Brasilien: Mit Ford beendet ein weiterer Autohersteller die Produktion im Land

Veröffentlicht: 18:48, 3. Jan. 2022 (CET)
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São Paulo (Brasilien), 16.01.2021 – Der US-amerikanische Autohersteller Ford Motors beendet seine Autoproduktion in Brasilien nach rund 100 Jahren. Mit sofortiger Wirkung werden die beiden Werke in Camacari und Taubate geschlossen; in einigen Monaten folgt die Schließung des letzten Werks in Horizonte. Insgesamt fallen dadurch 5 000 Arbeitsplätze in dem südamerikanischen Land weg. Die Metallarbeitergewerkschaften der Werke in Camacari und Taubate haben bereits zu Demonstrationen gegen Fords Entscheidung aufgerufen. Für Ford-CEO Jim Farley ist dieser Schritt eine „sehr schwere, aber notwendige Entscheidung“. Bereits im Jahr 2019 schloss Ford eine Fabrik in Brasilien: Im Werk Sao Bernardo do Campo, in der Nähe von Sao Paulo, arbeiteten bis zur Schließung 3 000 Arbeiter.

Troller T4

Mit der Stillegung der letzten Ford-Autofabrik in Horizonte endet auch die Produktion der brasilianischen Automarke Troller. Dabei handelt es sich um eine 1993 gegründete Automarke, welche ausschließlich Geländewagen baut. Die Firma wurde 2007 von Ford übernommen und produziert nur den Geländewagen T4.

Die Ford-Tochter Ford do Brasil wurde 1919 gegründet und montierte anfangs das berühmte Ford T-Modell. 1957 wurde die erste vollständige Produktion in Brasilien in Betrieb genommen. Nach der Einstellung der Produktion wird Ford weiterhin Fahrzeuge aus anderen Ländern, wie z.B. Argentinien und Uruguay, importieren. Somit wird sich Ford nicht vollständig aus dem größten südamerikanischen Land zurückziehen, auch das Service-Netz bleibt bestehen.

Ford ist allerdings nicht der einzige Hersteller, der Brasilien den Rücken kehrt. So kündigte Daimler bereits im Dezember 2020 an, die Produktion von Mercedes-Benz-PKWs im Werk Iracemápolis zu beenden. Dieses wurde erst vor wenigen Jahren gegründet; folglich sind mit 370 Arbeitern relativ wenige von der Schließung betroffen. Bereits 2019 und damit vor der Corona-Pandemie, von welcher Brasilien ebenfalls schwer getroffen ist, hat Audi beschlossen, dass sein Werk in Sao Jose dos Pinhais im Jahr 2021 aufgrund zu geringer Absatzzahlen ein Jahr lang die Produktion pausieren wird. Derzeit ist aber noch nicht klar, ob Audi die Fabrik wieder öffnen wird.

Brasilien hat in den letzten Jahren mit einer schlechten wirtschaftlichen Lage zu kämpfen, welche insbesondere den Automobilmarkt betrifft. Deshalb ziehen viele Autohersteller die Konsequenzen und beenden die verlustreiche Produktion in dem Land. Der Autoabsatz ist in den letzten Jahren massiv gefallen. Während im Jahr 2012 noch 3,63 Millionen Fahrzeuge verkauft wurden, ist seitdem der Absatz stetig gefallen, 2013 auf 3,58 Millionen, 2014 auf 3,33 Millionen, 2015 auf 2,48 Millionen. 2016 wurde der vorläufige Tiefpunkt mit 1,99 Millionen verkauften PKWs erreicht. Die einsetzende Erholung auf 2,66 Millionen Verkäufe in 2019 wurde durch die Corona-Pandemie zunichte gemacht, und der brasilianische Automarkt erreichte gerade noch rund 1 950 000 PKW-Verkäufe in 2020.



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