Britischer Botschafter in Washington tritt zurück

Veröffentlicht: 19:38, 12. Jul. 2019 (CEST)
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Washington D.C. (Vereinigte Staaten), 12.07.2019 – Als Folge des Depeschenleaks hat der britische Botschafter in den Vereinigten Staaten, Kim Darroch, seinen Rücktritt erklärt. „Die momentane Situation macht es mir unmöglich, meine Rolle so zu erfüllen, wie ich es mir wünsche“, schrieb der Botschafter an seinen Außenminister. Darroch war von Donald Trump öffentlich beschimpft worden, nachdem Depeschen des Botschafters an das Außenministerium in London von der Mail on Sunday veröffentlicht worden waren, in denen der Botschafter die Regierung Trumps als „inkompetent“ und „einzigartig dysfunktional“ bezeichnete.

Ex-Botschafter Kim Darroch

In einem dieser Briefings schrieb der seit Januar 2016 in den Vereinigten Staaten akkreditierte Botschafter Darroch: „Wir gehen nicht wirklich davon aus, dass diese Regierung normaler wird; weniger dysfunktional; weniger unberechenbar; weniger gespalten; weniger diplomatisch plump und ungeschickt.“ Der Daily Mail zufolge wird Trump als „unsicher“ und „inkompetent“ eingeschätzt.

Solche Einschätzungen der Regierung Trump wurden schon mehrfach geäußert. Im April bezeichnete Gérard Araud, der frühere französische Botschafter in Washington, Donald Trump als „etwas primitiv“.

Zunächst hatte eine Sprecherin des britischen Außenministeriums dem Botschafter den Rücken gestärkt. Demnach erwarte die britische Öffentlichkeit von den Botschaftern des Landes, dass sie die britische Regierung „mit einer aufrichtigen, ungeschminkten Einschätzung der Politik in ihrem Land versorgen“, sagte die Sprecherin. „Ihre Sichtweisen sind nicht notwendigerweise die Sichtweisen der Minister oder der Regierung.“ Sie fügte hinzu: „Wir bezahlen sie dafür, dass sie ehrlich sind.“

Auch die scheidende Premierministerin Theresa May deckte dem Botschafter den Rücken. „Der Botschafter bleibt im Amt und wird seine Aufgaben weiterhin mit der vollen Unterstützung der Premierministerin ausführen“, gab ein Pressesprecher nach einer Kabinettssitzung bekannt. In der Angelegenheit hatten sich auch die beiden Kandidaten um die Nachfolge Mays geäußert. Jeremy Hunt bezeichnete auf Twitter Trumps Kommentare als „respektlos und falsch“. Darroch werde britischer Botschafter in Washington bleiben, falls er, Hunt, Premierminister werde. Sein Gegenkandidat Boris Johnson sagte der BBC unter Verwei auf seine „gute Beziehung mit dem Weißen Haus“, er glaube nicht, dass er darüber zu entscheiden in der Lage sei.

Donald Trumps persönliche Angriffe auf den britischen Botschafter und die britische Premierministerin

Das wiederum hatte den US-Präsidenten verärgert. Er nannte auf Twitter Darroch einen „verrückten Botschafter“ und „sehr dummen Typen“. Trump schrieb, er „kenne den Botschafter nicht, aber mir wurde gesagt, er sei ein aufgeblasener Dummkopf“. Offenbar ärgerte den Präsidenten vor allem Mays Festhalten an Darroch. Denn in der Serie von Tweets äußerte er sich auch über Theresa Mays Brexit-Verhandlungen. Es sei eine „gute Nachricht für das wunderbare Vereinigte Königreich“, wenn es „bald einen neuen Premierminister“ haben werde. Trump legte am 9. Juli nach, indem er May dafür kritisierte, dass sie seine Ratschläge zu den Brexitverhandlungen nicht befolgt habe und „ihren eigenen, törichten Weg gegangen“ und „unfähig, es hinzukriegen,“ gewesen sei.

Wie die BBC berichtete, hat Trump ein Treffen zwischen dem britischen Handelsminister Liam Fox und Ivanka Trump abgesagt, an dem Darroch teilnehmen sollte. Außerdem wurde er von einem Staatsbankett ausgeladen, das anlässlich des Besuchs des Emirs von Katar veranstaltet wurde.

Daraus zog der Botschafter nun Konsequenzen. „Obwohl meine Entsendung erst am Ende des Jahres hätte enden sollen, glaube ich, dass es unter den gegebenen Umständen verantwortungsvoll ist, die Ernennung eines neuen Botschafters zu ermöglichen“, schrieb Darroch an seinen Dienstherren. Der 66-jährige Darroch gilt als angesehen und ist seit über vier Jahrzehnten im diplomatischen Dienst. Unter David Cameron war er Nationaler Sicherheitsberater. Seine Amtszeit in den Vereinigten Staaten hätte noch bis zum Jahresende dauern sollen.

Premierministerin May und einige weitere britische Politiker wiesen darauf hin, dass Regierungen auf ungefilterte Berichte ihrer Botschafter darüber angewiesen seien, was sich in deren Entsendeland abspiele. Doch Mays voraussichtlicher Nachfolger Boris Johnson vermied es, sich hinter den Botschafter zu stellen. Die fehlende Rückendeckung Johnsons habe den Ausschlag gegeben, dass Darroch seinen Posten zur Verfügung stellte, war in London zu hören.


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