Alternative Nobelpreise 2009: Politisches und soziales Engagement zum Wohle der Menschen gewürdigt
Veröffentlicht: 17:48, 13. Okt. 2009 (CEST) Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen. |
Stockholm (Schweden), 13.10.2009 – Der sogenannte alternative Nobelpreis, der seit 1980 auf Initiative Jakob von Uexkülls vergeben wird und offiziell „Right Livelihood Award“ heißt, geht in diesem Jahr an vier Personen aus Kanada, dem Kongo, Neuseeland und Äthiopien. Mit dem Preis wird ihr besonderer Einsatz für drängende Probleme regionaler oder globaler Art gewürdigt.
Den undotierten Ehrenpreis erhält David Suzuki aus Kanada, von Beruf Zoologe und Fernsehmoderator, für sein Lebenswerk. Der 1936 in Japan geborene Suzuki rief 1979 das Wissenschaftsmagazin „The Nature of Things“ (Die Natur der Dinge) ins Leben, das inzwischen in über 80 Ländern ausgestrahlt wird und in dem er unermüdlich vor den Gefahren des Klimawandels warnte. Ole von Uexküll von der Stiftung, die den Preis jedes Jahr vergibt, sagte über den Preisträger: „Suzuki hat vielleicht noch intensiver als Friedensnobelpreisträger Al Gore mit seinem berühmten Film über den Klimawandel aufgeklärt.“
Für seinen Einsatz für die Erhaltung des Regenwaldes in seiner Heimat, dem Kongo, wurde René Ngongo ausgezeichnet. Der 1961 in Kisangani geborene Biologe gründete 1994 die Umweltorganisation „Ocean“ (Organisation Concertée des Ecologistes et Amis de la Nature), die sich mit vielfältigen Aktionen gegen die Abholzung der Regenwälder im Kongo einsetzt. Wie er dazu kam, sich für den Schutz des Regenwaldes zu engagieren, beschreibt er in einem Interview, das er Greenpeace 2007 gegeben hat so: „Ich denke, jeder von uns hatte ganz besondere und ganz eigene Schlüsselerlebnisse. Für mich war das der Augenblick, als man mir eine Satellitenkarte des Kongos zeigte und ich selbst sah, wie weit die Entwaldung schon fortgeschritten war. Ich habe gemerkt, dass es schon auf allen Ebenen und in sehr vielen Richtungen Firmen gibt, die sich des Holzes bemächtigen und was das für die Bevölkerung bedeutet.“
Alyn Ware (47) stammt aus Neuseeland. Er erhält den Preis für „seinen Einsatz und seine internationalen Initiativen über zwei Jahrzehnte zur Stärkung der Friedenserziehung und Schaffung einer atomwaffenfreien Welt“. Ware ist einer breiteren Öffentlichkeit kaum bekannt und wirkt mehr im Hintergrund. Er hat mehrere friedenspolitische Initiativen ergriffen und wirkt in mehreren Organisationen mit. So ist er Mitbegründer und Koordinator des Parlamentarischen Netzwerks für Nukleare Abrüstung und Nichtverbreitung (PNND). Dabei handelt es sich um ein Forum für Politiker, die Strategien für die nukleare Abrüstung entwickeln wollen. Das Netzwerk berät Abgeordnete bei Gesetzesinitiativen in ihren Parlamenten. Außerdem arbeitet Ware in der „Peace Foundation“ mit, die sich der Verbreitung einer Friedenspädagogik für Kinder verschrieben hat, und berät das „Anwaltskomitee für Atompolitik“ (USA) und die „Internationale Organisation der Anwälte gegen Atomwaffen“. Ware gehört auch zu den Unterstützern des weltweiten Marsches für Frieden und Gewaltfreiheit, der am 2. Oktober 2009 begann und zu dem auch von vielen anderen bedeutenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aufgerufen wird.
Vierte Preisträgerin ist die australische Ärztin Catherine Hamlin (85), die seit 1959 in Äthiopien als Hebamme und Gynäkologin arbeitet. Zusammen mit ihrem Mann entwickelte sie eine Behandlungsmethode zur Behandlung von Frauen, die bei der Geburt ihrer Kinder innere Verletzungen der Blasenwand erlitten, einer in Europa kaum bekannten Krankheit. In Afrika leiden tausende Frauen unter dieser Krankheit. Hamlin gründete ein eigenes Hospital zur Behandlung der Krankheit und kann so bis zu 3.000 Mütter jährlich behandeln. Ein Drittel ihrer Patientinnen stammt aus Äthiopien. In der Begründung für die Verleihung des Preises heißt es, sie erhalte den Preis, weil sie sich „seit 50 Jahren der Behandlung von Patientinnen mit Geburtsfisteln widmet und dabei die Gesundheit, Hoffnung und Würde von Tausenden ärmster afrikanischer Frauen wiederhergestellt hat“. Das von ihr gegründete Krankenhaus wird ausschließlich durch Spenden finanziert.
Hamlin, Ware und Ngongo teilen sich das Preisgeld von 150.000 Euro. Die Preisverleihung findet am 9. Dezember im schwedischen Parlament statt. Der alternative Nobelpreis definiert sich in Abgrenzung zum offiziellen Nobelpreis, der vor allem Preisträger aus der westlichen Welt auszeichnet und an feste Kategorien gebunden ist. Für den alternativen Nobelpreis kann jeder Vorschläge einbringen. Ausgezeichnet werden Menschen, die sich durch besonderes Engagement bei der Lösungen von Problemen auszeichnen und dafür praktische Lösungen anbieten. Die Jury begründete ihre Wahl mit den Worten, es würden dieses Jahr Menschen ausgezeichnet, die sich Verdienste dabei erworben hätten, um „den Klimawandel zu begrenzen, die Welt von Atomwaffen zu befreien und um lebenswichtige medizinische Behandlung auch für die Armen und Benachteiligten bereitzustellen“.
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Weblinks
Quellen
- www.nachrichten.ch: „Alternativer Nobelpreis geht an Klimaschützer Suzuki“ (13.10.2009)
- AFP via google.com: „Alternative Nobelpreise für Klima-Aktivisten und Atomgegner“ (12.10.2009)
- www.greenpeace.de: „Etwas Seife, Zucker, Bier für eine Unterschrift: René Ngongo Mateso und Adrien Sinafasi Makelo berichten aus dem Kongo“ (11.06.2007)
- www.spiegel.de: „Helden im Hintergrund: Alyn Ware – Missionar für weltweite Abrüstung“ (13.10.2009)
- www.faz.net: „Kampf gegen Klimawandel, Armut, Kriege ausgezeichnet“ (13.10.2009)
- www.spiegel.de: „Helden im Hintergrund: Catherine Hamlin – Ärztin bekämpft Tabu-Krankheit in Äthiopien“ (13.10.2009)
- www.theworldmarch.org: „Alyn Ware“ (13.10.2009)
- www.rightlivelihood.org: „Pressemitteilung der Right Livelihood Award Foundation“ (13.10.2009)