Baden-Württemberg: Umweltministerin veröffentlicht erste Lärmkarten

Veröffentlicht: 22:00, 10. Sep. 2007 (CEST)
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Stuttgart (Deutschland), 10.09.2007 – Heute stellten die baden-württembergische Umweltministerin Tanja Gönner (CDU) und die Präsidentin der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW), Margareta Barth, in Stuttgart die ersten 1.000 Lärmkarten für Baden-Württemberg vor. Diese können teilweise im Internet abgerufen werden.

Die Lärmkarten kamen aufgrund der EU-Umgebungslärmrichtlinie (Richtlinie 2002/49/EG) zustande, die die Mitgliedsstaaten zu Maßnahmen gegen Lärm verpflichtet. Zunächst sollen Schallberechnungen durchgeführt werden, deren Ergebnisse in Form von Lärmkarten dargestellt werden müssen. Anschließend müssen auf Basis dieser Daten Aktionspläne gegen gesundheitsschädlichen Lärm erarbeitet werden.

Bei der Präsentation der Karten sagte Tanja Gönner: „Vor allem in dicht besiedelten Räumen gehört eine hohe Lärmbelastung zum Alltag der dort lebenden Menschen. Dauerhaft erhöhte Geräuschpegel sind ein ernst zu nehmendes Umweltproblem. Dem muss verstärkt Rechnung getragen werden.“ Einer Umfrage zufolge fühlt sich in Baden-Württemberg jeder Dritte durch Lärm belästigt. In einer Pressemitteilung des Landesumweltministeriums wird auf die durch Lärm verursachten Gesundheitsrisiken hingewiesen. Leistungsbeeinträchtigungen, Lern- und Konzentrationsstörungen sowie Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Herz-Kreislauferkrankungen könnten Folgen eines hohen Lärmpegels sein.

Der Verkehr ist erwartungsgemäß die Hauptquelle für Lärm. Tanja Gönner zitierte eine Umfrage, wonach jeder dritte Baden-Württemberger den Straßenverkehr für die hohe Lärmbelastung verantwortlich mache und sich rund 20 Prozent durch Flugverkehr und gut zehn Prozent durch Schienenverkehr belästigt fühlen. Die bisher erhobenen Daten scheinen diese subjektiven Einschätzungen zu bestätigen. „Allein in den bislang erhobenen Gebieten sind über 360.000 Menschen hohem Straßenlärm und über 30.000 Personen davon erhöhten Gesundheitsrisiken durch dauerhaft hohe Lärmpegel ausgesetzt“, heißt es in der Pressemitteilung des Ministeriums. Die zweite Personengruppe muss mit einer Lärmbelastung von über 60 Dezibel leben. Am größten ist die Belastung im Filder-Raum bei Stuttgart mit dem Flughafen und der viel befahrenen Bundesautobahn 8.

Die Ergebnisse der Lärmberechnungen decken 4.100 Quadratkilometer, also über zehn Prozent der Landesfläche ab. Noch nicht berücksichtigt sind Stuttgart, Mannheim und Karlsruhe, die drei größten Städte des Landes. Diese Städte erstellen die Karten selbst und wollen ihre Resultate laut „Stuttgarter Nachrichten“ bis Ende Oktober dieses Jahres im Internet veröffentlichen.

Die Umweltministerin des Landes appellierte an die Industrie, dem Lärm bei der Produktion einen angemessenen Stellenwert einzuräumen und die Geräuschemissionen weiter zu verringern. Die veröffentlichten Lärmkarten versteht Margareta Barth neben einer zentralen Lärmdatenbank als Service für die Städte und Gemeinden im Land, die nun bis August 2008 Aktionspläne erstellen müssen und dabei von der Landesregierung mit einer Million Euro unterstützt werden.

Start- und Landebahn des Stuttgarter Flughafens

Während die Umweltministerin die Lärmkarten als „Meilenstein in der Lärmbekämpfung“ einstufte, kritisieren Vertreter der Opposition im Stuttgarter Landtag die Ministerin für ihre Maßnahmen gegen Lärm. Die Landtagsabgeordnete Rosa Grünstein (SPD) bezeichnete die Erstellung der Lärmkarten laut „Stuttgarter Nachrichten“ als „wichtige Hausaufgabe des Landes“. Sie sagte aber, dass man lärmgeplagten Menschen nur mit echten Maßnahmen helfen könne. Als Beispiel nannte die Abgeordnete den Verzicht auf eine zweite Startbahn am Stuttgarter Flughafen.

Gisela Splett, die umweltpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion der Grünen, fordert in einer Pressemitteilung ein schnelleres Tempo bei der Erstellung und Umsetzung der Lärmaktionspläne. „Die Grünen kritisieren, dass die Lärmaktionspläne in den nächsten Jahren nur für extrem hoch belastete Bereiche erstellt werden sollen“, heißt es in der Pressemitteilung der Landtagsfraktion. Die Landtagsfraktion der Grünen kritisiert, dass die Landesregierung für das Erstellen von Aktionsplänen deutlich höhere Werte voraussetzt als die Werte, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen wurden. Gisela Splett erklärte, dass die Karten ohne die EU-Richtlinie wohl nicht zustande gekommen wären. Kritik übt die Landtagsfraktion an der Verkehrspolitik der Landesregierung insgesamt: „Statt neuer Startbahnen und einem weiteren Ausbau des Fernstraßennetzes brauchen wir Tempolimits und eine Stärkung des öffentlichen Verkehrs“, lautet eine Aussage aus ihrer Pressemitteilung. Dennoch begrüßen auch die Grünen im Stuttgarter Landtag die nun vorgelegten Karten, weil sie betroffenen Bürgern Argumente lieferten.

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Quellen