.2009)
- www.boerse-go.de: „Kaffee: Welternte bricht ein“ (17.11.2009)
- www.sueddeutsche.de: „Bundeskartellamt durchsucht Kaffeeröster“ (03.07.2008)
- www.wiwo.de: „Dallmayr steigert Kaffeeabsatz“ (19.12.2009)
- www.welt.de: „Shell ist einer der größten deutschen Spielzeughändler“ (14.11.2009)