„Circular City“ in Heidelberg: Gebäude als Rohstoffquellen

Veröffentlicht: 05:22, 15. Feb. 2025 (CET) Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen. Wenn du einen Fehler entdeckst, melde dich bitte auf der Diskussionsseite.

„Circular City“ in Heidelberg: Gebäude als Rohstoffquellen
Heidelberg setzt auf Kreislaufwirtschaft in der Stadtentwicklung

Heidelberg (Baden-Württemberg), 15.02.2025 – Die Stadt Heidelberg möchte mit ihrem Projekt „Circular City" eine nachhaltige Stadtentwicklung fördern. Das Vorhaben zielt darauf ab, Gebäude als werthaltige „Rohstofflager“ zu betrachten und Baumaterialien effizient wiederzuverwenden. Damit setzt Heidelberg als erste Stadt Europas als Piloprojekt systematisch auf das Prinzip des Urban Mining. Im Zentrum des Projekts steht die Erstellung eines digitalen Materialkatasters für alle Gebäude in Heidelberg. Dieses Kataster soll detaillierte Informationen über die verwendeten Materialien bereitstellen und somit die Planung von Abriss- und Neubauprojekten optimieren. Mithilfe einer speziellen Software, dem „Urban Mining Screener“, wird die materielle Zusammensetzung der Gebäude anhand verschiedener Parameter wie Bauort, Baujahr und Gebäudevolumen abgeschätzt.

Bauschutt im Patrick-Henry-Village

Das ehemalige US-Militärgelände Patrick-Henry-Village (PHV) dient als Pilotprojekt für die großflächige Umsetzung des Konzepts. Hier sollen rund 5.000 neue Wohnungen entstehen, wobei das Baumaterial der nicht sanierungswürdigen Gebäuden vor Ort gesichtet, sortiert und möglichst für Neubauten vor Ort wiederverwendet werden soll. Statistisch erfasst wurden zunächst alle 325 Bestandsgebäude im PHV, die laut der Analysesoftware 465.000 Tonnen Material repräsentieren, wovon 50 % auf Beton, 20 % auf Mauersteine und 5 % auf Metalle entfallen. Gut die Hälfte dieser Gebäude sollen saniert werden, der Rest wird abgerissen und neu errichtet.

Heidelbergs Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck betont die Bedeutung des Projekts für das Ziel der Stadt, bis 2040 klimaneutral zu werden. Er strebt an, bis zu 90 % der Altmaterialien weiterzuverwenden. Neben der Reduzierung von Bauabfällen und Entsorgungskosten soll durch die lokale Materialnutzung auch das Verkehrsaufkommen minimiert werden.

Für eine echte Recyclierung in Frage kommen Baustoffe, wie Steckdosen, Fliesenspiegel, Fensterglas, Knochensteine in Frage. Von extremer Wichtigkeit ist hierbei die Frage nach der wirtschaftlichsten Form des Recyclings im Ausgleich der Kostenkomponenten Transport, Aufarbeitung, Vertrieb und Markterkundungs-Aufwand.

Die Einführung einer Kreislaufwirtschaft im Bausektor stellt jedoch auch Herausforderungen dar. Insbesondere die Trennbarkeit und Transparenz der verwendeten Materialien sowie die oft höheren Kosten für Rezyklate im Vergleich zu neuen Rohstoffen stellen wirtschaftliche Hürden dar. Mit dem „Circular City"-Projekt positioniert sich Heidelberg als Vorreiter für kreislauffähige Städte und könnte als Modell für andere Kommunen dienen. Die Herangehensweise verspricht nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch neue wirtschaftliche Chancen durch regionale Wertschöpfung und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle im Bereich des Baustoffrecyclings.

Bereits jetzt schon wird auf Heidelbergs Baustellen recycelt, vornehmlich Bodenbelags-Steingut fein-säuberlich auf Paletten gestapelt, auf das sie reibungslos in die Wiederverarbeitung überführt werden können.