Senegal: Drei Präsidentschaftskandidaten vorübergehend festgenommen

Artikelstatus: Fertig 21:49, 28. Jan. 2007 (CET)
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Dakar (Senegal), 28.01.2007 – Am Samstag nahm die Polizei rund ein Dutzend Oppositionsanhänger, unter ihnen drei Präsidentschaftskandidaten, vorübergehend fest. Mehrere hundert Menschen waren einem Aufruf von rund 20 Oppositionsparteien und Nichtregierungsorganisationen zu einer Demonstration gegen den senegalesischen Präsidenten Abdoulaye Wade in Dakar gefolgt, obwohl die Behörden den Protestmarsch einen Tag zuvor verboten hatten.

Abdoulaye Wade mit US-Präsident Bush (2001)

Bei den drei vorübergehend festgenommenen Kandidaten für die Präsidentschaftswahl am 25. Februar handelt es sich um Ousmane Tanor Dieng von der Sozialistischen Partei, Moustapha Niasse von der „Allianz der Fortschrittskräfte“ (AFP), der 1993 und von 2000 bis 2001 Premierminister des Senegal sowie UN-Sondergesandter war, und um Abdoulaye Bathily vom Bündnis LD/MPT. Insgesamt befanden sich mindestens sechs führende Oppositionspolitiker zeitweise in Polizeigewahrsam. Nach Angaben von Augenzeugen wurde Moustapha Niasse vor seiner Festnahme am Nacken durch eine Straße geschleift. Mata Sy Diallo, Leiterin der Frauenabteilung der AFP, soll nach dem Tränengaseinsatz ohnmächtig geworden und von einem Krankenwagen weggebracht worden sein.

Laut Reuters setzte die Polizei Tränengas und Schlagstöcke gegen die Oppositionsanhänger ein. Anschließend wurden vereinzelte Protestierende von Polizisten in den Straßen des Armenviertels Medina verfolgt. Die festgenommenen Oppositionsführer wurden nach fünf Stunden Aufenthalt in der Polizeizentrale von Dakar freigelassen. Nach seiner Freilassung sagte Moustapha Niasse einem Bericht von Reuters zufolge, dass Präsident Abdoulaye Wade die Polizei mit elektrischen Schlagstöcken ausgerüstet habe, die auf der Demonstration zum Einsatz gekommen sein sollen. „Wir werden an der Wahl teilnehmen und das Volk wird entscheiden“, sagte der Oppositionspolitiker weiter. Leopold Diouf, der die Sicherheitskräfte des Landes überwacht, sagte laut „Associated Press“, dass die Polizei mit der Auflösung der Demonstration ihre Hausaufgaben gemacht habe, da die Demonstration verboten war. Die Vorsitzenden der Oppositionsparteien sagten dagegen, dass die Stadt ihnen noch nie eine Demonstration genehmigt habe.

Die Demonstranten forderten freie und faire Wahlen. Eine weitere Forderung war ein früherer Termin für die Parlamentswahl. Amtsinhaber Abdoulaye Wade gilt Medienberichten zufolge als Favorit bei der im nächsten Monat stattfindenden Präsidentenwahl. Vertreter der Opposition hatten ihm wiederholt vorgeworfen, politische Gegner zu verhaften und die Parlamentswahlen mehrmals verschoben zu haben, mutmaßlich, weil ein Ende der Mehrheit von Wades Regierungskoalition gedroht habe. Die Regierung hatte die Parlamentswahl, die bereits im letzten Jahr stattfinden sollte, abgesagt und auf Februar dieses Jahres verschoben. Vor zwei Wochen verschob das Innenministerium die Wahl erneut; dieses Mal auf Juni dieses Jahres. In der jüngsten Vergangenheit war der westafrikanische Staat in Sachen Demokratie häufig als ein positives Beispiel im Vergleich zu anderen afrikanischen Staaten angeführt worden.

Quellen