Bangladesch: 14-jährige zu Tode gepeitscht
Veröffentlicht: 21:47, 7. Feb. 2011 (CET) Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen. |
Dhaka (Bangladesch), 07.02.2011 – Ein 14-jähriges Mädchen ist im Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen, die ihr Bewohner des Dorfes Naria, etwa vierzig Kilometer südlich der Landeshauptstadt Dhaka, bei der Vollstreckung des Urteils eines örtlichen Standgerichtes zugefügt wurden. Der Vierzehnjährigen wurde vorgeworfen, ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann gehabt zu haben, der ihr Cousin war. Die Ehefrau des Mannes hatte geklagt, sie habe gesehen, wie das Mädchen mit ihrem 40-jährigen Mann gesprochen habe. Das Standgericht hatte das Mädchen und den Ehemann zu 100 Hieben mit einer Bambusrute verurteilt. Der Vater des Mädchens wurde zu einer Geldstrafe von 50.000 Taka verurteilt, umgerechnet knapp 500 Euro.
Die Polizei hat bereits vier Personen verhaftet, nach weiteren 14 werde gefahndet, berichtete die britische Zeitung The Guardian am Donnerstag (3. Februar). Ihnen wird Mord und Beihilfe zum Mord vorgeworfen. Unter den Verhafteten sind die Klägerin und der Iman des Ortes, der das Urteil nach der Scharia gefällt haben soll. Rund 90 Prozent der etwa 160 Millionen Einwohner Bangladeschs sind Muslime, von denen die meisten einen gemäßigten Islam praktizieren.
Nach dem Urteil wurde das Mädchen in ein Haus gezerrt, in dem 20 bis 25 Personen anwesend waren, darunter vier Frauen. Das Mädchen war während der Vollstreckung ohnmächtig geworden und wurde in ein Krankenhaus gebracht. Es starb nach einer Woche und wurde am Mittwoch (2. Februar) beerdigt. Zu einer Bestrafung des von dem Standgericht ebenfalls verurteilten Ehemannes kam es nicht. Der Mann ist, so berichtete die Polizei, auf der Flucht. Die Polizei hat Berichte örtlicher Medien dementiert, nach denen der Ehemann das Mädchen vergewaltigt haben soll, und die Ehefrau die Schreie des Mädchens gehört habe. Es gibt Darstellungen, nach denen die Familie des Ehemannes das Mädchen am Tag vor dem Standgericht verprügelt haben soll.
„Was für eine Art von Gerechtigkeit ist das? Meine Tochter wurde im Namen der Gerechtigkeit zu Tode geschlagen“, beklagte Dorbesh Khan, der Vater des Mädchens gegenüber der BBC. Die Tat hat in Bangladesch zu Aufregung geführt. Durch eine Fatwa verhängte Strafen sind seit 2010 illegal. Damals hatte das Oberste Gericht des Landes in einem Urteil angeordnet, dass die Behörden solche Vorfälle zu verfolgen haben, anderweitig würden sie gegen die Verfassung des Landes verstoßen. Es handelt sich um den zweiten bekanntgewordenen Fall seit der Entscheidung des obersten Gerichtes.
Im Dezember war eine vierzigjährige Frau im Bezirk Rajshahi öffentlich ausgepeitscht worden, sie starb an den Folgen der unmenschlichen Behandlung. Anlass für die Strafe war der Vorwurf, sie habe ein Verhältnis mit ihrem Stiefsohn gehabt.