Anklage gegen Wikileaks-Informant Bradley Manning

Veröffentlicht: 11:11, 24. Feb. 2012 (CET)
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Fort Meade (USA), 24.02.2012 – 22 Anklagepunkte, darunter auch die Unterstützung des Feindes, werden ihm vorgeworfen: Soldat Bradley Manning wurde am Donnerstag auf dem Militärstützpunkt Fort Meade in dem US-Staat Maryland formell angeklagt. Noch ist kein Datum für den Beginn des Prozesses festgelegt; die Staatsanwaltschaft bevorzugt den 3. August, Mannings Verteidigung möchte jedoch bereits spätestens im Juni beginnen. Seit 635 Tagen sei Manning nun in Haft, sagte sein Anwalt David Coombs am Donnerstag. „Ginge es nach der Regierung, würden es über 800 Tage sein, ehe die Verhandlung tatsächlich beginnt“.

Der 24-Jährige könnte bei einer Verurteilung lebenslang in Haft gehen. Allein für den Vorwurf der Unterstützung des Feindes droht ihm die lebenslange Haftstrafe, die anderen Anklagepunkte ergeben zusammen etwa 150 Jahre Haft. Seine Verteidigung hatte bei einer Anhörung im Dezember bereits 30 Jahre Haft für angemessen erklärt, da durch die Veröffentlichungen kein Schaden entstanden sei. Manning selbst hat sich bislang weder für schuldig noch für unschuldig bekannt. Diese Entscheidung muss er bis zum Ende der Hauptverhandlung treffen.

Die US-Medien sprechen vom schwersten Fall des Geheimdienstverrates in der amerikanischen Geschichte: Manning wird vor allem vorgeworfen, 2010 während seiner Stationierung als Geheimdienst-Analyst im Irak 700 000 teilweise geheime Dokumente an die Plattform Wikileaks gesandt zu haben, darunter auch ein Video aus dem Jahre 2007, das den tödlichen Angriff eines US-Helikopters auf mehrere Zivilisten und zwei Reporter der Nachrichtenagentur Reuters zeigt. Im Mai des selben Jahres wurde er auf seinem Stützpunkt in der Nähe von Bagdad festgenommen. Nach Angaben der Ermittler wurden auf seinem Computer die Kontaktdaten von Julian Assange, dem Gründer der Wikileaks-Plattform, und zahlreiche militärische Dokumente gefunden. Die Anklage wirft Manning vor, „konstant, bewusst und methodisch“ interne Dokumente von den regierungseigenen Computern gezogen zu haben.

Die Verteidigung argumentierte, auch andere hätten Zugang zu Mannings Computer an dessen Arbeitsplatz gehabt. Der junge Soldat sei emotional aufgewühlt gewesen, auch weil er als Homosexueller nach einem Outing aus der amerikanischen Armee geworfen worden wäre. Außerdem seien Mannings offensichtliche Nichtbeachtung der Sicherheitsregeln während seines Trainings in den Staaten sowie zunehmend gewalttätige Ausbrüche nach seiner Versetzung in den Einsatz Warnsignale gewesen, nach denen ihm der Zugang zu geheimen Dokumenten hätte verwehrt werden sollen.

Am 15. März soll die nächste Anhörung stattfinden. Mannings Unterstützer setzten sich unterdessen weiter für ihn ein. Das „Bradley Manning Support Network“ forderte bessere Haftbedingungen, die deutsche Schriftstellervereinigung PEN dankte ihm „für den Verrat unwürdiger Geheimnisse“. In Island wurde Manning von der Aktivisten-Partei „The Movement“ für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.

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