Buchmesse 2.0 – von Bloggern, eBooks und Piraten

Veröffentlicht: 23:35, 12. Okt. 2007 (CEST)
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Frankfurt am Main (Deutschland), 12.10.2007 – Das Internet ist angekommen auf der Frankfurter Buchmesse 2007. Nicht nur, wie lange schon, als Werkzeug etwa für die Journalisten, die im Pressezentrum an etwa 80 Arbeitsplätzen mit eigenen Laptop-Computern über die diesjährige Messe berichten, sondern auch erneut als Chance – und natürlich als Bedrohung.

Blogger im Messe-Wohnzimmer 2.0

Nachdem bereits im Vorjahr Blogger live von der Frankfurter Buchmesse berichtet haben, hat man ihnen 2007 beim Forum Innovation gleich ein ganzes „Web 2.0 Wohnzimmer“ eingerichtet, für Blogs und Podcasting von der Messe. Jeden Tag vom 10. bis 14. Oktober berichten sie mehr oder weniger live von der Buchmesse, von den großen Namen, den erinnerungswürdigen Events und natürlich ganz persönlichen Eindrücken und Erfahrungen. Drei der Blogger schreiben dabei in englischer Sprache, auch ein englischer Podcast wird angeboten, um die Reichweite der Buchmesse 2.0 zu erhöhen. Die Blogbeiträge sind unter http://www.book-fair.com/blog abrufbar und sollen das auch nach der Messe selbst bleiben. In Halle 4.2 Reihe Q 411 können Besucher auch an den Publikumstagen noch selbst beim Bloggen und Podcasten zusehen. Nach ersten Erfahrungen der Blogger klagen diese aber darüber, viel Aufmerksamkeit der klassischen Medien, aber zu wenig Kontakt zu Messebesuchern zu bekommen.

EBooks und Digitalisierung

 
Fluch und Segen für das Verlagswesen: CDs als Medienträger

Digitalisierung und digitale Medien, auch und vor allem digital angebotene Bücher und Zeitschriften, sind ein wichtiges Thema dieser Messe, da immer mehr Verlage auch mit eBooks nicht nur vertreten sein, sondern auch Geld verdienen wollen. Im Fachbuchbereich ist das längst gelungen: Der wissenschaftliche Springer-Verlag etwa, der über 40.000 Bücher und 1.700 Zeitschriften (darunter 1200 aktuell noch bei Springer fortgesetzte) im digitalen Angebot hat, macht längst kein Fachbuch mehr ohne eBook-Variante – und macht bereits den Großteil seines Umsatzes im digitalen Bereich.

Schwieriger ist das für Belletristik-Verlage wie die hier früh aktiv gewordene Verlagsgruppe Pabel Möwig (VPM). Hier werden zwar neue Abenteuer etwa des Weltraumhelden Perry Rhodan automatisch auch in digitaler Form angeboten, der damit erzielte Umsatz spielt neben der Druckfassung und anderen Medienformen aber eine noch kleine Nebenrolle. Die Bereitschaft der Leser, an einem Bildschirm zu lesen, wächst, aber noch wächst sie langsam. Da eine neue Generation von Lesern aber damit aufwächst, das Internet – vor allem Google und die Wikipedia – als Nachschlagewerk zu benutzen, wird das in Zukunft immer selbstverständlicher werden.

Eine wachsende Anzahl von Verlagsdienstleistern bietet darum neben immer effektiveren Content-Management-Systemen, mit denen aus dem Inhalt einer Datenbank leicht immer neue Medienformen zusammengestellt werden können, auch die Redigitalisierung an. Dabei werden auch ältere Werke deren Rechte beim Verlag liegen, für die ein Nachdruck sich aber vielleicht nicht lohnt, eingescannt, in inhaltliche Abschnitte geteilt und verschlagwortet. Wo die Vorlage ein gutes Schriftbild nicht hergibt, werden Bücher in Drittländern abgetippt, zwei- oder dreimal, und dann zu einer Endfassung zusammen korrigiert. Einmal im System können digitalisierte Bücher auch als Print On Demand (POD) zur Verfügung gestellt werden und bleiben, etwa mit Hilfe des BookSurge-Programmes von Amazon, als normale Bücher lieferbar, unter Umständen sogar innerhalb von 24 Stunden.

 
Roland Lange, Manager bei Google, erklärt Google Book Search beim Forum Innovation. Bild: Wettach.

Als Marketing-Instrument lässt sich digitaler Inhalt auch für das „Search-Inside“-Programm von amazon nutzen, bei dem der Volltext eines Buches durchsuchbar ist, aber nur kleine Ausschnitte ohne einen Kauf angezeigt werden.

Neben Amazon präsentierte auch Google das eigene Programm zur Digitalisierung von Büchern, bei dem Verlage auch einfach eine Kiste mit ihren Büchern in Papierform abliefern und Google die Arbeit der Redigitalisierung überlassen können, wobei die Inhalte dann über Google BookSearch zur Verfügung stehen. Der Unterschied aber zwischen beiden Anbietern wurde deutlich: Amazon will mit Büchern Geld verdienen, Googles Geschäft dagegen ist die Werbung mit AdSense und AdWords, die bei Volltextsuchen zielgerichtet erfolgen kann. Beide Anbieter mussten sich fragen lassen, wie sie die Inhalte vor kostenloser Ausnutzung schützen, da damit womöglich noch weniger Menschen etwas zahlen wollen würden, um ein Buch als eBook zu lesen, wenn man es 20-Seiten-weise kostenlos lesen kann. Die „Alles-kostenlos“-Mentalität vieler Internet-Nutzer wird da als Bedrohung empfunden.

„Piraten“ bedrohen das Hörbuch

 
Oliver Rohrbeck (links) und Johannes Stricker beim Forum Hörbuch zur Piraterie. Bild: Wettach.

In besonderer Weise bedroht von den Tauschbörsen im Internet sieht sich das Hörbuch. Aufwendig produziert kostet eine Hörbuchproduktion auf fünf CDs etwa 80.000 Euro, erklärte Johannes Stricker vom Unternehmen „Der Hörverlag“. Damit es sich rechne, müsse ein solches Werk sich etwa 30.000-mal verkaufen. Wenn aber nur noch 10.000 Hörbücher verkauft und dafür 20.000 illegal im Internet heruntergeladen werden, werden aufwändige Produktionen bald nicht mehr kostentragend, und die derzeit so aufblühende Hörbuchszene wird schrittweise wieder eingehen. Nebenrechnungsmodelle wie im Musikgeschäft, so Stricker, seien für Hörbücher kaum machbar, weil das Modell der Musikindustrie, die auch an Konzerten und Klingeltönen verdient, für das Medium Hörbuch nicht übertragbar seien. Dazu kommt der notwendigerweise höhere Preis einzelner Titel: Wer ein ganzes Werk erwirbt, ist oft mit 49, 79 oder 99 Euro dabei. Da fällt vor allem jüngeren Hörern der Gang zur Tauschbörse leicht, zumal ein Unrechtsbewusstsein weitgehend fehlt, wie auch Oliver Rohrbeck, bekannt als Sprecher etwa des Justus von den Dr3i Fragezeichen, beklagte. Er bekannte früher selbst für Freunde manchmal Kassetten mit Musikaufnahmen aus dem Radio zusammengestellt zu haben – als „Liebesbeweis“, wie er sagte. Wer für solche Liebesbeweise heute auf illegale Tauschbörsen als Quellen zugreift, müsste damit rechnen, empfindliche Strafen zu zahlen, wenn die Strafverfolgung nicht so schwer wäre.

Quellen

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