Apple will Smartphones von Samsung verbieten

Veröffentlicht: 19:46, 28. Aug. 2012 (CEST)
Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen.

San José (USA), 28.08.2012 – Nach einem entscheidenden Sieg im Patentstreit geht Apple zum Angriff über: Am Montag wurde ein Antrag auf das Verbot von acht Samsung-Geräten eingereicht. Betroffen sind vier Varianten des Galaxy S2, zwei Galaxy S – Modelle, das Galaxy Prevail und das Droid Charge. Die Anhörung ist für den 20. September angesetzt.

Hintergrund: Am Freitag hatte ein Gericht in San Jose, USA, den südkoreanischen Smartphone-Hersteller Samsung für schuldig befunden, mit vielen seiner Geräte Patente von Apple zu brechen. Funktionen und die Gestaltung von insgesamt 28 Geräten waren nach Ansicht der neunköpfigen Geschworenenjury von iPhone und iPad kopiert. Es ging beispielsweise um die Pinch-to-zoom-Geste zum Vergrößern von Bildern. Das Urteil trifft bislang nur den amerikanischen Markt.

Die Schadenssumme beläuft sich auf umgerechnet rund 838 Millionen Euro. Ursprünglich hatte Apple fast 2 Milliarden Euro gefordert.

Samsung überarbeitet nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters bereits viele seiner Geräte, um einer einstweiligen Verfügung zu entgehen. Gleichzeitig wollen die Südkoreaner in Revision gehen, notfalls vor dem amerikanischen Supreme Court. Eine Konterklage, dass Apple fünf Samsung-Patente verletzt habe, wurde abgelehnt. Das Urteil sei „kein Gewinn für Apple, sondern eine Niederlage für die amerikanischen Konsumenten“ erklärte Samsung. John Quinn, Anwalt von Samsung, sagte: „Diese Entscheidung darf keinen Bestand haben, denn sie würde Innovation entmutigen und die Rechte von Kunden einschränken, selbst eine Wahl zu treffen“.

Samsung beantragte auch bereits die Aufhebung des vorläufigen Verkaufsstopps für das Galaxy Tab 10.1; die Geschworenen konnten hier keine Patentverletzung feststellen. Im Juni war Apples Antrag auf die Einstweilige Verfügung gegen das Gerät stattgegeben worden.

Folgen des Urteils

Wenngleich die vom Gerichtsurteil betroffenen Geräte größtenteils bereits keine große Rolle mehr auf dem weltweiten Mobilfunk-Markt spielen, könnte Apple über den Sieg auch das aktuelle Samsung Galaxy S III angreifen.

Das Urteil wird nach Ansicht vieler Experten Hersteller von Smartphones dazu zwingen, ihre Geräte umzubauen und neu zu designen, um sich deutlich von den Apple-Produkten abzuheben. Speziell Samsung wird womöglich die Veröffentlichung neuer Geräte verschieben, um sie zu überarbeiten. Damit hat Apple vor dem Start des neuen iPhone 5 einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Konkurrenz.

Reuters zitiert das Fazit des Analysten Ben Reitzes: “Die Entscheidung markiert einen wichtigen Sieg für Apple gegen Android. Mitbewerber könnten sich nun zweimal überlegen, wie sie bei Smart Mobility-Geräten mit dem klaren Innovator der Industrie konkurrieren“ und weiter „Wenn Apple Mitbewerber dazu zwingt, innovativer zu sein, könnte es länger dauern, bis Konkurrenzprodukte auf den Markt kommen, und deren Entwicklung würde teurer werden“.

Die Aktie von Samsung fiel nach dem Urteil um etwa acht Prozent, das entspricht ca. 10 Milliarden Euro. Das war das größte Tagesminus seit vier Jahren. Erwartungsgemäß stieg hingegen die Apple-Aktie auf ein neues Rekordhoch. Am Montag kletterte sie auf bis zu 682 US-Dollar.

Der Streit dreht sich nur oberflächlich um die Smartphones. Wie die NY Times berichtet, will Apple Googles Betriebssystem Android attackieren, das in vielen Geräten installiert ist. Bereits Firmengründer Steve Jobs hatte gegenüber seinem Biographen Walter Isaacson Android als „ein gestohlenes Produkt“ bezeichnet. Die Zeitung schreibt auf ihrer Internetseite weiter, weltweit würden für jedes iPhone mehr als drei Android – betriebene Smartphones verkauft. Viele davon könnten von Apples „Patentstreitzug“ betroffen werden.

Themenverwandte Artikel

Quellen