Antarktis: Polarstern-Expedition entdeckt viele neue Tierarten

Artikelstatus: Fertig 20:32, 26. Feb. 2007 (CET)
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Bremerhaven (Deutschland), 26.02.2007 – Vor der Küste der Antarktis haben Wissenschaftler während einer neun Wochen dauernden Expedition zahlreiche neue Tierarten entdeckt. Sie fanden unter anderem 15 bisher unbekannte Amphipodenarten, die zu den Flohkrebsen gehören, eine neue Seeanemonen-Art und ein neues Nesseltier. Einer der neu entdeckten Amphipoden ist fast zehn Zentimeter lang und gehört damit zu den größten Amphipoden in den antarktischen Gewässern.

Flohkrebs aus dem Meeresplankton
Forschungseisbrecher Polarstern

Unter Leitung des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung mit Sitz in Bremerhaven waren 52 Wissenschaftler aus 14 Ländern zwischen November 2006 und Januar 2007 neun Wochen lang an Bord des deutschen Forschungsschiffes „Polarstern“ vor der Küste der Antarktis unterwegs. Zu dem Arbeitspensum der Wissenschaftler gehörte neben fischereibiologischen Studien und Walbeobachtungen die Untersuchung der Auswirkungen des Klimawandels auf die Artenvielfalt in den antarktischen Gewässern.

Während ihres Aufenthalts im Weddellmeer, in den Gewässern rund um die Antarktische Halbinsel und in der Bransfieldstraße erforschten sie dabei auch die Gebiete im Bereich des Larsen-A-B-Schelfeises, in denen in den letzten zwölf Jahren insgesamt 10.000 Quadratkilometer Schelfeis abgebrochen waren. Der Abbruch des Schelfeises hat Meeresboden freigelegt, der vorher für Schiffe unerreichbar war. Bei der Erforschung des Meeresbodens setzten sie unter anderem ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug (Remotely Operated Vehicle, kurz ROV) ein, das mit Video- und Fotokameras ausgestattet war.

In 830 Metern Tiefe fanden die Wissenschaftler eine kalte Quelle, ein so genanntes „Cold Seep“, deren Existenz zuvor nur aus Videoaufnahmen bekannt war. Hier steigt aus einer Ansammlung von Muschelschalen sulfat- und methanhaltiges Wasser auf. In einer derartigen Umgebung können bestimmte Bakterienarten leben, und es kann sich dort eine einfache Lebensgemeinschaft entwickeln, die auch ohne Sonnenlicht existieren kann.

Bei den Walbeobachtungen wurden Zwergwale oft nahe am Packeis gesichtet. Die seltenen Schnabelwale trafen die Forscher besonders häufig im Gebiet von Elephant Island an. Dr. Meike Scheidat vom Forschungs- und Technologiezentrum Westküste der Universität Kiel staunte: „Es war überraschend zu sehen, dass die neuen Lebensräume so schnell besiedelt werden.“

Larve eines Eisfisches

Die fischereibiologischen Untersuchungen rund um die Inseln westlich und nördlich der Antarktischen Halbinsel ergaben, dass der Marmorbarsch (Notothenia rossii) und der Gelbbauchnotothenia (Notothenia coriiceps) häufiger vorkamen als in einer Vergleichsstudie von 2003, während im gleichen Zeitraum die Bestände vom Bändereisfisch (Chaemopsocephalus gunnari) und vom Scotiasee-Eisfisch (Chaenocephalus aceratus) abnahmen.

Mit der vollständigen Auswertung der wissenschaftlichen Daten und der gesammelten Proben werden die Institute in der Heimat Monate bis Jahre beschäftigt sein. Erste Ergebnisse werden die Wissenschaftler aber schon auf einem Symposium im September dieses Jahres präsentieren.

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Quellen