ÖkoDAX - Etikettenschwindel oder das Ende einer Hoffnung?
Veröffentlicht: 18:17, 14. Dez. 2012 (CET) Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen. |
Frankfurt am Main (Deutschland), 14.12.2012 – Überschattet von den Diskussionen um die Maßnahmen zur Rettung des Euro feierte eine junge Pflanze der Deutschen Börse Mitte des Jahres 2012 ihr fünfjähriges Jubliäum: Der Aktienindex ÖkoDAX. Er wurde am 4. Juni 2007 ins Leben gerufen, besteht aus den Aktien von zehn deutschen Unternehmen, die im Bereich der Erneuerbaren Energien tätig sind, und zog durch einen rasanten Kursanstieg die Aufmerksamkeit auf sich: Innerhalb von etwas mehr als einem Monat stieg er von 764 auf 837 Punkte - eine Rückrechnung ergab eine Steigerung etwa auf den achtfachen Wert innerhalb von fünf Jahren. Dann kam die Finanzkrise und dämpfte die hohen Erwartungen.
Am 26. November 2012 sank der Kursindex des ÖkoDAX auf ein Allzeit-Tief von 42,39 Punkten und damit noch tiefer, als im Frühjahr von Analysten befürchtet worden war. Einer der größten Verlierer ist ausgerechnet ein Neuzugang: Das in den Niederlanden ansässige Unternehmen 3W Power - eine Umfirmierung von AEG Power Solutions, die u.a. Wechselrichter für Photovoltaik herstellt. Die Aktie von 3W Power verlor seit ihrem Eintritt beim ÖkoDAX am 18. Juni 2012 rund die Hälfte ihres Wertes, der ÖkoDAX selbst büßte im gleichen Zeitraum rund ein Drittel ein.
Mit dem Begriff „Öko“ im Sinne von ökologisch oder umweltfreundlich hat der Aktienindex allerdings wenig zu tun. Eine inhaltliche Prüfung etwa auf ökologische Verträglichkeit findet nicht statt. Aufnahmekriterien sind ausschließlich die Zugehörigkeit zu einer Branche, die Notierung im Prime Standard - dem Börsensegment der Frankfurter Wertpapierbörse mit den höchsten Transparenzstandards - und die knallharten Zahlen des Börsengeschäfts. Kriterien der Nachhaltigkeit, wie sie etwa der US-amerikanische Dow Jones Sustainability Index oder der Natur-Aktien-Index verwenden, werden nicht berücksichtigt.
Viele Mitglieder des ÖkoDAX waren verstärkter Konkurrenz seitens asiatischer Unternehmen ausgesetzt oder wurden aufgekauft. So wurde die Windenergiefirma REpower Systems, deren Aktie beim Start des ÖkoDAX 134 Euro gekostet hatte, im Jahre 2011 von dem indischen Windturbinenhersteller Suzlon Energy übernommen. Solarworld, Aktie des Jahres 2004 und von Anfang an Mitglied im ÖkoDAX, notierte zunächst mit einem Kurs von 31,22 Euro und stieg im Jahre 2007 auf 44,50 Euro. Das Photovoltaikunternehmen machte im November 2008 mit einem Vorschlag zur Rettung des Autobauers Opel Schlagzeilen. Nach einer Analyse des Handelsblattes vom Januar 2010 ging die SolarWorld-Aktie durch ihren Börsengang als beste Aktie der vorangegangenen 10 Jahre hervor. Im November 2012 landete sie - teilweise infolge der chinesischen Konkurrenz - ebenfalls auf einem historischen Tief von 0,93 Euro.
Das Hamburger Unternehmen Conergy gehört ebenfalls seit Beginn zum ÖkoDAX. Urspünglich war der Konzern in drei Bereichen der erneuerbaren Energien aktiv, musste aber im Laufe der Jahre verschiedene Geschäftsaktivitäten aufgeben bzw. Firmen verkaufen. Der Aktienkurs lag zunächst bei 97,89 Euro, war aber bis Januar 2010 auf 4,66 Euro gesunken. Im Juli 2012 hatte die Aktie mit rund 15 % im ÖkoDAX den höchsten Anteil und bestimmte den Kurs dieses Index wesentlich mit. Der mittlere Aktienkurs lag im ersten Halbjahr 2012 bei 0,47 Euro. Für den 18. Dezember 2012 wurde eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen, da sich durch die Verluste der Wert des Grundkapitals halbiert habe.
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Quellen
Bearbeiten- www.conergy-group.com: „Einladung zur außerordentlichen Hauptversammlung am 18.12.2012“ (27.11.2012)
- www.dax-indices.com: „Außerordentliche Änderung in der Indexzusammensetzung des ÖkoDAX“ (23.10.2012)
- www.welt.de: „ÖkoDax stürzt auf historisches Tief“ (03.04.2012)
- www.welt.de: „Solarworld heißt die Top-Aktie des Jahres 2004“ (30.12.2004)