Benedikt XVI. besuchte Bayern

Artikelstatus: Fertig 16:41, 28. Sep. 2006 (CEST)
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Bayern (Deutschland), 28.09.2006 – Papst Benedikt XVI. beendete am Donnerstag, 14. September 2006, seinen sechstägigen Pastoralbesuch in seiner Heimat Bayern. Hunderttausende nahmen an den großen Papstmessen teil, die in verschiedenen bayerischen Orten stattfanden.

Papst Benedikt besuchte seine Heimat Bayern

Vorbereitungen

Bereits bei ihrer Frühjahrsversammlung am 22. März 2006 in Freising stellte die Bischofskonferenz das offizielle Plakat für den Besuch von Papst Benedikt XVI. in Bayern vor. Das in den Landesfarben von Bayern gestaltete Plakat zeigt den Papst mit grüßender Hand. Die unter dem Motto „Wer glaubt, ist nie allein“ stehende Reise sollte den Papst nach damaliger Planung nach München, Altötting, Regensburg und Freising führen. Allein in München und Regensburg wurden zu den Gottesdiensten je 300.000 Besucher erwartet. Um diese Ausnahmesituation bewältigen zu können, war geplant, den südlichen Teil von Regensburg komplett zu sperren, damit die Pilger sicher zu Fuß zum Islinger Feld gelangen könnten. Die BAB3 von Nürnberg nach Passau sollte komplett gesperrt und als Busparkplatz Verwendung finden, von wo aus die Pilger dann ebenfalls zu Fuß auf das Islinger Feld gehen sollten. Großparkplätze für PKW wurden außerhalb der Stadt, zwei bis drei Stunden Fußmarsch vom Gottesdienstort entfernt, eingerichtet. Für Pilger, die die Nacht bereits in Regensburg verbringen wollten, obwohl davon abgeraten wurde, sollten Turnhallen und Festzelte geöffnet sein. Um die Pilger aus der gesamten Bundesrepublik zu transferieren, sollten durch die Bahn Sonderzüge im Fern- und Shuttles im Nahverkehr eingesetzt werden. München hat sein S-Bahn-Netz um 18 Leihzüge aus Frankfurt und Stuttgart erweitert. Über 35.000 Helfer von Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisationen waren für Monate mit den Planungen für die Sicherheitsvorkehrungen beschäftigt.

geplantes Programm

Für den Besuch des Papstes war ein umfangreiches Programm geplant, welches zwei Wochen vor seiner Ankunft folgendermaßen aussah:

Samstag, 9. September

15.30 Uhr: Ankunft und Empfang mit militärischen Ehren durch den Bundespräsidenten – Begrüßung durch die Bundeskanzlerin, den Ministerpräsidenten von Bayern und den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz – Transfer in die Innenstadt Münchens
17.30 Uhr: Gebet an der Mariensäule (Marienplatz) – Papamobilfahrt in die Residenz – Treffen mit Bundespräsident, Bundeskanzlerin und Ministerpräsident von Bayern - Papamobilfahrt zum Erzbischofshof als Quartier in München

Sonntag, 10. September

09.30 Uhr: Eintreffen auf dem Freigelände der Neuen Messe und Papamobilfahrt durch die Menge
10.00 Uhr: Heilige Messe auf dem Gelände der Neuen Messe
17.30 Uhr: Vesper in der Frauenkirche

Montag, 11. September

08.15 Uhr: Verabschiedung durch Oberbürgermeister in Bayern-Kaserne – Hubschraubertransfer nach Altötting
09.20 Uhr: Ankunft in Altötting – Papamobilfahrt zum Kapellplatz
10.30 Uhr: Gottesdienst auf Kapellplatz mit Prozession zur Anbetungskapelle, Einweihung durch Papst
17.00 Uhr: Vesper in der Basilika St. Anna mit Ordensangehörigen und Prieseramtskandidaten
18.45 Uhr: Besuch der Pfarrkirche St. Oswald in Marktl. am Inn – Hubschraubertransfer nach Regensburg

Dienstag, 12. September

09.30 Uhr: Eintreffen auf Islinger Feld – Papamobilfahrt durch die Menge
10.00 Uhr: Heilige Messe auf dem Islinger Feld
16.45 Uhr: Papamobilfahrt zur Uni Regensburg – Auftritt im Audimax vor Professoren und Studenten
18.00 Uhr: Papamobilfahrt zur Kirche St. Ulrich am Dom – Treffen mit Vertretern der AG christlicher Kirchen in Bayern – Prozession von St. Ulrich zum Dom
18.30 Uhr: Ökumenischer Vespergottesdienst im Dom mit Predigt

Mittwoch, 13. September

11.00 Uhr: Segnung der neuen Orgen in der Alten Kapelle
Nachmittag: Privater Teil der Reise – Treffen mit Bruder Georg Ratzinger

Donnerstag, 14. September

10.30 Uhr: Hubschrauberlandung in der General-von-Stein-Kaserne in Freising – Papamobilfahrt zum Dom – Ansprache im Dom vor Priestern und Diakonen
12.00 Uhr: Verabschiedung auf dem Münchner Flughafen
12.45 Uhr: Abflug nach Rom

9. September – Ankunft in München

Am Samstag, dem 9. September, traf Papst Benedikt XVI. am Flughafen in München ein, wo er wie geplant von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit militärischen Ehren empfangen wurde. Alle Anwesenden am Flughafen grüßte der Papst mit: „Herzliches grüß Gott.“ Mit drei Salutschüssen wurde er von den Tegernseer Gebirgsschützen empfangen. Bei der anschließenden Fahrt in die Münchener Innenstadt, deren letzter Teil auch im Papamobil stattfand, wurde das Oberhaupt der katholischen Kirche von zirka 70.000 Menschen mit Fähnchen begrüßt. Dies waren jedoch weniger Leute als erwartet. Bei einer Andacht auf dem Marienplatz rief der Pontifex zu einer besseren Integration von Muslimen in Deutschland auf. Auch setzte er ein Zeichen für die Ökumene: „Wir werden uns mit Herz und Verstand darum mühen, dass wir zueinander kommen.“ Rund 5.000 Polizisten waren im Einsatz, um die Sicherheit zu gewährleisten.

10. September – Aufruf zur Weitergabe des katholischen Glaubens

Rund eine viertel Million Menschen besuchte am Sonntag morgen den Open-Air-Gottesdienst in der neuen Messe in München. Mehr als 100 Kardinäle und Bischöfe nahmen an der Heiligen Messe bei strahlendem Sonnenschein teil. In seiner Predigt übte der Papst indirekt Kritik an der deutschen katholischen Kirche aus, da sie sich mehr für soziale als missionarische Projekte einsetze – beides sei jedoch eng miteinander verbunden. Auch beklagte er sich über eine allgemeine „Schwerhörigkeit gegenüber Gott“. Das erwartete Verkehrschaos zum Gottesdienst blieb aus. In einer Vesperfeier am frühen Abend in der Liebfrauenkirche forderte Benedikt XVI. zu der Weitergabe des katholischen Lebens auf. Der Gottesdienst wurde von zahlreichen jungen Familien, Erziehern, Katecheten und Kommunionskindern besucht. Anschließend fuhr der Papst mit dem Papamobil durch die Fußgängerzone.

11. September – Aufruf zur Marienfrömmigkeit

Am dritten Tag seiner Reise besuchte der Papst den Marienwallfahrtsort Altötting. Hier betete der Papst still vor der „schwarzen Madonna“ in der Gnadenkapelle. Einem weiteren Gottesdienst unter freiem Himmel wohnten 60.000 Gläubige bei. In seiner Predigt betonte der Papst besonders die Marienfrömmigkeit. Auf die Terroranschläge auf das World Trade Center, die sich an diesem Tag zum fünften Mal jährten, ging er nicht ein. Er erwähnte sie nur in einer Fürbitte und betete für den Frieden in der Welt. Anschließend weihte der Heilige Vater die Anbetungskapelle ein, bevor er ein Bad in der Menge nahm. Für seine Predigt wurde der Papst von der Reformbewegung „Wir sind Kirche“ kritisiert. Am Abend feierte der Papst in der Basilika St. Anna vor mehreren tausend Ordensleuten und Priesterseminaristen Vesper. Hier beklagte er besonders den Priestermangel in der Welt, warnte zugleich jedoch vor Aktionismus. Am Ende des Gottesdienstes widmete er seinen Fischerring der „schwarzen Madonna von Altötting“. Am Abend besuchte der Papst seinen Geburtsort Marktl am Inn. Entgegen dem geplanten Programm nahm der Papst ein Bad in der Menge und schüttelte seinen Fans die Hände. Infolge dessen verweilte er nur kurz in Stille am Taufstein der Kirche St. Oswald und verzichtete auf den Besuch seines Geburtshauses. Dies wurde am Tag zuvor von Unbekannten mit blauer Farbe beschmiert. Nach seinem Besuch in Marktl wurde der Papst nach Regensburg geflogen, wo er nach einer Fahrt durch die Innenstadt gegen 21:00 Uhr das Priesterseminar St. Wolfgang erreichte.

12. September – Unverzichtbarkeit des Glaubens

Auch in Regensburg blieb das erwartete Verkehrschaos im Vorfeld des Großgottesdienstes aus. Es wurden die BAB3 und Teile der Innenstadt gesperrt. Rund 1.100 Busse parkten auf der Autobahn, und 15.000 Besucher reisten mit Sonderzügen der Bahn an. Insgesamt 250.000 Pilger besuchten die Messe auf dem Islinger Feld, viele von ihnen waren schon in der Nacht aufgebrochen und hatten auf dem Veranstaltungsfeld campiert. Zu Beginn der zweieinhalbstündigen Messe bedankte sich der Papst bei den Helfern, die sein Privathaus in Pentling neu gestrichen, den Zaun erneuert und die Blumenbeete gepflegt hatten. In seiner Predigt betonte er dann die Unverzichtbarkeit des Glaubens und verurteilte den Atheismus als Irrweg. Er kritisierte besonders auch die Wissenschaft, die daran arbeite, Gott überflüssig werden zu lassen. Zugleich prangerte er auch den religiösen Hass und Fanatismus in der Welt an. Um die Kommunion zu verteilen, wurden die hohen Sicherheitstore am Altarhügel geöffnet. Dies wurde von einer Sicherheitspanne überschattet: Ein junger Mann stürmte auf den Altarhügel zu und wurde kurz vor der Altartreppe von Sicherheitskräften gestoppt. Nachdem die Polizei ihn an einen privaten Sicherheitsdienst übergeben hatte, wurde er entlassen. Die Identität des Mannes ist bislang unklar. Auch der Malteser Hilfsdienst war mit dem Gottesdienst auf dem Islinger Feld zufrieden. 482-mal wurde Hilfe geleistet, und 20 Personen wurden ins Krankenhaus gebracht. Rund 1.400 Helfer aus der gesamten Bundesrepublik waren nach Regensburg gekommen. Anders als beim Weltjugendtag im vergangenen Jahr war diesmal jede Unfallhilfsstelle mit einer hausärztlichen Apotheke ausgestattet. Dies erlaubte vielen Patienten die weitere Teilnahme am Gottesdienst. Am Mittag besuchte der Papst die Universität Regensburg. Die Universität erhoffte sich eine Diskussionsrunde. Stattdessen hielt der Heilige Vater eine Vorlesung zum Thema „Glaube, Vernunft und Universität – Erinnerungen und Reflexionen“. In einem anschließenden ökumenischen Gottesdienst im Regensburger Dom bekräftigte er den Willen zu einer Annäherung zwischen Protestanten und Katholiken; konkrete Schritte nannte er jedoch nicht. Die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ zeigte sich hierzu erneut enttäuscht.

13. September – privater Tag

Am Morgen des vorletzten Tages seiner Reise weihte der Papst die neue Orgel der „alten Kapelle“ in Regensburg. Danach besuchte er mit seinem Bruder, Georg Ratzinger, das Grab seiner Eltern und seiner Schwester in Regensburg. Anschließend besuchte er die Kirche St. Josef und fuhr dann mit seinem Bruder nach Pentling. Nachdem er dort seine ehemaligen Nachbarn begrüßt hatte, zog er sich mit seinem Bruder in sein Privathaus zurück.

14. September – Abschied von der Heimat

Letzte Station der Heimatreise des Pontifex war Freising. Im hiesigen Dom hielt er eine freie Rede vor Priestern und Diakonen. Auf dem Domplatz bedankte er sich zuvor bei Helfern des Malteser Hilfsdienstes für ihren Einsatz. Gegen Mittag traf er am Flughafen in München ein. In einer Abschiedsrede bedankte er sich bei den Menschen in der Heimat für den herzlichen Empfang. Nachdem ihn Edmund Stoiber und seine Gattin verabschiedet hatten, flog er gegen 13:10 Uhr ab. Er landete gegen 14:40 Uhr auf dem Flughafen Ciampino und fuhr anschließend in seine Sommerresidenz in Castel Gandolfo (Italien).

Malteser sorgten für Sicherheit

Für die Sanitätsdienstliche Betreuung des Papstbesuchs war der Malteser Hilfsdienst zuständig. Rund 2.000 Helfer kamen hierzu aus der gesamten Bundesrepublik zusammen. Sie leisteten gemeinsam 60.000 Dienststunden. Ihre 415 Einsatzfahrzeuge legten bei der Anreise zusammen 250.000 Kilometer zurück. Rund 1.000 Hilfeleistungen wurden registriert und etwa 100 Personen in Krankenhäuser transportiert.

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Quellen